Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Lisa r.
Veröffentlicht: 15.12.2025. Rubrik: Unsortiert


Charlotte und Bernie

Es ist Sonntagmittag, und die kleine Charlotte ist wieder einmal in ihrem Element: Sie schreit und schreit und schreit. Ihre Eltern Anna und Jonas versuchen alles, um Charlotte zu beruhigen. Sie wiegen und tragen sie, bieten ihr ein Fläschchen an, versuchen, sie mit Spielzeug abzulenken - doch nichts hilft. Charlotte brüllt.
„Ach, wenn wir nur endlich herausfinden würden, wie wir unserer kleinen Charlie helfen können“, klagt Anna, während sie verzweifelt ihr schreiendes Kind herumträgt. Jonas schüttelt traurig den Kopf: „Ja, so schade, dass sie noch nicht reden kann. Dann könnte sie uns sagen, was ihr fehlt oder was sie möchte.“
Als Charlotte zwei Stunden später endlich einschläft, lassen sich Jonas und Anna erschöpft auf das Sofa fallen. Endlich Ruhe. Doch – oh nein! - da klingelt es an der Wohnungstür und natürlich fängt Charlotte sofort wieder an zu schreien. Anna und Jonas sehen sich an und seufzen.
„Wer läutet denn da zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt?“, murmelt Jonas ärgerlich, und geht, während Anna Charlotte wieder aus ihrer Wippe nimmt, in den Vorraum. Er öffnet die Tür. Da steht sein Nachbar Mark, neben ihm sein Bernhardiner Bernie.
„Hallo, Jonas, entschuldige, dass ich störe“, stottert Mark, „Es ist so - ich muss dringend ein paar Tage zu meiner Mutter in die Stadt. Sie muss nämlich ins Krankenhaus und braucht meine Hilfe. Ich kann Bernie unmöglich mitnehmen. Und da wollte ich euch fragen, ob ihr ihn eventuell aufnehmen könntet, bis ich wieder zurück bin.“ Er sieht Jonas unsicher an.
„Ähm, wir sollen tagelang auf deinen Hund aufpassen?“, fragt Jonas. „Tut mir wirklich leid, Mark, aber wir haben wirklich mehr als genug Arbeit mit unserer kleinen Charly, da können wir nicht noch zusätzlich für Bernie sorgen.“
„Ja, klar, ich verstehe“, sagt Mark traurig, „ich wollte nur mal fragen. Dann werde ich Bernie wohl zu meiner Tante bringen müssen. Bei ihr fühlt er sich zwar nicht wohl, weil sie ziemlich streng ist, aber, tja…“
„Hallo, Mark. Ach, mir tut es ebenfalls leid, dass wir dir nicht helfen können. Bernie ist ja ein total lieber Hund, aber du siehst, besser gesagt, du hörst ja selbst, wie stressig es bei uns derzeit ist “, sagt Anna, die mit der brüllenden Charlotte im Arm zu ihnen in den Vorraum gekommen ist. Bernie sieht Anna und dann Charlotte an, macht zielstrebig einen Schritt auf sie zu und schleckt dann mit seiner großen Zunge sanft über Charlottes nackte kleine Füße. Charlotte hört sofort mit ihrem Geschrei auf, und beginnt zu lachen. Und als Bernie nochmals über ihr Füßchen schleckt, quietscht sie richtiggehend vor Lachen. Das haben Anna und Jonas schon lange nicht mehr von ihrem Töchterchen gehört. Sie sehen sich verwundert an und müssen ebenfalls lachen.
„Was meinst du, Anna? Sollen wir es doch mit Bernie versuchen?“, fragt Jonas.
Anna sieht lächelnd zu Charlotte, die ihre Händchen in Bernies Fell vergräbt und glücklich lacht, und nickt. „Ja, ich denke, das machen wir.“
„Oh, wie schön, ich danke euch vielmals “, freut sich Mark, „Ihr kennt ja Bernie. Er ist wirklich eine Seele von Hund, sanftmütig und problemlos. Vor allem liebt er Kinder über alles. Und eure Kleine mag ihn ebenfalls, das ist ersichtlich. Wenn ihr einverstanden seid, bringe ich euch jetzt sein Körbchen, Leine und Futter. Aber falls es euch doch zu viel mit ihm wird, ruft bitte meine Tante an, und sie wird ihn sofort abholen.“
Er gibt Jonas eine Karte, auf der Name und Telefonnummer von Marks Tante stehen. Doch diese Nummer werden weder Jonas noch Anna in den folgenden Tagen anrufen.
Bernie entpuppt sich nämlich als wahrer Glücksfall. Zwischen der kleinen Charlie und dem riesigen Bernie entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Die beiden sind unzertrennlich. Bernie schläft neben Charlottes Bettchen, und sobald sie aufwacht, steht er neben ihr und sie legt quietschend vor Vergnügen ihre Patschhändchen auf sein weiches Fell.
Beim Spazierengehen trottet Bernie brav neben dem Kinderwagen her. Und sobald Charlotte aus irgendwelchen Gründen zu schreien beginnt, schleckt Bernie sanft über ihre Füßchen und Händchen. Dann verwandelt sich Charlottes Schreien sofort in ein Lachen.
Anna und Jonas sind überglücklich, ihre kleine Tochter so zufrieden zu erleben. Jeden Tag sagen sie zueinander: „Bernie ist der beste Babysitter, den man sich nur vorstellen kann.“
Viel zu schnell vergehen die Tage. Als Mark wieder zurück ist, freut er sich sehr, als Anna und Jonas ihm bei Kaffee und Kuchen erzählen, dass Bernie nicht eine zusätzliche Belastung, sondern im Gegenteil eine riesengroße Hilfe für sie gewesen ist.
„Charlie wird Bernie nun bestimmt furchtbar vermissen“, sagt Anna traurig.
Mark überlegt kurz. Und dann drückt er Jonas einen Zweitschlüssel seines Hauses in die Hand.
„Ihr könnt Bernie jederzeit abholen“, sagt er, „Zum Spazierengehen. Zum Kuscheln. Oder wenn eure kleine Charlie ihren Hundefreund braucht, damit er ihr über ihre Füßchen schleckt.“
„Das ist ja großartig, Mark! Vielen lieben Dank!“ Anna und Jonas strahlen. „Was meinst du dazu, Charlie?“
Und Charlotte vergräbt wie so oft ihre kleinen Hände in Bernies Fell und lacht vergnügt.

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Babuschka am 16.12.2025:

Liebe Lisa,
toll deine Geschichte von der innigen Freundschaft eines Babys mit einem Bernhardiner. Ich selbst habe Zeit meines Lebens leider immer Angst vor Hunden gehabt.
LG Babuschka

Weitere Kurzgeschichten:

Der kleine weiße Elch - Stoffmarkt auf der Wolkeninsel 15
Der kleine weiße Elch - Windluft als Poltergeist 14
Unerwartet