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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von Babuschka.
Veröffentlicht: 24.04.2025. Rubrik: Persönliches


*Anno Dazumal: 'O Lemberg'

Als ich, gerade dreijährig, meinen Puppenwagen im Garten spazieren fuhr, kippte er um auf dem holperigen Wegerl, sodass meine Puppe Monika zu Boden fiel, mitsamt allen Kissen und dem Babyfläschchen. Mein Kinderstimmchen ertönte: „Lecke Ars, lecke Ars!“, zum Entsetzen meiner Eltern. „Wenn wir es so oft schreien, dass es die Kleine schon sagt, müssen wir was ändern“, hieß die Devise. Gesagt, getan. Fortan einigten sie sich darauf, stattdessen „O Lemberg“ auszurufen, wenn die Kugel beim Kegelscheiben den letzten Eckkegel, den Bohrer, verfehlte, oder gar, statt dem Kranz, den König in der Mitte erwischte. Alle hielten sich daran, nur der Poxleitner, ein Zimmerherr, wurde ab zu rückfällig.

Wir hatten einen Garten, für einfache Leute wie uns sogar einen ziemlich großen Garten, der voller Bäume stand. Eine riesige Linde gab es da, drei Birken, Ahornbäume zur Straße, Fichten zum Nachbarn, Zwetschgenbäume, einen Essigbaum, und mittendrin einen freien Platz mit einer Trauerweide. Um die Trauerweide herum eine buntgestrichene Bank, auf der wir gern saßen. Von einem ausladenden Ast der Trauerweide hing ein schwingendes Drahtseil herab, mit einer Kegelkugel aus Holz, über einem geteerten Einsatz schwebend. Abends spielten die Erwachsenen gerne Kegelscheiben. Man hörte die fallenden Kegel in der Abenddämmerung durch die ganze Nachbarschaft scheppern. Fielen sämtliche, folgte ein einheitlich gerufenes: „Alle Neune!“ hinterher, und wenn die Kugel knapp vorbeischwang, ins Leere, eben ein kräftig, deftiges: „Ach, leck mich doch am Arsch!“, vor allem vom Poxleitner. Solange jedenfalls, bis sogar ich, 'die Kloa', diesen Ausdruck schimpfend verwendete.

Der Ausdruck „O Lemberg“ wurde im Laufe der folgenden, häuslichen Kegelrunden schließlich für mich, in meinen kindlichen Ohren, zu einem ganz üblen Schimpfwort. Die Lemberger mögen es mir bitte verzeihen, dass ich die Geschichte wahrheitsgetreu wiedergegeben habe; ich habe keine Ahnung, wie die erwachsenen Bewohner unseres Hauses auf dieses schöne Städtchen gekommen sind, gar keine. Das Lieblingsschimpfwort meiner Tante hieß dagegen: „Oh, Kartoffelsack!“, was neutraler gewesen wäre.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 26.04.2025:

Einerseits überlege ich mir, ob ich diese Geschichte mangels Zuspruch wieder löschen soll, andererseits wird man hier auf dieser Plattform ermutigt, solche Stories, die nie besonders angekommen sind, zu veröffentlichen.
Was meint ihr, soll ich tun?
LG Babuschka




geschrieben von Jens Richter am 26.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Babuschka, bitte lösche Deine Geschichte nicht. Du machst erstens diejenigen traurig, die Dir eine Bewertung abgegeben haben und die Menschen, die Dich außerhalb der Blase mögen und regelmäßig lesen.
Lüdel hat es ja mal angesprochen, Bewertungen von außerhalb zuzulassen (Daumen hoch oder runter). Oder zumindestens einen öffentlichen Klickzähler. Ist schade, dass ihr Anschubser abgewirkt wurde.
Ich muss ja keine Kuh kaufen, wenn ich ein Glas Milch möchte. Also ist es m.M. nach auch ungünstig, wenn Leser sich anmelden müssen, um einen Autor gut zu befinden.
Aber das ist nur meine Meinung.
Bei e-stories.de lese zum Beispiel Heinz-Walther Hoetter gern. An den Klickzahlen sieht man, dass er oft gelesen wird, obwohl er selten Kommentare hat.

Genauso lese ich z.B. auch Deine Texte sehr gern, weil sie aus dem Leben sind und echte Gefühle ausdrücken.
In dem Sinne, viele Grüße von Jens





geschrieben von Babuschka am 26.04.2025:

Vielen herzlichen Dank, lieber Jens.
Ja, dann lasse ich meine Story vom 'O Lemberg' oder vom 'Poxleitner' gerne drin stehen!

Es freut mich in der Tat sehr, dass du mich gerne und regelmäßig liest und ich schätze das auch. Danke!

An die stillen Leser von außen habe ich gar nicht gedacht. Es stimmt schon, was du sagst, ein Klickzähler wäre nicht schlecht.
Viele, liebe Grüße, Babuschka





geschrieben von Novelle am 27.04.2025:
Kommentar gern gelesen.
Ich mag solche Geschichten, die Erinnerungen aufblitzen lassen.

Frage: warum schreibt ein Autor? Für das Publikum oder für sich selbst? Ich meine, dass er in erster Linie für sich selbst schreibt und sich natürlich über das Publikum freut oder auch nicht. Mit Augenzwinkern geschrieben.

Beste Grüße von Novelle




geschrieben von Babuschka am 27.04.2025:

Letztendlich schreibe ich meine Lebenserinnerungen für mich, doch ich brauche schon auch ein Gegenüber, das mir rückmeldet, ob die Geschichte etwas taugt. Ohne eine zustimmende Leserschaft, mit denen ich meine Stories teilen kann, würde ich nicht schreiben.
:-)
Danke dir fürs Lesen und Kommentieren, Novelle.
LG Babuschka




geschrieben von lüdel am 11.05.2025:
Kommentar gern gelesen.
Ich kann mich erinnern, irgendwo gelesen zu haben, dass so ein Zähler im Hintergrund mitläuft.





geschrieben von Babuschka am 11.05.2025:

Ja, lüdel, das habe ich auch gelesen. Ich komme zwar ganz gut mit den Likes und den Kommentaren zurecht, aber ein Klickzähler wäre interessant.
LG Babuschka

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