Veröffentlicht: 18.07.2025. Rubrik: Märchenhaftes
Clown Wip und die Jahrmarkt-Insel
Sommer- Märchen
Ein Clown lebte auf der stillgewordenen Jahrmarkt-Insel, in seinem alten Wohnwagen.
Es war ruhig. Nichts mehr war los. Alles stand still.
Die Insel, einst ein Ort voller Licht, Musik, Kinderstimmen und fröhlichem Lachen – nur er war geblieben.
Clown Wip.
Er saß da, in seinem Clownskostüm.
Einst war er der Clown. Der traurige Clown.
Jahrelang war das seine Nummer gewesen.
Obwohl er immer davon geträumt hatte, ein lustiger Tollpatsch zu sein – einer, der stolpert und Seifenblasen jagt.
Aber zur damaligen Zeit war „traurig“ modern gewesen.
So war es gekommen,
dass er jetzt dort saß – er, der Clown Wip.
Doch da plötzlich – ein lautes Motorengeräusch!
Ein Knattern, ein Prusten, ein Pfeifen – etwas kam näher, direkt auf die Insel zu.
Ein Motorsegelflieger taumelte heran, flog mitten durch die alte Achterbahn, verfolgte deren Loopings und Kurven, als würde er wie durch eine Rutsche entlangsausen.
Ein Ruck – ein alter Sitzwaggon der Bahn schleuderte den Flieger heraus!
Er landete vor dem verlassenen Zuckerwattestand.
Clown Wip rieb sich die Augen.
War das Wirklichkeit?
Der Flieger… nickte.
Der Clown trat näher. Eine Seitenklappe sprang auf – und der Motorsegelflieger sprach mit seiner Stimme aus dem alten Radio:
„Die Achterbahn braucht Öl.“
Da es roch süßlich nach Zuckerwatte –frisch, warm, rosa! Am Stand drehte sich wie von Zauberhand eine Zuckerwolke.
Wip taumelte zurück, hielt sich die Ohren zu.
„Ich träume“, flüsterte er und rieb sich noch einmal die Augen.
Da entwich ihm ein lautes „Mäh“ –seine Schaffellbinde wurde strahlend weiß und weich, und für einen Moment schien er verjüngt zu sein.
Etwas rüttelte an ihm.
„Wip? Wip! Clown Wip – du bist dran!“
Er schlug langsam die Augen auf.
Giraffentuch stand vor ihm.
„Muss ich jetzt… die traurige Nummer machen?“, fragte Wip.
„Welche traurige Nummer?“, lachte Giraffentuch.
„Komm, die warten alle auf dich!“
Clown Wip trat hinaus, hinüber – und traute seinen Augen kaum.
Die ganze Insel war ein Zirkuszelt geworden.
Oben aus der Kuppel konnte man zum Himmel hinaufsehen – bis zu den Sternen.
Jetzt stand er auf dem Jahrmarktplatz.
Neben ihm summte eine Popcornmaschine – sie lächelte ihn an.
Der Motorsegelflieger mitten in den Waggons und zwinkerte ihm zu.
Kinderpflaster-Gelächter hallte von der Achterbahn, die mit einem Ruck stehen blieb.
Alle Köpfe drehten sich zu ihm um.
Temo-Eltern mit ihren Pflasterkindern standen um ihn herum.
Er spielte eine lustige Szene – dann fiel er kurz zurück in eine traurige Nummer.
Ein lautes „Oh…“ ging durch die Reihen.
Da sprang plötzlich sein Hosenträger los, schnellte hoch und wickelte ihn ein wie eine Schleife.
Das Gelächter war groß.
„Wo ist…? Wo war mein Hut?“, rief Wip.
Die Pflasterkinder, Giraffentuch und die Temo-Eltern riefen im Chor:
„Was für einen Hut? Du hattest nie einen!“
Clown Wip lächelte.
Und in diesem Moment wusste er:
Er hatte Trost geschenkt.
Sich – und vielen anderen.

