Veröffentlicht: 27.12.2025. Rubrik: Aktionen
Schon wieder pleite …
oder man könnte auch sagen:
immer wieder pleite …
Meine Eltern waren sehr gutmütig.
Mein Papa war sehr gutgläubig, obwohl wir selbst nicht viel Geld hatten.
Mein Papa war Alleinverdiener, meine Mama Hausfrau – wir waren vier Kinder.
Kleidung hatten wir fast immer gebraucht,
meist von Nachbarn oder Verwandten geschenkt bekommen.
Wenn Bettler oder Zigeuner an der Haustür klingelten,
gab meine Mama fast immer ein wenig Geld.
Ich erinnere mich:
Ich war in der 5. Klasse,
als eine ehemalige Schulbekannte auf einmal bei uns auftauchte.
Wie sie gerade meinen Papa gefunden hatte,
frage ich mich bis heute.
Sie war mehrere Male bei uns
und redete meinen Eltern ein,
dass es in Neuseeland viel besser wäre –
günstiger zu leben,
besonders mit so vielen Kindern.
Dafür brauche sie allerdings eine Anzahlung,
um dort in Neuseeland alles vorzubereiten.
Uns wurde gesagt,
wir sollten besonders gut Englisch lernen,
denn wir würden nach Neuseeland auswandern.
Wir wurden gefragt,
ob sie unsere Bausparer –
meinen und den meiner Schwester –
auflösen dürfe.
Das Geld würde gebraucht,
um die Überfahrt vorzubereiten
und das Haus dort anzubezahlen.
Sie kam noch einige Male.
Dann war sie verschwunden.
Und mit ihr das ganze gesparte Geld.
Als meine Eltern merkten,
dass etwas nicht stimmte,
gingen sie zur Polizei.
Dort war die Betrügerin wohl bekannt –
aber leider nicht mehr auffindbar.
Wahrscheinlich war sie ins Ausland untergetaucht.
Uns gegenüber wurde nicht viel darüber gesprochen.
Mein Papa sagte nur,
dass man jetzt nichts mehr machen könne –
das Geld sei weg.
Da mein Papa Maurer war
und in der damaligen Zeit im Winter „gestempelt“ wurde,
gab es kaum Rücklagen.
So gab es in den Wintermonaten
monatelang verschiedene Varianten
von Kartoffelgerichten.
Also:
Schon wieder pleite …
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