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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2018 von Roland Wagner (Annewa).
Veröffentlicht: 24.08.2019. Rubrik: Lustiges


Das Gespensterhaus am Rande der Landstraße

Es war schon fast Mitternacht. Sanftes Mondlicht verlieh der Landschaft etwas Unwirkliches. Anke und Klaus Fender befanden sich nach einem sommerlichen Ausflug auf dem Weg nach Hause.
„Nur noch eine halbe Stunde, dann sind wir daheim“, sagte Klaus gerade, als er plötzlich ein komisches Geräusch hörte. Noch bevor er feststellen konnte, woher es kam, blieb der Wagen stehen. „Das fehlte noch!“ schimpfte er, stieg aus und klappte die Motorhaube hoch. Anke leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
Schon nach wenigen Minuten ließ Klaus die Haube wieder zufallen. “Da kann ich allein gar nichts machen. Wir brauchen Hilfe“, stöhnte er.
In der Ferne erkannten sie die Umrisse eines Hauses. „Sieh mal“, Anke wies mit dem Finger auf das Gebäude, „da stehen jede Menge Autos rum. Vielleicht ist es sogar eine Werkstatt. Und wenn nicht, können wir von da aus sicher die Pannenhilfe anrufen.“
Sofort macht Klaus sich auf den Weg. Als er sich dem Haus am Rande der Landstraße näherte, stellte er erleichtert fest, dass Licht brannte. „Zum Glück schlafen die Leute noch nicht“, murmelte er vor sich hin.
Er brauchte auch nur einmal zu klingeln, und schon flog die Tür auf. Klaus erschrak. Der Kerl, der im Rahmen stand, sah aus, als wäre er einem Gruselkabinett entsprungen: wild wucherndes Haar, düsterer Blick, bleiches Gesicht – und dazu war er spindeldürr. Er winkte Klaus in die Vorhalle, wies mit der Hand auf einen Stuhl und verschwand dann sofort wieder.
Klaus wartete unschlüssig und kam sich ziemlich verloren vor. Da hörte er plötzlich aus dem Nebenzimmer unheimliche Geräusche: Eine Frau mit seltsam entrückter Stimme flehte um Hilfe, bösartiges Grollen, Glas splitterte, dann berstendes Krachen gefolgt von einem markerschütternden Schrei.
Klaus wurde übel, Panik stieg in ihm hoch. Er sprang auf. Nur weg von hier war sein einziger Gedanke. Doch in diesem Moment wurde eine Tür aufgerissen. Ein Vermummter mit einer riesigen blutverschmierten Axt in der Hand stürzte herein.
Als die Gestalt Klaus erblickte, hielt sie mitten in der Bewegung inne, als wollte sie sich auf ihn stürzen. Aber dann drehte sie sich einfach um und knallte die Tür hinter sich krachend ins Schloss.
Klaus stand blankes Entsetzen in den Augen. Noch im Weglaufen sah er, wie die Tür wieder aufsprang und eine ganze Horde Gruselgestalten hereinkam.
Schreckensbleich riss er die Haustür auf und rannte in die Mondnacht hinaus.
Anke saß im Auto und hörte Radio. Mit geschlossenen Augen lauschte sie einem Schmusesong, als plötzlich Klaus die Wagentür aufriss und sich in den Sitz fallen ließ. Er war leichenblass, seine Hände zitterten.
„Was ist passiert?“, wollte Anke wissen. „Sind dir Gespenster über den Weg gelaufen?“
Klaus rang um Fassung. Als er sich endlich einigermaßen beruhigt hatte, flüsterte er: „Du wirst mir nicht glauben, wenn ich dir erzähle, was ich da drüben erlebt habe! Diese Gestalten, die Einrichtung …!“
Stockend berichtete er, was vorgefallen war. Als er geendet hatte, stand auch Anke der blanke Horror ins Gesicht geschrieben. „Um Himmels willen, Klaus, was machen wir nun? Wir können hier doch nicht weg!“ Sie warf einen ängstlichen Blick nach draußen und schrie entsetzt auf. Eine Horde Monster kam auf sie zugerannt. „Sie kommen, Klaus, sie kommen!“
In Sekundenschnelle verriegelten sie die Wagentüren. Die Angst hatte ihnen Flügel verliehen. Aber es dauerte auch nur Sekunden, bis die Horrortypen ihr Fahrzeug erreicht hatten.
Doch dann passierte etwas Sonderbares: Anstatt mit einer Axt das Dach zu zerschlagen, wie es Anke und Klaus befürchtet hatten, blieben sie stehen und schauten etwas ratlos durch die Scheiben. Im selben Moment kam noch ein Mann vom Haus herüber. Er trug einen ganz normalen Anzug und sah auch nicht so verwegen aus wie die anderen. Vorsichtig klopfte er an das Seitenfenster und forderte Klaus mit einer eindeutigen Geste auf, die Scheiben herunterzukurbeln. Aber der schüttelte energisch den Kopf und rührte sich nicht.
Da rief er mit lauter Stimme: „Bitte, wir müssen Ihnen das alles erklären! Sie denken etwas ganz Falsches! Mein Name ist Goldstein. Ich bin Regisseur. Wir drehen unten im Haus einen Horrorfilm. Verstehen Sie jetzt?“
Anke und Klaus sahen erst sich an, danach die Monster, und dann prusteten sie los. Im Nu waren sie aus dem Auto, und genauso schnell kamen ein paar Techniker vom Drehort und sahen sich den Motor an. Und eine halbe Stunde später verabschiedeten sie sich lachend von der abenteuerlichen Truppe.
Vor kurzem haben Anke und Klaus sich den Film im Fernsehen angeschaut. Er trug den sinnigen Titel „Die Axt im Hause“. Bei den Szenen im alten Haus mussten sie sich vor Lachen den Bauch halten – obwohl sie sich ja eigentlich hätten gruseln sollen …

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Noxlupus am 30.08.2019:

Ich habe es gerne gelesen, drum will ich mich hier verewigen. Daumen hoch und LG

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