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geschrieben 2021 von Niklas (Niklas).
Veröffentlicht: 04.02.2021. Rubrik: Kürzestgeschichten


Büroarbeiter

Mit müden Augen starrt er auf seinen Computerbildschirm, dann schweift sein Blick auf seine Armbanduhr. Noch drei Stunden bis zum Feierabend. Drei lange Stunden! Er wendet seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu, der ihm viel zu grell entgegenleuchtet, und hackt im Gleichtakt mit seinen Kollegen mit den Fingern in die Tastatur. Der Monitor zeigt unmissverständlich das Ergebnis seiner lustlosen Bemühungen, die einem Wirrwarr und unverständlichem Kauderwelsch gleichkommen. Nur das, was er tatsächlich schreiben wollte, steht nicht da.
Also nochmal von vorne. Alles löschen, neu eintippen. Diesmal langsamer und genauer, um nicht wieder denselben Fehler zu machen. Tipp, tipp, tipp. Jetzt stimmt es. Jetzt kommt das nächste Blatt an die Reihe. Es sieht fast so aus wie das vorherige, aber die Unterschiede sind so gering, dass sie kaum auffallen. Also wieder dieselbe Prozedur. Tippen, löschen, neu tippen, nächstes Blatt.
Seine Lider sind schwer wie Blei und die Langeweile groß wie das Universum. Hätte er damals nur die Schule nicht abgebrochen, wäre er jetzt nicht hier. Aber es hilft nichts. Er nimmt einen Schluck des kalten Kaffees, der seit Beginn des Tages auf seinem Schreibtisch herumsteht. Der Kaffee ist viel zu bitter. Er steht auf und ist froh um die Bewegung, die ihm der Weg von seinem Schreibtisch in die Kantine ermöglicht. Dort setzt er sich an einen freien Tisch und starrt an die Decke, während er seinen inzwischen wieder heißen und gut gezuckerten Kaffee trinkt. Die Kollegen, die jeweils alleine an einem Tisch sitzen, nimmt er ebenso wenig wahr wie sie ihn. Alle starren sie gemeinsam an die Decke. Keiner sieht etwas.
Die Pause ist vorbei. Noch eine halbe Stunde, dann ist endlich Feierabend. Also wieder ein neues Blatt hergezogen, abgetippt, diesmal langsam und fehlerlos. Die Zeit scheint nicht vorübergehen zu wollen, was ihn ein weiterer ungeduldiger Blick auf seine Uhr verrät.
Er steht auf ihm wird kurz schwarz vor Augen, dann zieht er sich seine Jacke an und verlässt das Büro. Raus in den Gang, vorbei an anderen Büros lustloser Kollegen, in den Aufzug, den Knopf fürs Erdgeschoss gedrückt, die Türe schließt sich. Unten angekommen stößt er fast mit einem Mann mit lustlosem Ausdruck zusammen. Es ist sein Kollege, der die nächste Schicht übernimmt. Sie sehen sich nicht, sie kennen sich nicht. Gehen aneinander vorbei als sähen sie sich das erste Mal.
Er tritt ins Freie und schaut kurz in die untergehende Sonne. Sie blendet. Viel zu hell. Er hebt seine fahle Hand und schützt seine lichtscheuen Augen. Die frische Luft belebt seinen Körper wie neu und er richtet sich auf. Seine Gelenke knacken als er sich streckt. Dann dreht er sich um und betritt wieder das Bürogebäude. Seine nächste Schicht beginnt. Sein Kollege kommt ihm wieder entgegen. Sie grüßen sich wieder nicht, schauen sich nicht an, kennen sich nicht. Die Aufzugtüre schließt sich hinter ihm.

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