Neue Bettwäsche

Gestern hatte ich frei. Also ich muss ja nie arbeiten, aber meine Tage sind trotzdem gefüllt mit allerlei lästigen Terminen. Immer gut aussehen, lächeln, freundlich nicken, ist ja auch irgendwie Arbeit.

Nun, also gestern habe ich den Nachmittag mit meinen zwei besten Freundinnen verbracht. Natürlich waren die üblichen Reporter hinter uns her. Aber in den Kreisen, in denen wir uns bewegen, hält man uns diese auch ganz professionell vom Hals.

Nachdem wir bereits die ersten Luxusschnäppchen getätigt hatten, mussten wir natürlich auch eine Pause einlegen. Dies beim neuen, angesagten Griechen in der Stadt.

Claire und Pauline (eigentlich heissen sie ja Klara und Paula. Aber das macht sich in den Medien nicht so exklusive) und ich haben uns Häppchen und eine Flasche Retsina bestellt. Der schmeckt zwar scheusslich, ist aber halt eben angesagt.

Nachdem wir den üblichen Klatsch und Trasch durchgenommen haben, ergreife ich die Initiative und damit das Thema, das mich schon lange beschäftigt.

Ich erkläre den beiden Freundinnen mein Anliegen. "Also mein Mann... Hm, wie soll ich sagen. Wir sind halt schon lange verheiratet. Um es auf den Punkt zu bringen, er gefällt mir nicht mehr. Er ist fett und schlicht kein Anblick mehr." Jetzt war es raus.

Claire macht ein betretenes Gesicht und Pauline hat gleich einen Vorschlag. Ich soll hässliche Bettwäsche kaufen. So richtig hässliche, dass er von alleine das Licht löscht, sobald er das Schlafzimmer betritt. Damit wäre mir wenigstens sein Anblick erspart.

Claire meint sofort, dass auch sie neue möchte und Pauline meint, dass sie gleich mitzieht. Sie wollen solche in denen sie sich selbst vorteilhaft in Szene setzen können. Claire eine Garnitur in Weiss, damit sie die Hauptrolle im Bett spielen kann. Pauline ein Set in Burgunderrot, weil rot ja die Farbe der Liebe und Erotik sei.

Gesagt getan. Wir machen uns auf in das naheliegende Designer Fachgeschäft. Beide Freundinnen finden umgehend wirklich schöne Bettwäsche. Nur ich schaue unbefriedigt umher. Pauline hilft mir weiter und fragt den dienstbeflissenen Angestellten ob nicht noch irgendwo ein Ladenhüter rumliegt, den niemand kaufen will.

Er nickt, meint aber, dass er mir das auf keinen Fall zumuten wolle. Nicht doch, ermuntert ihn Pauline. Er fasst sich Mut und zieht unter der Theke eine Bettgarnitur in grellem Orange hervor.

Uns fallen die Kinnladen herunter. Ja, dieses Orange ist in der Tat, das hässlichste, das ich gesehen habe. Ich kaufe es, ohne zu zögern.

Abends dann. Das Bett frisch bezogen. Ich find's gruslig, doch da muss ich wohl durch.

Mein Mann betritt das Schlafzimmer. Schaut mit etwas hochgezogenen Brauen aufs Bett. Zieht sich aus. Sein Bauch ist riesig. Sein Arsch faltig. Ebenso wie sein Gesicht und das überdimensionale Doppelkinn. (Das kann er nicht verhindern. Auch wenn er seinen Kopf ständig so hochträgt)

Als wäre nichts, legt er sich rücklings auf das orange Laken. Wohlig seufzt er, verschränkt die haarigen Arme hinter seinem Kopf und streckt sein Bauch in die Luft. "Also, hm, ja doch, gefällt mir. Eine gute Wahl, Melanie. Passt doch gut zu meinem vollen Haar und unterstreicht meinen Teint."

Ich bin fassungslos. "Ach, Ronald, was soll ich bloss mit dir machen?"

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