geschrieben 2025 von Matthias Stilke (CaptainX).
Veröffentlicht: 28.04.2025. Rubrik: Fantastisches
'ne Menge Ärger - Teil 5
'ne Menge Ärger - Teil 5
Während der Rückfahrt sprachen sie kein Wort. Es regnete immer noch in Strömen, aber das machte nichts mehr aus. Alle Drei waren bis auf die Knochen durchnässt. Die Spannung und Aufregung hatte sich gelöst und sie fingen an zu frieren. Sie wollten einfach nur schnell heim, etwas essen, eine heiße Dusche und dann ins Bett.
Am Raumhafen angekommen, stiegen sie aus. Die Soldaten gaben ihnen den Beutel mit den Waffen zurück und fuhren dann zum Terminalgebäude. Vermutlich bezogen sie dort Stellung, um die Menschen am Verlassen des Raumhafens zu hindern.
Die Drei hatten aber genug für heute und gingen zügig an Bord der TIEFENRAUM. Scott bekam von Thora nur eine Kurzfassung der Ereignisse. Danach fielen sie erschöpft in einen tiefen Schlaf.
Gegen Mittag standen sie auf und trafen sich in der kleinen Messe, um ihre nächsten Schritte zu beraten.
»Mir reicht es!«, sagte Thora mit Nachdruck: »Ich habe genug von Garrghkha. Wir warten noch, ob bis heute Abend Handelsagent auftaucht und wenn nicht, fliegen wir zurück nach Ekzeptor.«
»Wir stehen immer noch unter Arrest.«, merkte Benjamin an.
»Mir egal, Ben. Wir starten einfach und hauen ab ...« Scott wollte etwas sagen, aber Thora kam ihm zuvor: »... und ich habe nicht vor, diesen Planeten nochmal anzufliegen.«
Ben gefiel das nicht. Klar, Garrghkha's Regierung hatte nicht die technischen Mittel, um sie an ihrem Vorhaben zu hindern. Aber trotzdem - es war illegal und bis jetzt hatten sie auf allen Welten die örtlichen Gebräuche und Gesetze respektiert und befolgt - auch wenn diese noch so dämlich waren.
Abends ging er mit Thora noch einmal zum Terminalgebäude, wo die Soldaten sich an ihre Fersen hefteten. Handelsagent war nicht wieder aufgetaucht und damit waren die Würfel gefallen.
Unten am Schiff erwartete sie Tracy. Es regnete immer noch, wenn auch nicht mehr so intensiv: »Und?«
»Nein.« Thora spuckte auf den Boden: »Ich wärme die Triebwerke vor. Ben? Leite die Startprozeduren ein.«
»Thora. Ich glaube ...«, sagte Ben, aber weiter kam er nicht. Ein schwerer Dampfradler durchbrach krachend das Tor neben dem Terminalgebäude und fuhr mit rasenden Tempo auf die TIEFENRAUM zu. Es bremste kurz vor dem Heck des Schiffes scharf ab. Aus dem Cockpit stieg Ortzz. Er sah schlimm aus. Er trug keine Kopfbedeckung, die Uniform war nass und verschmutzt und er hatte einen blutigen Verband am Arm. Er wandte sich an Tracy: »Kapitän. Sie hatten recht gehabt. Ein mechanischer Soldat hat das Anwesen von Oligarch angegriffen. Gebäude und Fahrzeuge brennen. Mehrere Soldaten wurden getötet. Captain Prhahn wurde schwer verwundet.«
Tracy rollte mit den Augen und zeigte auf Thora: »DAS ist Kapitän. Aber egal. Und was sollen wir da machen?«
Ortzz legte die Ohren an und winselte: »Bitte! Helfen sie uns, Captain da heraus zu holen. Im Moment halten Oligarch's Leibwächter den Angreifer in Schach, aber Major will nicht noch mehr seiner Soldaten riskieren und wartet ab, wie sich die Dinge entwickeln.«
Thora rang mit einer Entscheidung und sah Ben und Tracy an. Ben nickte. Die Söldnerin lächelte und sagte: »Wann geht 's los?«
Eine Minute später saßen sie in dem Dampfradler. Sie hatten sich ihre schusssichere Westen übergezogen - bis auf Tracy, die aus Erfahrung Wendigkeit schwerer Körperpanzerung vorzog. Ortzz hatte keine Einwände, dass die drei illegaler Weise ein Waffenarsenal mitnahmen, wofür sie hier auf Garrghkha einige Jahre Gefängnis bekommen könnten. Tracy hatte ihr BAR8-Präzisionsgewehr. Thora und Benjamin trugen neben ihren Faustfeuerwaffen ein Karabinergewehr aus dem Schiffsbestand - keine überragenden Bewaffnung, aber um Längen besser, als die einfachen Perkussionsgewehre der Soldaten. Auch Scott war mit einer Pumpgun und seinem Medkit dabei. Er schüttelte zwar permanent den Kopf und murmelte etwas von 'Das kann doch wohl nicht wahr sein', brachte aber nicht über sich, seine Freunde im Stich zu lassen.
Ortzz verließ den Raumhafen genauso brachial, wie er ihn betreten hatte. Hilflos schossen die Wachen hinterher, konnten das Stahlmonster aber natürlich nicht aufhalten.
Es war kurz vor Sperrstunde, die Straßen entsprechend leer. Sie kamen schnell voran. Nach etwa zehn Minuten verlangsamte Ortzz die Fahrt und zeigte nach vorne: »Dahinten ist das Anwesen. Wir passieren gleich Major's Straßensperre. Ich versuche so dicht wie möglich an die Stelle zu fahren, von wo ich Captain liegen sah.«
Dann sahen sie einige Dampfradler quer auf der Straße und einige Dutzend Soldaten, die verunsichert herumstanden. Zwischen den Gebäudestrukturen dahinter stiegen vereinzelnd dunkle Rauchwolken auf.
Die Soldaten nahmen Ortzz' Gefährt zunächst nicht zur Kenntnis. Sie dachten wohl, sie bekommen Verstärkung. Erst als Ortzz die Fahrt nicht verlangsamte, drehten sie sich um. Es war aber zu spät: Ortzz rammte einen Dampfradler aus dem Weg, indem er gekonnt den leichten Bug des Fahrzeugs anvisierte. Die Soldaten sprangen zur Seite. Zwischen ihnen stand fluchend Major Rrghorrgo und drohte ihnen mit der Faust hinterher.
Ein Stück weiter vorne hielt Ortzz plötzlich an. Im Gegensatz zur übrigen Metropole hatten die Gebäude auf einmal einen größeren Abstand zueinander und waren auch nicht mehr so erdrückend hoch. Das Anwesen war nicht nur ein separates Haus; dazu gehörten Absperrungen und eine Reihe weiterer Servicegebäude. Vor ihnen lag ein Sicherheitsbereich, der den Zugang zum Hauptgebäude kontrollierte - Mauern, Schranken, kleine Wachgebäude. Es sah aus wie die Zufahrt zu einem gut frequentierten Raumhafen. Allerdings waren überall Gefechtsschäden zu sehen: Einschüsse, Trümmer, Brandspuren. Auch zwei Dampfradler des Militärs brannten vor sich hin. Hier und da lag ein toter Soldat.
Tracy blickte über den Rand der Ladefläche und ließ die Szenerie auf sich einwirken: »Heiliger Johannes! Das ist ja ein richtiges Kriegsgebiet. Seht mal! Das sind Einschläge von Granaten! Der Roboter schleppt ein ganzes Waffenarsenal mit sich herum.«
Thora war beeindruckt und etwas eingeschüchtert: »Okay, Ortzz. Wo ist der Captain?«
»Dahinten bei der kleinen Wachstation.« Er zeigte auf ein kleines, flaches Gebäude kurz vor dem Haupthaus des Anwesens.
»Okay, Leute.«, sagte Tracy und lud ihr BAR8: »Das Ding hat einen Granat- oder Raketenwerfer. Wir gehen besser zu Fuss und halten Abstand, um kein lohnendes Ziel zu geben.«
Alle nickten. »Ortzz?«
»Ja?«
»Wo ist der Roboter jetzt?«, fragte Tracy.
»Als ich vorhin losfuhr, hatte ihn Oligarch's Leibwächter im Gebäude festgenagelt.«
»Okay, dann los!«
Sie schlichen durch die Trümmer des Sicherheitsbereichs und nutzten jede Möglichkeit, ihren Vormarsch zu verdecken. Schließlich erreichten sie das Wachgebäude. Jetzt trennte sie nur noch eine kleine Betonfläche zum Haupthaus. Die Wand des Gebäudes war mit Einschüssen übersät, fast alle Fenster zerstört.
An der Wand des Wachhauses lehnte Prhahn. Ihn hatte es übel erwischt. Er presste seine Arme auf den Bauchbereich und hatte anscheinend starke Schmerzen. Aber er lebte noch!
Tracy hockte sich hinter einen Betonpfeiler und sicherte zum Haupthaus. Thora nahm hinter einem Betonsockel Deckung und Benjamin an einer Ecke im Schutz des Wachhauses.
Scott hatte während seiner Laufbahn bei den IISS einige Erfahrungen als Sanitäter gesammelt. Er und Ortzz schlichen zu Prhahn. Scott hatte zwar kaum Ahnung von Vargr-Anatomie, war sich aber der Ähnlichkeiten zur Menschliches bewusst.
Er hatte zwar sein Medpack dabei, entschied aber den schwer verletzten Vargr zunächst aus der Gefahrenzone an einen Ort zu schleppen, wo er ihn ungestört untersuchen und versorgen konnte. Als Scott und Ortzz den armen Prhahn vorsichtig anhoben und nach hinten schleppten, jaulte dieser auf.
Im Haus registrierten die akustischen Sensoren des Infiltrationsroboters dieses Geräusch. Er befand sich gerade in einer Pattsituation. Durch seine Position in der Lobby hatte er sein Missionsziel mit dessen Leibwächtern in einem Raum festgenagelt. Einfach stürmen konnte er diesen nicht. Im Gegensatz zu den Soldaten verfügten die Leibwächter des Oligarchen über eine effektivere Bewaffnung. Außerdem hatte er einige Gefechtsschäden erlitten und nur noch eine Ladung für seinen Granatwerfer. In dieser Situation berechnete er den Erfolgt eines direkten Sturmangriffs mit nur 8%.
Das Geräusch könnte von einem verwundeten Soldaten stammen. Die Wahrscheinlichkeit betrug dafür allerdings nur 3%. Es sprachen aber 57% dafür, dass die Vargr-Soldaten gerade einen Entsatzangriff durchführen.
Innerhalb von Millisekunden wusste der Roboter, was zu tun ist...
Fortsetzung folgt ...
Autor: Matthias Stilke
Geschrieben: April 2025

