Veröffentlicht: 17.10.2025. Rubrik: Unsortiert
Die Mülltonne 2.
2.
Heute Abend, war der passende Tag. Seine Eltern wahren ausgegangen, sein kleiner Bruder auf Landheimfahrt. Sturmfreie Bude. Die Vorderseite des Hauses, führte auf eine kleine Straße, die wiederum zur hier ansässigen Hauptstraße führte und diese alle anderen, fein säuberlich miteinander verbannt. Zum trotze dieser Erkenntnis, wandte er sich nach Verschluss der Haustür, die mit einem klick in den Rahmen viel,- die Schlüssel erledigten wie gewohnt und in frühen Jahren ihm beigebracht -, den Rest.
Der Rasen war frisch gemäht, aber völlig matschig. Durch den vielen Regen, schon eine Weile durchnässt. In letzter Zeit wurde es wieder früher dunkel, es regnete jetzt wieder öfters.
Der Boden bekam teils mehr, als er vertrug.
Ein Säufer, der zu oft und lange genug, über die Jahre an der Flasche hing, vertrug irgendwann, nicht wie anzunehmen wirklich mehr, als man nach all der Gewöhnung dem Alk gegenüber vermuten sollte. Sondern wurde um so schneller betrunken.
Da der Alkohol nicht mehr vom Körper abgebaut werden konnte. Diese Leute, wahren sozusagen Dauer besoffen.
Schon nach dem kleinsten Schluck, ging der Pegel auf ein Maß des Übermaßes.
Es gab Kreise in seiner Familie, nicht direkt in der hier anwesenden, aber eben im inneren Kreise, da konnte er dieses Schicksal über ein paar Jahre hinweg, hin und wieder beobachten.
Seine Schuhe trotzen der Witterung.
Ein Fuß nach dem anderen, schritt er um das Anwesen des Hauses, vorbei an der Garage, seinem Fahrrad, das er unlängst rein holen wollte. Es stand immer noch da, wo er es vor circa einer Woche abstellte, weil er es wirklich eilig hatte.
Das Anwesen selbst, war gepflegt, aber wie vieles andere, was ihm umgab, auch um so älter.
Der Schulterhohe Zaun, der ihn noch von seinem Vorhaben trennte, war etwas eingerostet und beim öffnen, schließen des Tors, kam stets ein gewohntes, lautes Quietschen ihm entgegen.
Das dem seiner Kinderzimmertür, konnte es bei weitem nicht mit diesem quietschenden Tor mithalten.
Wie von Geisterhand geführt, knallte das Tor hinterrücks wieder in die passende Vorrichtung, trennte ihn ab, von etwas, das er als Heimisch anerkannte.
Nun stand er da. Sein Blick, zu seiner rechten, erhaschte Michael dieses Ungetüm im direkten Augenblick.
Von hier aus, sah die Tonne größer aus, viel größer als gewöhnlich. Womöglich war sie das auch.
Es könnte eine spezielle Tonne sein, um großes darin verschwinden zu lassen. Manchmal liegt der bloße Zauber darin, die Dinge groß erscheinen zu lassen.
Auf dem Beton stehend, führte auch hier, eine etwas argwöhnische,- als Kleinkind fand er -, sogar unheimliche, Straße entlang. Der Ausblick vom Fenster aus, war nicht das, was man als Kind sich ausgesucht hätte, hätte man die Wahl dazu gehabt.
Hier waren ein paar triste Garagen angelegt, dessen Autos darin parkten, oder davor gestellt darauf warteten, überdacht zu werden. Am Rande dieser Gegend wohnend, führte der Abschnitt hier, direkt in den Wald hinein und etliche verkrüppelte Bäume, Sträucher, Wildwuchs, wucherten und keiner kümmerte sich wirklich darum.
Warum auch.
Der alte Mr. Ron, hauste hier.
Er besaß eine Bar, irgendwo in der Innenstadt. Eine alte Spelunke, nannte diese, wenn er sich recht entsann,- Rons Taverne. Vor der mein Vater mich stets eindringlich warnte.
,,Geh bloß nie einen Schritt, jemals da hinein. Hörst du!?
Da ist nur der übelste Abschaum zu gegen. Den man sonnst irgendwo antreffen konnte.,,
Ron mochte es gern, mit dem Namen Ronsen angesprochen zu werden. Sein Garten verlief nach hinten raus und passte zu dem Hinterhof der sich hier ausweitete und in aller Inbrunst offenbarte, als würde ihm die ganze Welt gehören.
Oft war er wohl nicht zu Hause, oder zumindest bekam man es nicht mit. Musste er doch meist erst Abends, zur Arbeit, um seinen Dienst zu verrichten. So schlief er wohl Tagsüber.
Typisch Barmann eben. Was will man auch mitten am Tag, in einer Spelunke.
Da saufen nicht mal die Säufer.
Manchmal ging es bei ihm im Garten, direkt hier, stattdessen ziemlich heiß her.
Da kamen Leute, denen man sonnst nicht begegnen wollte. Das stimmte schon.
Sein Hinterhof glich dem einer einzigen wüsten Landschaft und einer Mischung aus Schrottplatz, Lagerhalle für alles was man in hundert leben brauchen konnte. Wo man alle möglichen Utensilien, die vor sich hin verrotten, finden konnte, wenn einem der Sinn danach stand.
Manchmal sah Michael, Mr.- Ronsen, in aller Friedlichkeit draußen im Garten sitzen und auf einer ausgemerzten, schweren Schreibmaschine tippen.
In den Stunden konnte man sich sogar an ihn heran wagen und fragen was er denn da immer schreiben würde.
An seinem Fusel,- selbst gebrannt -, nippend, an seinen Kippen,- selbst angepflanzt und getrocknet -, saugend, gab er liebend gern Antwort, auf alle Fragen die man ihm stellen konnte. Ronsen war gar nicht so übel.
Gut gelaunt, meinte er dann immer, das sei sein persönliches Meisterwerk.
Die heilige Bibel, ach scheiß auf die Bibel, denn diese sei ein Scheiß dagegen.
Seine berauschenden Worte, flüsterte er heißer daher. ,,Darin würdest du wahre Antworten auf die Fragen des Lebens und des Überlebens finden. Sowohl, als auch. Sobald es als Buchdruck heraus käme, würdest DU, das erste Exemplar, zum Sonderpreis bekommen.,,
Als ich fragte, was denn genau drin stand. Meinte er dazu. ,,Na, alles Mögliche.,, Und grinste dabei, während Ron über seine Brillengläser lugte, die er zum schreiben brauchte, dabei gefällig den Kopf auf und ab wippte.

