Veröffentlicht: 26.07.2025. Rubrik: Satirisches
Der Teufel in uns
„Sprich nie schlecht über den Teufel. Er kann dir jeden Tag begegnen.“
Diesen Spruch kenne ich von meiner Mutter. Als Kind hat mich dieser Spruch nicht interessiert. Während meines Arbeitslebens musste ich feststellen, dass dieser Spruch stimmt.
Der Teufel ist kein Fabelwesen. Er ist dein Kollege, der sich immer genau dann räuspert, wenn du dich konzentrieren willst. Er ist die Nachbarin, die morgens um fünf Uhr mit einem Staubsauger deine Träume vertreibt. Oder auch dein innerer Schweinehund, der dich jeden Abend mit Engelszungen davon überzeugt, dass Sport morgen wirklich viel sinnvoller ist.
In der Straßenbahn steht der Teufel so, dass sein Rucksack direkt in deinem Gesicht parkt.
An der Supermarktkasse grinst er, wenn er sein Portemonnaie erst nach dem letzten Piepsen sucht.
Und am Telefon heißt er Kundendienst und behauptet, dein Problem sei ihm wichtig. Danach treibt er dich mit Beethoven und Warteschleifen in den Wahnsinn.
Manche sagen, der Teufel trägt Prada. Quatsch. Er trägt Management-Outfit und sagt Dinge wie: „Lass und das mal agil denken“. Oder: „Ich habe da noch mal eine kleine Aufgabe vor dem Feierabend.“
Der moderne Luzifer hat Excel-Fetische, PowerPoint-Folter und liebt Teamcalls mit Kamera-Pflicht.
Und wehe, du wagst es, schlecht über ihn zu reden. Er hört alles. Schließlich hat er sich längst in deinen Algorithmus eingehackt. Sag einmal: „Ich hasse Werbung“ und schon wirst du von Zahnersatzangeboten eingeholt.
Sei also klug. Lächle den Teufel an, wenn er dir begegnet.
Sag, wie sehr du seinen Vorschlag für das neue Unternehmensleitbild schätzt. Und dann lauf. Lauf so schnell du kannst. Aber beschwer dich nicht, wenn er im Fahrstuhl schon wieder vor dir steht.
Du willst den Teufel meiden? Viel Glück. Er ist dein Chef, dein Influencer, dein innerer Optimierer. Du selbst kannst es sein.
Also sprich nie schlecht über den Teufel.

