Veröffentlicht: 30.06.2025. Rubrik: Aktionen
*Trip ans Meer - ein Schnapsdrabble 333 /{Juli-Aktion 2025}
Einfach so hätten wir nicht verreisen dürfen, doch unser modern eingestellter, einfühlsam freundlicher Französischlehrer, Herr Maurice, hatte erfasst, wie übermäßig umsorgt wir Hascherln waren. Er hatte es geschafft, uns aufzustacheln, sogar so sehr, dass wir diesen unseren ersten Trip zu Hause auch durchsetzen konnten. Zu einer Jugendleiterausbildung in der Bretagne hieß er uns anmelden, zu recht von der Notwendigkeit davon überzeugt, wollten wir doch Lehrerinnen werden.
Eigentlich hätten wir sogleich nach der Tagung heimfahren sollen, aber es gab einen verlockenden Wegweiser vor der Haustüre nach St.Malo, der imposanten Stadt am Atlantik, nur zwanzig Kilometer entfernt, des Weiteren eine direkte Buslinie bis dorthin. Es war Sommer, die Sonne schien. Unsere französischen Freunde ermunterten uns, doch nicht so dumm zu sein, und nach Hause zu fahren, wo wir doch nur einen Katzensprung vom Meer entfernt waren, das wir noch nie gesehen hatten. Recht hatten sie.
Also fuhren wir Richtung Meer. Irgendwann sah man rechter Hand nichts mehr, als sandigen Schlamm; keine Bäume, keine Sträucher, kein Gras. „Ist das das Meer?“, staunte ich. „Ja, das wird's wohl sein“, bekam ich von Amelie zur Antwort, die meine Begeisterung nicht so ganz teilte. Sie wäre lieber brav, ihren Eltern gehorchend, auf direktem Weg zurückgefahren, was meiner Verzückung jedoch keinen Abbruch tat.
Spätabends, als wir auf der Kaimauer entlang flanierten, kam das Meer, besser gesagt, die ungebändigte Flut, spritzte über die Kaimauer, dass die Gischt nur so schäumte, wild und tosend, für uns überraschend. Es war ein heißer Sommersonnentag gewesen, deshalb machte es nichts aus, dass das Nass uns anspritzte, die Abfrischung war uns willkommen.
Ich werde diesen Sommertag immer als großartiges Erlebnis in Erinnerung behalten, genauso wie meine Freundin ihre Besorgnis, als wir damals zu spät bei der Jugendherberge angekommen sind; ihre Türen waren verschlossen. Irgendein Tourist kam indessen des Weges, hatte sich den Schlüssel geben lassen, sodass wir doch noch reingekommen sind. Mein lachendes „Es ist ja nichts passiert.“ hat sie nie verstehen können, ebenso wenig wie meine grenzenlose Freude am tosenden Meer, meine mir innewohnende Lebensfreude.

