Veröffentlicht: 27.06.2025. Rubrik: Unsortiert
Mani der Maulwurf
Mani Maulwurf und das verschwundene Sonnenlicht
Tief unter der Erde, wo es nach frischer Erde riecht und Wurzeln wie geheimnisvolle Gänge von der Decke hängen, lebt Mani
der Maulwurf. Er war kein gewöhnlicher Maulwurf - Mani hatte eine Schwäche für Sonnenstrahlen. Jeden morgen kroch er ganz
vorsichtig an den Rand seiner Höhle, um einen winzigen Sonnenstrahl auf seinem Fell zu spüren. Nur einen, nicht mehr - zu
viel Licht war ihm zu grell. Aber dieser eine Strahl war für ihn wie ein warmer Guten-Morgen-Kuss.
Eines Morgens jedoch war da… nichts. Kein Licht. Kein Strahl. Nur graue, müde Dunkelheit. „Das kann doch nicht sein!“,
grummelte Mani und putzte sich energisch die Nase. „Hat jemand die Sonne geklaut?“
Entschlossen machte er sich auf den Weg durch seine Tunnel, grub sich unter Wiesen hindurch und vorbei an schlafenden
Regenwürmern. Schließlich erreichte er den Bau seiner Freundin, Lilli die Libelle, die immer alles wusste. „Lilli! Ist die Sonne
weg?“ rief Mani panisch. Lilli flatterte aufgeregt mit den Flügeln. „Nein, Mani! Es sind Wolken. Große, dicke, faule Wolken! Sie
haben sich vor die Sonne gelegt und schnarchen!“ Mani stutzte. „Dann müssen wir sie wecken!“ Zusammen mit Lilli zog Mani
los. Sie baten den Wind um Hilfe, kitzelten die Wolken mit einem Grashalm und sangen ein Lied so schief, dass selbst der
Himmel lachen musste. Und tatsächlich - langsam, ganz langsam verzogen sich die Wolken gähnend. Ein einzelner
Sonnenstrahl brach durch. Er traf genau Mani seine Nase. „Da bist du ja wieder“, flüsterte Mani glücklich.
Mani der Maulwurf und der verschwundene Regenbogen
Seit jenem Tag, an dem er die Sonne „zurückgeweckt“ hatte, wurde Mani von alle Tieren im Wald liebevoll „der kleine
Sonnenfreund“ genannt. Jeden Morgen wartete er geduldig auf seinen Sonnenstrahl und wenn er ihn spürte, grinste er zufrieden
mit geschlossenen Augen.
Doch eines Morgens, als der Regen aufgehört hatte und die Sonne langsam wieder durch die Bäume lugte, entdeckte Lilli die
Libelle etwas merkwürdiges. „Mani! Der Regenbogen ist weg!“ Mani blinzelte. „Was meinst du, Lilli? Es hat geregnet und die
Sonne scheint. Da müsste doch ein Regenbogen am Himmel zu sehen sein, oder?“ Lilli nickte. „Ganz genau. Aber da ist keiner
Mani, ich glaube er hat sich verlaufen!“
Ohne zu zögern grub sich Mani durch den weichen Waldboden und kam an der großen Waldlichtung heraus, wo sich alle Tiere
versammelt hatten. Alle schauten erwartungsvoll zum Himmel - aber kein Regenbogen war zu sehen.
„Vielleicht ist er traurig“, überlegte Mani. „Oder hat sich versteckt“. „Wir könnten ihn rufen“, schlug Lilli vor. Also riefen sie alle
gemeinsam, so laut sie konnten: „Re-gen-boooogen! Wo bist du ?“
Da hörte man ein leises Schluchzen von oben. Ein zarter Regenbogen lugte zögerlich hinter einer Wolke hervor.
„Ich dachte… ihr braucht mich nicht mehr. Ihr habt doch die Sonne und ich bin nur da, wenn es gleichzeitig regnet…“ Mani
kicherte. „Aber du bist das Allerbeste am Ende vom Regen! Du machst den Himmel bunt uns die Herzen froh!“ Die Tiere nickten
eifrig. Der Regenbogen schniefte und streckte sich einmal kräftig. Dann breitete er sich stolz über den Himmel aus - von einem
Hügel zum anderen.
„So ist es besser“, sagte Mani und streckte zufrieden die Nase in die Sonne. Und von da an wusste der Regenbogen: Auch wenn
man nicht immer gebraucht wird, wenn man da ist, macht man die Welt ein bisschen schöner.

