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geschrieben von Koto7001.
Veröffentlicht: 18.12.2025. Rubrik: Fantastisches


Dämonenherz

Es war ein Abend wie jeder andere, zumindest versuchte ich es mir einzureden das es so war. Die Umstände zumindest passten: Ich hatte meine kleine, dunkelgrüne Umhängetasche neben mich auf den Sitz gestellt und schaute aus dem großen Fenster des Zuges an welchem die hell erleuchteten Häuser der Stadt vorbei flogen. Obwohl dieser Abend vielleicht DOCH nicht GANZ so wie andere Abende war: Zwar saß ich auf meinem Stammplatz im Zug und blickte aus dem Fenster, so wie ich es jedes mal tat, doch diesmal gab es doch etwas was neu war. Ich war nicht alleine.
Er war bei mir. Und beinah genau so oft wie mein Blick aus dem Fenster ging, schweifte er zu ihm.

Der Glanz, welcher mir aus seinen Augen entgegen funkelte, hatte etwas magisches an sich. Sie schienen mich anzuziehen wie ein Magnet. Einem Magneten dem ich nicht zu entkommen vermochte. Im Gegenteil: Um so mehr ich versuchte, mich ihm zu entziehen, um so mehr zog es mich in seine Richtung.

Er schenkte mir ein Lächeln und streckte seine rechte Hand aus.
Die Räder des Zuges quietschten und er kam zum Stillstand. Erst jetzt rang ich mich dazu durch seine Hand zu nehmen, meine Tasche über die Schulter zu hängen und mich in Richtung der Zugtür führen zu lassen.

Er öffnete sie und gemeinsam stiegen wir aus. Meine Füße berührten den Bahnsteig, welcher nur durch drei schwache Neonröhren erleuchtet wurde, welche unter einer hölzernen Überdachung befestigt waren. Diese schien, genau so wie die Lampen, ihre besten Tage bereits lange hinter sich gelassen zu haben, was im übrigen auch für den gesamten Bahnhof galt: Überall, außer auf zwei er Schienen, wucherte kniehoch das Unkraut und das Bahnhofsgebäude schien eine Renovierung mehr als dringend nötig zu haben.

Doch dies alles nahm ich nur für einen kurzen Moment war. Dann wand ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu. Er lächelte und führte mich zu einem Tunnel, welcher unter den Gleisen hindurch auf die andere Seite des Bahnhofs führte. Ich hätte am liebsten die Zeit angehalten welche mir mit ihm blieb, doch dies lag nicht in meiner Macht.

Er war das genaue Gegenteil von mir: Er wusste um die Macht mit welcher er mich in seinen Bann gezogen hatte und nutzte sie auch jetzt weiter aus um mich aus dem Tunnel, über das Gelände des Bahnhofs bis hin zu einem halb verfallenden Gebäude, auf der anderen Seite der Straße zu führen, welche vor diesem entlang verlief.

Es war sehr spät, so das wir überhaupt nicht auf Autos oder Motorräder achten mussten, welche an ansonsten die Straße unsicher machten.

Binnen weniger Augenblicke erreichten wir das Gebäude dessen Außenmauern vollkommen mit Pflanzen überwuchert waren. Ab und zu raschelte es in einem der Büsche, welche sich seitlich des Gebäudes in den Himmel regten, doch kaum war das Rascheln zu hören, verschwand es auch wieder.

Zwar erschrak ich leicht, widmete meine Aufmerksamkeit aber gleich wieder ihm.
Seine Hand war warm, während meine ihre Temperatur langsam zu verlieren schien. Dies jedoch nahm nur der äußerste Rand meiner Aufmerksamkeit war, der größte Teil war auf ihn gerichtet.

Seine Hand hielt die überhängenden Äste beiseite so das ich mühelos hindurch gehen konnte.
Ich sah ihn erneut an und spürte wie es mich förmlich zu ihm hinzog. Sein Aussehen, sein Gesicht, sein Duft.

Ich fühlte mich wie unter einem übermächtigen Bann gefangen, dem ich nicht zu entkommen vermochte, im Gegenteil: Um so mehr ich versuchte mich gegen ihn aufzulehnen, um so tiefer geriet ich unter seine Macht während mein Herz von Innen gegen meine Rippen schlug.

Ich hatte keine Ahnung was diese, sich sehr widersprechenden Gefühle zu bedeuten hatten, doch kam ich auch gar nicht dazu mir darüber Gedanken zu machen.

„Ivana“ sachte wie ein im Wind schwebendes Blatt kam mein Name aus seinem Mund und lies mich augenblicklich erstarren. Doch da war sie plötzlich wieder, die Erinnerung.
Ich hatte das, was uns verband beinah vergessen. Den Vertrag auf dessen Einhaltung er jetzt bestand und dem ich mich nicht widersetzen konnte. Ich musste ihm wohl oder übel dienen.

Joris Gesichtsausdruck veränderte sich leicht. Seine Augen nahmen eine leuchtend, rote Färbung an und auch sein Haarton wechselte von dunkelblond, hin zu einem tiefen Schwarz. Das tiefste Schwarz welches ich jemals in meinem Leben gesehen hatte.
Dieser Anblick versetzte mich zurück in die Zeit als in unseren Land der Krieg tobte und tausende von unschuldigen Menschen zur Flucht zwang. In jener Zeit kreuzten sich unsere Wege das erste Mal.

Er versprach mich und die die mir am Herzen lagen zu beschützen, doch im Gegenzug sollte ich ihm mit meiner Seele dienen, sobald diese Aufgabe vollendet war.
Das er danach allerdings von selber, für mehrere Jahre verschwand, wunderte mich. Heute jedoch hatten sich unsere Wege erneut gekreuzt und ich wusste das es für mich und meine Seele kein Entkommen gab.
„Du weist wieso ich dich hier her gebracht habe“ sagte er und ich spürte einen Hauch der Kälte, welche in seiner Stimme mitschwang.
Ich nickte nur und sah zu Boden. Als ich nach einigen Sekunden des Schweigens wieder aufblickte, stand er genau vor, weniger als eine Armlänge entfernt.

Langsam streckte er seine Hand nach meiner aus, während ich mich nicht rührte. Ich war wie in Ketten gelegt und bewegte mich auch dann nicht, als seine Hand meine berührte und mich zu sich heran zog.

Weniger als einen Herzschlag später berührten sich unsere Körper. „Sieh mich an“ sagte er. Ich schüttelte den Kopf, denn ich wusste was geschehen würde sobald ich mein Gesicht hob.
„Du hast sie mir versprochen“ flüsterte er.
Ich spürte wie ich innerlich einknickte und sich mein Gesicht nun doch ganz langsam in seine Richtung bewegte.

Es hinaus zu zögern hatte ohnehin keinen Zweck.
Als unsere Gesichter auf einer Höhe waren, lächelte er zufrieden.
In wenigen Sekunden würde meine Seele ihm gehören.

Das letzte was meine Augen sahen waren seine, welche mich, wie zwei hellrote Rubine, anleuchteten, bevor mein eigenes Lebenslicht erlosch.

Ende

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