Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
6xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Lüdel (lüdel).
Veröffentlicht: 12.08.2025. Rubrik: Unsortiert


Die etwas andere Liebe

Zwei Jahre lang hatte Monika Schmitt mit ihrer Kollegin zusammengearbeitet, die vor Kurzem wegen Heirat gegangen war, in dem kleinen Schreibbüro im dritten Stock.

Vor Kurzem hatte ein neuer Kollege hier angefangen – wirklich ein sehr angenehmer Arbeitskollege.

Inzwischen waren schon einige Monate vergangen, und Monika verliebte sich in ihn, diesen Typen: klein, mit kugelrundem Bauch und Brille auf der Nase.

Sie wartete darauf, dass er den ersten Schritt machte. Als Frau wünschte sie sich, dass er sie ansprechen würde.

Manchmal lag es ihr auf der Zunge, ihn zum Kaffee einzuladen, aber das kam ihr komisch vor.

Monika war eine relativ attraktive Frau, mit blonden Haaren, zierlicher Figur und immer modisch gekleidet.

Höflichkeit lag ihr im Blut, und ihr Lächeln war unverwechselbar.

So vergingen die Tage – und an diesem Tag war Herr Kunz nicht bei der Arbeit.

Es schien, als sei etwas passiert. Bisher war er immer überpünktlich vor ihr da gewesen.

An der Empfangstheke erfuhr sie, dass Herr Kunz im Krankenhaus war.

Das war jetzt die Gelegenheit, dachte sich Monika. Es wäre unauffällig, als Kollegin einfach im Krankenhaus einen Besuch abzustatten!

So gedacht, so getan.

Am nächsten Tag im Krankenhaus öffnete Monika die Zimmertür – ein kahles, steriles Zimmer, die Betten noch leer.

„Dann kann ich hier in Ruhe mit ihm reden“, dachte sich Monika und ging zum Krankenbett.

Er schien sie nicht wirklich wahrzunehmen. Nach einer höflichen Begrüßung fragte Monika, was passiert sei.

Herr Kunz winkte mit der Hand ab und sagte mit schmerzverzerrter Miene: „Jemand ist mir mit seinem Autoreifen auf den Fuß gefahren.“

Gut, dass nichts Weiteres passiert war – nur stark geschwollen und geprellt.

Monika schob sich einen Stuhl an sein Bett und wollte die Gelegenheit nutzen.

 

„Herr Kunz, wie ist Ihr …“

In dem Moment wurde die Tür aufgestoßen, und das Geräusch vermischte sich mit ihrer Frage. Die Schwester rief hinein: „Abendessen! Schaut kurz zu ihr rüber… In einer halben Stunde ist die Besuchszeit beendet“, verkündete sie.

Danach stellte sie das Tablett auf den vorbereiteten Ausziehtisch und verschwand.

Da platzte es aus Monikas Mund heraus: „Monika. Ich heiße Monika. Wie ist Ihr Vorname?“

Herr Kunz hatte gerade einen Löffel vom Essen im Mund und deutete mit dem Finger nach unten zum Bett, dort war das Namensschild: „Karl Kunz“.

Monika rutschte spontan heraus: „K-K…“ und versuchte ein Gespräch zu führen, doch Karl war mit dem Essen beschäftigt und verzog bei jedem Bissen die Mund- und Gesichtszüge grauenhaft.

Die Tür wurde wieder ruckartig aufgestoßen.

„So, jetzt braucht der Patient seine Ruhe“, raunte die Schwester.

Monika beschloss, nicht mehr zu kommen.

Nach einigen Wochen kam Herr Kunz wieder zurück. Kaum einen Tag später wurde er in die untere Abteilung versetzt.

Der Abteilungsleiter nahm ihn mit. Herr Kunz zuckte mit den Schultern, als er bei Monika vorbeiging.

Eines Abends im Büro war es schon ziemlich spät geworden, und Monika eilte zur Bahn. Erst musste sie in die S-Bahn, dann umsteigen in die nächste U-Bahn.

Beim ersten Aussteigen war die Bahn heute besonders voll – zum Wochenende hin. Sie wurde herumgerempelt. Sie konnte nicht mehr stehen und fiel hin und stieß sich dabei unglücklich den rechten Arm.

Jemand hatte den Notarzt gerufen, und Monika wurde ins Krankenhaus gebracht.

Im Krankenhaus wird normalerweise sofort geröntgt, aber doppeltes Pech: Das Gerät war außer Betrieb, und der zuständige Radiologe war krank.

Und es war Freitag, Wochenende auch noch.

Die Nacht war kurz, und der Tag zog sich hin. Spätnachmittags öffnete sich leise die Tür, und ein Kopf schob sich hinein.

„Herr Kunz!“

Mit fast gleitenden Schritten stand er jetzt vor ihrem Bett und brabbelte: „Ich habe Ihnen, dir, Monika, mir erlaubt, was mitzubringen.“

Er stellte eine kleine Konditorpappschachtel auf ihren Klapptisch.

„Ich hoffe, Sie mögen Kuchen“, fragte er höflich.

„Ja“, antwortete Monika etwas irritiert und öffnete die kleine Schachtel – ein kleines Mini-Erdbeertörtchen.

„Oh, danke. Wirklich sehr lecker“, entwich es begeistert aus Monikas Mund.

Besorgt fragte Kurt: „Was ist mit dem Arm?“

Monika blickte enttäuscht kurz zur Decke: „Muss noch geröntgt werden!“

„Mh, ja, Wochenende“, nickte Kurt betrübt.

„Na“, fing Kunz an, „es wird ja bald Abendessen geben…“

„Da fällt mir gerade auf, mein Schwager ist Koch, meine Schwester lässt ihn die Computerarbeiten machen.“

Monika verwundert: „Sie haben eine Schwester?“

„Ja, sie ist einiges älter als ich“, hielt er inne, denn er wusste genau, dass seine Schwester auf keinen Fall wollte, dass jemand ihr Alter kennt.

Ihr Mann Viktor ist viel jünger als sie, und seit er seine Arbeit verlor, hat meine Schwester ihn zum Helfen angeordnet.

„Ah“, sagte Monika.

„Die sind halt wie Apfel und Ei“, lächelte Kurt kurz.

Dann drehte er sich am Schuhabsatz um und grinste geheimnisvoll vor sich hin.

„Du, Monika“, gab er ihr unverhofft ein Küsschen auf die Wange. „Mir ist da was aufgefallen… Ich komme später wieder zurück.“

Monika tastete mit ihrer linken Hand ihre Wange ab. „War das jetzt ein Traum?“, überlegte sie in Gedanken.

Karl entflieht nach draußen, schnurstracks zur Küche – ach was, Saal, riesiger Küchensaal…

Mit einer Schürze und einer Papier-Kopfbedeckung, die er von einem davor hängenden Haken genommen hatte, nahm er all seinen Mut zusammen und spazierte hinein.

Noch war es ruhig. Der Chefkoch lehnte an der Seite, sein Schild wies ihn aus. Er sah Kunz auf sich zukommen.

Kunz erklärte und erzählte ohne Umschweife sein Anliegen:

Dass das Krankenhausessen einfach nicht schmecke und es doch besser wäre, bessere Qualität zu kochen, als das zurückgebrachte Essen wegzuschmeißen. Denn dann spare man sich viel Geld, wenn das Essen schmeckt – und noch dazu dem Patienten das Essen schmeckt.

Die ganze Zeit schwieg der Chefkoch.

Kunz rechnete schon mit einem Rauswurf.

Dann ein großes Nicken: „Wie machen wir das mit den Diabetikern?“

Kunz warf ein: „Dann machen Sie zwei Stationen, also Abteilungen. Mein Schwager Viktor kennt sich mit sowas hervorragend aus, er ist Koch!“

„Koch, so so!“ Interessiert musterte der Chefkoch Herrn Kunz. Seine Blicke schienen etwas zu denken.

Seine Augen wanderten im großen Saal der Krankenhausküche umher.

Der Chefkoch murmelte etwas in sich hinein und sagte dann: „Gut, dann soll er kommen!“

Sofort rief Karl seinen Schwager Viktor an, der regelrecht hergeflogen kam.

Die zwei Männer verstanden sich auf Anhieb, die leuchtenden Augen beflügelt von Ideen.

Inzwischen hatte der Chefkoch den Krankenhauschef informiert, der kurz vorbeikam, um sein Okay zu geben.

Monika war vor lauter Warten eingenickt, etwas schläfrig, zittrig und ungeduldig schlug sie die Augen auf.

„Es müssen bestimmt schon Stunden vergangen sein“, dachte Monika.

Endlich kam Karl zurück, nach kurzem Nachfragen ihres Befindens plauderten sie ungezwungen einfach drauflos.

Über Karl seine Schwester, die etwas Verrückte, die sich spät nach ihrer Rente mit einem Erlebnisagentur „Kunterbunt – Wünsch dir was“ selbständig gemacht hat und verrückte Dinge verwirklicht.

Dass seine Schwester ihn schon öfter gebeten hat, bei ihr die Computerarbeiten zu übernehmen, die Termine zu organisieren und und...

Monika kam gar nicht mehr heraus vor Staunen.

Sanft, fast lautlos öffnete sich die Tür, und ein Rollwagen mit zugedecktem Essen wurde hereingerollt. Ein Lächeln der Schwester streifte kurz die beiden, dabei stellte sie das Tablett auf dem Klapptisch ab.

Neugierig und überrascht hob Monika den Deckel hoch.

Ein sanftes, süßliches Lächeln flog über ihre Lippen: „Das ist mein Lieblingsessen – wie aus Omas Zeiten... Blaukraut mit Knödeln und dunkler brauner Soße“, schwelgte sie.

Karl genoss es, dass es ihr so gut schmeckte.

Und erzählte, wie es dazu kam.

Bevor Karl ging, flüsterte Monika Karl zu: „Das alles für mich, danke dir, Karl.“

Karl nickte geschmeichelt und strich noch kurz über ihre linke Hand.

Sie war fast eingedöst, bevor sich Karl verabschiedete.

Einige Monate vergingen. Heute war von den beiden der letzte Tag im Büro. Kurze Verabschiedung von den Kollegen.

Ein paar Tage später standen sie im Laden von Karls Schwester Marie.

Marie, von allen nur „Marie Kunterbunt“ genannt, sagte zu ihrem Bruder: „Du brauchst auch einen Künstlernamen, am besten Karl Künztler“, und schubste dabei Karl in Richtung Monika. Marie nahm ihre Tasche und ging hinaus.

Das letzte Stück stolperte Karl leicht vor, er schien in der Luft nach den richtigen Worten zu suchen, schnappte nach Luft und stieß liebevoll hervor: „Ich liebe dich!“

Er zog Monika an sich heran und küsste sie leidenschaftlich.

In dem Moment kam Marie wieder zurück und winkte den beiden zu: „Kommt, macht euch fertig… ich habe was für euch!“

Nach einer kurzweiligen Fahrt waren sie am Ziel. Ein kleiner Motorflieger wartete auf einem kleinen Hänger auf sie.

Unbedarft stieg Monika ein.

Insgesamt mit Pilot sechs Personen an Bord.

Drin saßen Monika, Karl, Marie, ihr Mann Viktor und noch ein weiterer Mann, ein Freund der Familie.

Oben in den Lüften, in der richtigen Höhe angekommen, machten sich alle fertig zum Fallschirmsprung.

Gekonnt sprangen sie nacheinander heraus. Monika war voller Begeisterung.

Nachdem sie nach Anweisung der Schwester Marie die Fallschirme geöffnet hatten und in der Luft eine Gruppierung bildeten und die Hände reichten, gab sich der Freund als Pfarrer zu erkennen.

Marie lachte laut: „Die Zahl fünf bringt Glück!“, dabei hob sie ihre Handfläche nach oben und schwenkte sie im Kreis.

Monika war total perplex, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie schaute zu Karl rüber, er nickte.

Dann wurden sie in luftiger Höhe gefragt: „Monika Schmitt, willst du Karl zu deinem angetrauten Mann nehmen?“ Ein schmetterndes „Ja!“ hallte durch die Wolken.

Dann: „Herr Karl Kunz, willst du Monika zu deiner Frau nehmen?“ Dieser wiederum rief mit einem schallenden „Ja!“ hinaus.

Überwältigt landeten die beiden überglücklich am Boden.

Alle fünf umarmten sich. An das unvergessliche Erlebnis und die Liebe darin werden sie sich immer erinnern.

counter6xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von lüdel am 12.08.2025:

Danke dir Jens für dein Herz❤




geschrieben von Rautus Norvegicus am 12.08.2025:

Eine schöne, positiv geladene Erzählung, hab ich sehr gern gelesen!

Liebe Grüße
😄
Rautus




geschrieben von Bad Letters am 16.08.2025:

Das man den Vornamen des Kollegen nicht weiß Lydia, erscheint mir doch etwas unwahrscheinlich. 😉 Gerne gelesen! 😊




geschrieben von lüdel am 16.08.2025:

Doch, das gibt’s. In damaligen Zeiten war es nicht üblich, sich mit Vornamen anzusprechen.

Mehr von Lüdel (lüdel):

Das Fliegende Buch
Kutto Krimi – Reihe 1–10.Die Befreiung & 11.Die Flucht in den Regen
Kutto Krimi – Reihe 1–9. Das geheime Versteck
Kutto Krimi – Reihe 1–8. Tunnelsuche
Kutto Krimi – Reihe 1–7. Wichtiger Hinweis