Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
5xhab ich gern gelesen
geschrieben von rubber sole.
Veröffentlicht: 10.08.2023. Rubrik: Nachdenkliches


Heimweg

Wenige Hundert Meter bis zum Bahnhof am Rande der kleinen Stadt. Für die alte Frau anstrengend auf dem Weg dorthin Die Deichsel des Handwagens drückt. Der klapprige Wagen ruckelt auf rauen Gehwegplatten. Poltert. Ihre Schritte werden langsamer. Dann das Ziel. Übernahme bei der Gepäckausgabe. Ein Koffer. So einer wie früher. Braun. Verstärkte Pappe. Voller verblichener Aufkleber. Verschlissen. Wurde vorausgeschickt. Der Abholschein liegt vor. Alle Daten sind korrekt. Der Koffer zu schwer für diese Person. Ein Eisenbahner hilft. Die Frau schlurft zurück. Auf den Bahnhofsvorplatz. Dann weiter zum Gehweg. Mühsames Vorankommen. Deutlich beschwerlicher als auf Hinweg.

Passanten beobachten. Aus der Distanz. Gemurmel. Verhaltenes Grinsen. Niemand hilft. Es ist diese Alte. Kennt man vom Taubenfüttern. Verschroben. Ungepflegtes Äußeres. Wohnt allein. Irgendwo da hinten. Man weiß hier alles über andere. Nichts bleibt verborgen. Kleinstadt eben. Ihre Schritte werden langsamer. Die Pausen häufiger. Immer wieder Verharren. Das Ende des Weges kommt näher. Eine letzte Steigung. Dann ein Splittern. Achse des Wagens gebrochen. Gefährt in Schräglage. Ein Vorderrad eingeknickt. Erheblicher Schaden. Nicht zu beheben. Nicht von ihr. Die Alte wirkt ratlos. Niedergeschlagen. Vorbeigehende sehen weg. Niemand bleibt stehen. Keine Hilfe. Keiner fragt. Minutenlang.

Dann zwei Männerhände. Mit dunkler Haut. Kräftig. Die packen an. Schieben den Wagen zur Seite. Wuchten den Koffer hoch. Fragender Blick zur alten Frau. Die nickt. Erleichtert. Sie geht voraus. Weist ihm den Weg. Beide sprechen wenig. Schwierige Verständigung. Stumme Unsicherheit. Bei Beiden. Ein ungewöhnliches Paar. Zwei Außenseiter. Dann der Zugang zum Haus. Durch kleinen Vorgarten.

Die Frau zeigt zum Hauseingang. Der Dunkelhäutige stellt den Koffer ab. Die Frau kramt nach dem Schlüssel. Öffnet die Tür. Nachbarn recken die Hälse. Sie tuscheln. Der Mann wird hineingebeten. Er zögert. Versteht nur wenig. Tasse Kaffee versteht er. Klingt gut. Er nickt. Folgt ihr ins Haus. Unsicher. Blickt nach allen Seiten zurück. Anwohner verziehen sich. Von ihren Fensterplätzen. Kopfschüttelnd.

counter5xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Günter Weschke am 14.08.2023:
Kommentar gern gelesen.
Kurz und knackig.
Ja, solche Situationen gibt es, sicherlich hätte auch ein Jugendlicher,wäre er dort gewesen, der alten Dame geholfen.

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Schwebezustand
Sonia
Organspender
Rufus