geschrieben 2024 von Rautus Norvegicus (Rautus Norvegicus).
Veröffentlicht: 27.06.2025. Rubrik: Menschliches
Das Berichtsheft ist schuld
Während meiner Schreinerlehre hab ich mir das kreative Schreiben angewöhnt.
Ich musste natürlich, wie jeder Azubi, regelmäßig Berichte über meine erbrachten und dadurch hoffentlich dauerhaft erlernten Tätigkeiten, sei es auf der Baustelle oder in der Schreinerei selbst, in einem so genannten Berichtsheft festhalten.
Das ich dann auch zur Gesellenprüfung vorlegen musste. Jetzt war es aber so, dass ich einen Monat nur Zimmertüren eingebaut habe. Im nächsten Monat nur Fensterrahmen.
Bei den Fensterrahmen hatte ich wenigstens die Möglichkeit, zwischen
Kunststoff oder Holzrahmen zu variieren. Bei den Zimmertüren hätte ich die Breite bzw. Tiefe der Zargen, wir nannten sie auch '(Tür)Futter' angeben können.
Das wurde mir aber wutschnaubend von meinem Meister verboten, ich solle gefälligst kreativ sein, schnaubte er. Dabei lies er drohend eine Dachlatte kreisen! Ich hatte der Dachlatte in diesem Augenblick nur mein Leberwurst-Butterbrot entgegen zu setzen, denn es war gerade Frühstückspause. Und so wurde ich zu meinem heutigen Schreibstil genötigt.
Was ja gar nicht schlecht war, machte ich doch nach der Handwerker-Lehre eine kaufmännische Ausbildung. Da durfte ich dann nicht mehr kreativ sein, wenigstens nicht in der Buchhaltung.
Vor nicht allzu langer Zeit stieß ich dann zufällig auf Stories und Kurzgeschichten. Hier wird jeder freundlich dazu ermutigt, zu schreiben wie man will. Die deutsche Rechtschreibung kann und will ich nicht neu erfinden, das ist ja auch vor Kurzem geschehen.
Lustigerweise kann man da, in
manchen Fällen, auch schreiben, wie man will – also wählen zwischen neuer und alter Rechtschreibung. Was erfinde ich, was ist autobiographisch?
Ich glaube, das ist jeweils unschwer zu
erkennen. Eine Vermengung zweier Welten, sozusagen. Und so bleibt es auch in der Deutungshoheit der Leser, je nach Lust und Laune darüber zu entscheiden.

