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3xhab ich gern gelesen
geschrieben von Onivido kurt.
Veröffentlicht: 07.10.2022. Rubrik: Unsortiert


Die Schwiegermutter

Drei Jahre bin ich schon verlobt mit Yolanda Rodriguez, der ältesten Tochter einer mittelständischen Familie. Nächsten Monat heiraten wir. Yolandas Mutter ist keineswegs der Drachen, als der Schwiegermütter weltweit verrufen sind. Sie ist liebenswürdig, stets gut gelaunt und wenn ich das einmal sagen darf, toll gebaut, sie ist ja nur knappe 19 Jahre älter als ihre Tochter. Sie hat die ganze Hochzeit arrangiert, die Kirche, die Musik, den Fotografen, das Banket, die Blumen, die Einladungen.

Ja, und von wegen Einladungen, vor ein paar Tagen rief sie mich an und bat mich bei Gloria vorbeizufahren, um eben diese Einladungen abzuholen, die jene bei einem Freund zu einem Vorzugspreis hatte drucken lassen. Gloria ist die Busenfreundin meiner zukünftigen Schwiegermutter. Sie ist ein paar Jahre jünger als diese, ein bischen verrückt und geschieden. Was immer der Scheidungsgrund gewesen sein mag, ihr Körperbau hatte bestimmt nichts damit zu tun gehabt. Der ist spektakulär und sie weiss ihn auch zur Geltung zu bringen.

So stahl ich mich also gegen 10 Uhr Vormittags aus dem Büro und fuhr in meinem Ford Explorer zu Gloria. Ich parkte verkehrswidrig an der Ecke und ging hundert Schritte zu Fuss bis zum Wohnblock in dem sie haust.
Eine verschlafene, erotisch raue Stimme antwortete aus der Gegensprechanlage auf mein Klingeln.
“Quien es – wer ist dort??”
“Ich bins, Martin”
“Mein Gott! Wie spät ist es denn? Einen Augenblick!”
Der Türöffner summte. Rasch ging ich zu dem wartenden Aufzug, drückte auf den zwölften Stock und stellte mir im Aufwärtsfahren vor, wie Gloria mich wohl empfangen würde.
Die Wirklichkeit übertraf meine kühnsten Ahnungen.
“Komme schon”, rief sie aus den tiefen der Wohnung als ich läutete. Dennoch dauerte es eine Weile bis sich die Tür öffnete.
Und da stand sie in einen Morgenmantel gehüllt, oder besser gesagt durch den Morgenmantel enthüllt, das Kleidungssstück war ziemlich transparent, ausserdem war es keinesfalls bis zum Hals zugeknöpft und überdies entblöste es einen herrlichen Schenkel.
Ich glaube, ich glotzte sie an. Gloria schien meine Verwirrung nicht zu bemerken. Sie küsste mich zur Begrüssung auf die Wange, ein bischen sehr nahe an meinen Mund - war es wirklich so oder war es nur Einbildung – Wunschdenken?
Dann führte sie mich in die Küche, vorbei an dem offenen Schlafzimmer mit einem breiten, einladenden Bett. Sie servierte mir einen Kaffee. Den Zweck meines Besuches schien sie vergessen zu haben, jedendfalls machte sie keine Anstalten mir die Einladungen auszuhändigen. Im Gegenteil sie setzte sich mir gegenüber, kreuzte die Beine, was den Morgenrock von ihren Schenkeln gleiten liess, sah mich lächelnd an und meinte tiefsinnig:
“In ein paar Wochen, bist du verheiratet, vorbei mit galanten Abenteuern, vorbei mit Sex pur. Na ja, man kann eben nicht alles haben. Es ist ja auch an der Zeit, dass du seriös wirst.”
Sprachs, erhob sich, wobei sich der Morgenmantel bis zum Nabel öffnete, schritt auf hohen Stöckelschuhen zum Schrank und zog ein Paket mit Briefumschlägen aus einer Schublade.
“Das sind nicht alle”, sagte sie,”den Rest habe ich im Schlafzimmer.”

Sie fasste mich bei der Hand und zog mich hinter ihr her in ihr Schlafgemach. Aus dem Nachttischchen holte sie einen weiteren Stapel Umschläge, setzte sich aufs Bett und verriet mir, dass ihr kleiner Sohn nicht vor 1 Uhr Nachmittags nach Hause kommen würde, sie wolle seine Abwesenheit ausnützen um sich im Bett von den Strapazen der gestrigen Nachtschicht - sie arbeitet in der Rezeption im Prominentenhotel Melia - zu erholen.
Ich atmete tief, fast riss ich ihr die Umschläge aus der Hand, und eilte zum Ausgang. Ungeduldig trat ich von einem Bein aufs andere während ich im Aufzug nach unten fuhr. Das Blut pochte in meinen Schläfen, mein Mund war trocken, immer noch roch ich das Parfüm Glorias. Im Laufschritt erreichte ich meinen Ford.

Dort erwartete mich freundlich lächelnd meine zukünftige Schwiergermutter, umarmte mich, drückte mich an ihren gar nicht mütterlichen Busen und gestand mir etwas verlegen und wie um Verzeihung bittend, dass mein Besuch bei Gloria eine Probe meiner Treue und Standhaftigkeit gewesen war.
Ein Glück, dass ich die Kondome nicht bei mir gehabt hatte, sondern wie gewöhnlich im Handschuhfach meines Explorers.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Ernst Paul am 07.10.2022:

„Und ewig lockt das Weib“. Dieser Satz gilt immer. Sehr gerne, ein „gern gelesen“.




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 07.10.2022:

Schöne Geschichte, Onivido. Was wäre geschehen, wenn Martin nicht hätte widerstehen können, oder falls die Schwiegermutter selber tätig geworden wäre? Dafür gäbe es bestimmt genügend Beispiele - ich vermute, das alles geschah in einem Land mit ausgeprägtem Machismo. Saludos.




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 07.10.2022:

@ anschi, kleine Korrektur: das lyrische 'Ich' wird ausschließlich bei lyrischen Texten so genannt - in einem Prosaformat nennt man es 'Erzähler'. Gruß, Horst




geschrieben von Onivido kurt am 07.10.2022:

Ja, anschi es ist bestimmt keine Geschichte , die jemand vom Hocker holt. Leider ist es mir nicht gegeben eine solche zu schreiben. Zu der Sache mit dem Saubermännchen moechte ich noch anfuehren, dass du offensichtlich den letzten Satz , vermutlich aus Unmut, gar nicht gelesen hast, oder vielleicht einfach nicht zu deuten wusstest, obgleich sein Verstehen keine besondere Begabung voraussetzt. "Ein Glück, dass ich die Kondome nicht bei mir gehabt hatte, sondern wie gewöhnlich im Handschuhfach meines Explorers." Beste Gruesse nach Muenchen///Onivido




geschrieben von Onivido kurt am 07.10.2022:

Hola Horst, was ich in dieser Geschichte versucht habe zu schildern ist grotesk und in Europa vollkommen unmoeglich , glaube ich. In meinem Umfeld bin ich von der Unmoeglichkeit nicht ueberzeugt. Dass der zukuenftige Ehemann ohne Hintergedanken bei der Dame aufkreuzte ist daraus zu ersehen, dass er die Kondome im Auto gelassen hatte. Dass er das als einen gluecklichen Umstand empfand, bedeutet, dass er andernfalls der Versuchung nicht haette widerstehen koennen. Saludos///Onivido




geschrieben von Onivido kurt am 07.10.2022:

@Ernst Paul. Es freut mich wirklich sehr, dass dir das Geschichtlein gefallen hat. Gruesse///Onivido




geschrieben von Novelle am 07.10.2022:

Mir gefällt der Spannungsbogen der Geschichte.




geschrieben von Gari Helwer am 07.10.2022:

Onivido, mich hat die Geschichte zum Schmunzeln gebracht! Ein "macho-haftes" Verhalten kann ja auch schnell mal als Tragödie enden... ;-) Liebe Grüße!




geschrieben von Onivido kurt am 07.10.2022:

@Novelle. Es freut mich , dass du der Geschichte etwas abgewinnen konntest




geschrieben von Onivido kurt am 07.10.2022:

@Gari-"mich hat die Geschichte zum Schmunzeln gebracht!" Das sollte sie. Ich freue mich, dass es sogar manchmal funktionierte. Den Hinweis auf Machismo verstehe ich nicht. Der Erzaehler ist doch ein ganz normaler Durchschnittsmann. Gruesse///Onivido

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