Veröffentlicht: 02.12.2025. Rubrik: Nachdenkliches
Blick in eine Seitenstraße.
Ich sehe eine Sackgasse. Sie endet an einem Hügel, dahinter ist Wald zuerst Wiese, beginnendes Bauernland. Bis dorthin haben die Neureichen oder Spät-Verschuldeten sich noch nicht ausgebreitet. Noch gibt es den Bauernladen oben am Gebäude in der alten Scheune, nah der Straße. Verändert hat sich viel mit den Jahren und der frühere Park hat seinen Glanz verloren. Der Teich hat ein entschlammen nötig. Seine Ränder sind mehr Hunde-Klo geworden, die vielen Enten helfen dabei alles unbetretbar zu machen.
Dorfidylle, ein später Traum der einstigen, arbeitsamen Großstadtmenschen. Hier versammelt sich, was nun an schönes, grünes Wohnen immer geglaubt hat. Bettjäckchen werden nun an den Abenden gemeinsam gestrickt in Frauenkreisen, während der, wenn noch vorhandene Ehemann in der Sportklause seine Vergangenheit zum Besten gibt unter Gleichgesinnten Gerstensaft Freunden. Vehement wehrt er ab nur wegen der jungen Kellnerin gerne dorthin zu gehen. Hotel Mama ist schon lange leer. Im Keller ist noch ein Wohnraum vom Sohn übriggeblieben. Nichts darf da verändert werden, sie will es so. Die Hoffnung auf die Feiertage, dieses kommen sie diesmal oder wieder nicht, beschäftigt sie mehr als ihn. Immer noch ist kein Enkelkind in Sicht. Beide Söhne wollen keine Kinder sagten sie, lose Beziehungen reichen. Bloß nicht so wie die Eltern leben, spießig und mit dem neidischen Blick zum Lebensumfeld.
Weißt du noch damals als… sie will es nicht hören denkt dabei auch an ihre Mutter. Es ist vorbei, eine schwierige Zeit, Krankheiten die unverständlich damals waren für sie. Ihr Mann schwieg still, nahm es hin und hoffte nicht mit ihr auch später so leben zu müssen.
Fliehen, früher war es leicht gemeinsam. Wenn die Jahre ins Land gehen, nun sieht man es und sucht nach Inseln im Ozean des Lebens. So etwas Unbewohntes müsste es sein mit einem Jungbrunnen, für ein neues Leben.
Sie murmelt gerne, es versteht niemand, sind Selbstgespräche so mit den Jahren kamen sie. Bunte Vögel, sie sahen viele davon. Er betritt ihr Zimmer, hat ein Fotoalbum in der Hand, kommt aus dem Keller. Lass es zu… heute nicht. Nicht immer sind Erinnerungen auszuhalten. Ablenken jetzt mit bügeln wäre ideal. Er geht, kennt es seit Jahren, schließt die Tür hinter sich weiß sie will lieber allein sein. Sie schlafen schon länger getrennt. Wenn sie allein das Haus verlässt, dann schließt sie ihr Zimmer ab, nimmt den Schlüssel mit.
Getrenntes Zusammenleben im Alter, man braucht sich nicht mehr so wie früher, bleibt aber eine Lebensgemeinschaft trotz oft getrennter Wege. Was bleibt und was kommt danach… wer geht zuerst und wird es ein Reihengrab oder die Urne in der Schrankwand. Was wird aus dem Haus, kein Sohn zeigte bisher Interesse. Sie werden es verkaufen.
Das war`s dann … in schlaflosen Nächten grübelten beide getrennt darüber nach. Schwiegen doch am Frühstückstisch. Der Blick von ihm in ihre Augen reichte, um zu wissen jetzt ist schweigen besser. Altersillusionen, einmal sind sie auch vorbei. Es ist wieder still im Haus, Kinderlachen fehlt. Ein Tier darf nicht ins Haus, nur keinen Schmutz jetzt noch in unserem Alter. Sie hat schon genug mit ihm zu tun. Er ist um einige Jahre älter als sie. Sie hofft ihn nicht noch pflegen zu müssen. Nicht das auch noch, denn sie hat ja so viel zu tun täglich, im Internet.
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