heisse Schnitten angeln in Grönland - für Bad Letters

Da steh ich nun in Nuuk, wie bestellt und nicht abgeholt, am Hafen. Natürlich wie immer gut getarnt. Es soll ja niemand gleich auf Anhieb erkennen, dass ich eine heisse Schnitte bin. Schweres Schuhwerk, Workers Jeans, eine Jacke, die 3 Nummern zu gross ist und ein Basecap mit Sägemehl- und Farbspuren ergeben das äussere Bild.

Da ist sie endlich, die Reisebegleitung, auf die ich gewartet habe. Nach prüfen der Ausrüstung machen wir uns auf zum Eisangeln. Weit müssen wir nicht gehen.

Mit dem grossen Spiralbohrer ist schnell ein Loch ins Eis gedreht. Schnell noch eine Hühnerbrühe aus der Thermokanne und dann geht’s los. Wir öffnen unsere Rucksäcke und entnehmen diesen das Angelzubehör.

Die relativ kleine Angel ist schnell ausgewickelt. Mein Gegenüber hat sich im Supermarkt extra noch ein paar tiefgefrorene Maden besorgt. Grosszügig hält man mir die Dose hin. "Danke," sage ich. "Ein Bekannter hat mir das hier empfohlen," erkläre ich und halte der Begleitung ein Foto von mir entgegen. "Er meinte, wenn ich den Fischen ein Foto von mir hinhalten würde, würden sie eher anbeissen als bei tiefgefrorenen Maden."

Mein Gegenüber sprang erschrocken auf und erbleichte. "Das…das…das ist ja….Au Mann, das bist du! Eine voll heisse Schnitte! So etwas den Fischen vor zuwerfen ist hier in Grönland absolut verboten."

Ich bin jetzt total verunsichert. "Wieso das denn?" frage ich. Die Begleitung atmet tief durch und erzählt mir die Geschichte.

"Vor unzählig vielen Jahren hat das schon einmal eine heisse Schnitte gemacht. Die Folgen waren verheerend. Die Mitternachtssonne schien nicht mehr bleich wie immer, nein sie errötete. Die See hat gekocht und die Eisbären mussten ihre dicken Mäntel ausziehen. Die Polschmelze hat eingesetzt und es wuchsen plötzlich Palmen in Grönland.
Als dann endlich klar war, weshalb das Ganze geschah, hat man dem Treiben ein Ende gesetzt. Aber es hat viele Jahrzehnte gebraucht, um den Zustand wieder zu normalisieren. Deshalb: Mit Fotos von heissen Schnitten darf unter keinen, gar keinen, Umständen geangelt werden."

"Okay," sag ich kleinlaut. Ich nehme eine der tiefgefrorenen Maden aus der Dose und hänge sie an die Angel. Eine solche Verantwortung möchte ich beim besten Willen nicht auf mich laden.

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