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geschrieben 2018 von Pascal Bernotat (Pascal_B2000).
Veröffentlicht: 30.09.2018. Rubrik: Historisches


Ein Ende ohne Hoffnung

»Alle Mann wieder an die Arbeit!« hallt es über den mit lauter gestreiften Menschen gefüllten Platz.
Überall Ermüdungserscheinungen. Ariel hält es nicht mehr aus. Er kann doch nichts dafür.
Es ist nicht seine Schuld.
Und trotzdem stehen Bemerkungen der Nobiswirte [1] wie »Dreck« oder »Ungeziefer« an der Tagesordnung.
Nach getaner Arbeit werden die Sträflinge der Baracke 18, zu denen auch Ariel gehört, dazu aufgefordert, sich in einer Reihe aufzustellen und auf weitere Instruktionen der Nobiswirte zu warten.
»Keine Sorge, Ariel – wir werden bestimmt nur wieder durchgezählt.« spricht Freund Shimon angsthemmend zu ihm.
»Riechst du seit 2 Tagen eigentlich auch diesen furchtbaren Gestank?« fragt Ariel.
»Ja, müssen alte Kleider sein.« antwortet Shimon.
Ariel erinnert sich indessen an die schönen Momente seines Lebens: die, in denen er mit seinem Vater Urlaube verbrachte und die gemeinsame Zeit genossen hat.
»Weißt du, mein lieber Ariel... eines darfst du gewiss nie verlieren: die Hoffnung. Sie ist es, die uns am Leben hält, uns Kraft gibt und somit dafür sorgt, dass wir nicht wie Mamas alter Klappstuhl bei hoher Last zusammenklappen.«
Sein Vater musste es wissen; so war er doch bis zu seiner Internierung Professor für Philosophie an der Universität Warschau gewesen.
Er wollte seinen Vater bei einer Universitätsveranstaltung besuchen und musste während seines Beitrages mitansehen, wie dieser von Soldaten aus dem Hörsaal abgeführt wurde, weil er darüber gesprochen hatte, wie Manipulationen Menschen steuern und verändern können.
Das war das letzte Mal, dass er ihn gesehen hat.
Ariel fängt an leise zu weinen und spricht stotternd: »Shimon... ich vermisse meinen Vati.«
»Ich meinen auch, Ariel. Ich meinen auch.«
»Aber Ariel, ich habe vorgestern eine Zeitung aus einem Kontrollturm entwenden können. Da stand geschrieben, dass der Krieg so gut wie vorbei ist. Die Nobiswirte scheinen an allen Fronten schwere Niederlagen einstecken zu müssen.«
»Also ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann wir unsere Väter wiedersehen können?«
»Ganz sicher, mein lieber Freund.«
Shimon sieht wie sich ein Trupp von hohen Nobiswirten der Baracke nähern.
»Sträflinge, heute scheint euer absoluter Glückstag zu sein: der Lagerkommandant hat nach Rücksprache mit Berlin entschieden, euch alle heute freizulassen.«
Gelächter und Freudentränen breiten sich unter den Sträflingen aus.
»Wir haben euch ein letztes Mal versammeln lassen, um zusammen Duschen zu gehen. Ihr wollt euren Familien doch nicht so miefig gegenübertreten, oder?«

Erklärungen:
- [1] Nobiswirt(e) - Teufel

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