Veröffentlicht: 19.11.2025. Rubrik: Persönliches
Ich will hier weg!
Während meine kurzen Zeit ( ich war zwischen 4 und 7 Jahre alt) im Rodgau, hatte ich „gefühlt“ wenig von meinem Vater.
Er arbeitete auswärts und war nur abends zuhause.
Meine Stiefmutter führte ein hiesiges Modegeschäft.
So kam es, dass tagsüber eine nette Nachbarin, welche 4 Kinder hatte, mich bei sich aufnahm.
Ich war sehr gerne dort, es war immer viel los und eine der Töchter in meinem Alter, wurde eine gute Freundin.
Es war echt super dort, sie waren Amerikaner und es gab sehr oft „exotische“ Sachen zu naschen und essen.
Nicht zu vergessen:
Damals gab es noch kein Internet, keine Online-Bestellung, Amerika war ganz weit weg und amerikanische Köstlichkeiten blieben uns Deutschen, bis auf sehr wenige Ausnahmen, verwehrt.
Die nette Nachbarin hatte auch eine sehr lockere, ja leichte Art uns 5 Kinder in Schach zu halten, das machte sie wirklich hervorragend!
Ja, ich mochte die ganze Familie wirklich sehr!
Oftmals war ich auch über Nacht dort, wenn meine Eltern unterwegs waren.
Ich möchte hier anmerken, dass mein Vater bei meiner Geburt erst 21 Jahre alt war.
Die wenige Zeit, welche ich mit meinem Vater verbrachte, war immer super! Von schwimmen gehen, im Winter schlitten fahren und durch den Schnee purzeln, über im Wald Hexenhäuser suchen bis auf dem Kartoffelfeld ein Feuer machen und Kartoffeln rösten, es war immer alles sehr lustig! Wir zwei hatten immer Spaß!
Mit meiner Stiefmutter war es so ganz anders. Ich kam mit ihr nicht so gut klar, sie wollte mich „erziehen“. Sie meine es bestimmt gut, aber ich ließ so etwas schon damals nicht mit mir machen.
An meine liebe Stiefmama:
„Ich esse bis heute keine gefüllten Paprika!“
Ich freute mich auch immer meine Großeltern zu besuchen. Sie hatten mich schon als Baby bei sich aufgenommen bis ich mit 4 Jahren in den Rodgau zog.
In Frankfurt, bei meinen Großeltern hatte ich viele Freunde, und dadurch, dass meine Großeltern in der Nähe der Nidda ( einem Fluss )wohnten, war überall Grün, Wiesen, Gärten, einfach ein Kinderparadies!
Eines Tages lief bei mir das Fass über, ich hatte diese ewige Gängelei durch meine Stiefmutter satt!
So satt, dass ich mir meine Stiefmutter weg- wünschte, ich wünschte mich auch selbst dort weg, weg aus dem Rodgau!
Um es kurz zu machen, es ging auf einmal alles ganz schnell. Mein Vater und meine Stiefmutter trennten sich und es hieß, dass ich wieder zurück zu meinen Großeltern komme und dort „sein“ ( leben )werde.
Sollte ich lachen oder weinen? Ich erinnere mich noch sehr genau an diesen Tag:
Ich saß da, in einem dunklen Raum und dachte:
„War ICH das?
Bin ICH daran schuld?
HABE ICH DAS GEMACHT?“
Diese Fragen haben mich mein ganzes Leben begleitet. Heute weiß ich mit Gewissheit:
„JA, das war ICH!“
Kraft meiner Gedanken und meinem unbändigen Willen etwas an meiner Situation zu ändern!
Ich war damals so froh und glücklich, wieder bei meinen Großeltern zu leben, ich erinnere mich an die tiefe Erleichterung, welche mich damals überkam...
Ich liebe Euch sehr!
Anmerkung:
Ich möchte keinesfalls meine Stiefmutter hier als gängelnde Frau darstellen. Nein, sie hat es nicht anders gewusst und nahm den für sie leichteren Weg. (Sie war damals ja auch noch sehr jung). Einen Weg, den sie höchst wahrscheinlich von ihren Eltern aus ihrer Kindheit übernommen hat. Einen Weg, der ihr richtig erschien. Ich möchte mich hier ausdrücklich für diese Erfahrung bei ihr bedanken, nur durch Erfahrungen kann man wachsen und es besser machen. Denn darum sind wir alle hier, um Erfahrungen zu sammeln, Freude zu haben, frei zu sein und zu wachsen.
Ich bedanke mich bei meiner „ amerikanischen Familie“, dort habe ich gelernt, wie man es richtig macht! Ich habe diese wunderbare Erfahrung übernommen und in meinen „Erziehungsstil“ im Erwachsenenalter integriert.
Ich danke Euch allen für diese großartige Erfahrung, nur durch diesen Kontrast konnte ich erfahren, dass es nicht nur DEN EINEN, richtigen Weg gibt!
Ich liebe Euch alle sehr dafür!
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