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7xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Christelle (Christelle).
Veröffentlicht: 10.02.2022. Rubrik: Persönliches


Als ich mich verlaufen hatte….

Als Kind war ich gern bei Oma Anna und Opa Bernhard. Ich liebte beide über alles, vielleicht auch, weil sie sehr gutmütig waren und mich sehr verwöhnten.

Da die jüngeren Geschwister meines Vaters noch im Elternhaus wohnten, brauchte Oma stets viele Backwaren für ihre große Familie. Deshalb war sie beim Bäcker an der Ecke unserer Straße wohlbekannt. Manchmal kaufte sie auch mit süßer Marmelade gefüllte Berliner oder Amerikaner mit einer Zuckerglasur auf der Unterseite.

Letztere mochte ich besonders gern. Ich weiß nicht, wie ich dazu kam, ich nehme an, dass der Vorschlag von Oma selbst kam: Manchmal ging ich allein zum Bäcker und holte mir einen Amerikaner. Zu der Bäckersfrau brauchte ich nur zu sagen: „Die Oma bezahlt“ und schon wurde mir der Kredit gewährt.

Obwohl ich noch so klein war, hatte ich kein Problem, den Bäckerladen zu finden. Ich brauchte ja nur bis zum Ende unserer Straße zu gehen. Einmal jedoch hatte ich das Geschäft mit einem Amerikaner in der Hand gerade verlassen und wollte nach Hause, doch ich traute mich nicht. Auf der Straße prügelten sich ein paar Jungen, die etwas älter als ich waren und schrieen sich lautstark an. Ich hatte Angst, in diese Prügelei zu geraten und ging wieder zurück. Am Bäckerladen links vorbei bog ich in die nächste Parallelstraße ein, hätte dann an der Hauptverkehrsstraße, der Wanner Straße, wieder links abbiegen müssen und wäre dann im Rechteck zurück zu unserem Haus gekommen.

Doch leider bog ich an der vielbefahrenen Wanner Straße rechts ab und kannte mich plötzlich nicht mehr aus. Ich wusste nicht, wie ich nach Hause kommen sollte und begann zu weinen.

Da sprach mich ein Mann an: „Du bist doch die Enkelin vom Bernhard“. Ich nickte und hörte zu weinen auf.„Hast du dich verlaufen? Komm, ich bring dich nach Hause“, sagte er, nahm mich an die Hand und brachte mich zurück zu Oma und Opa. Ich war so froh, wieder daheim zu sein. Dass man nicht mit fremden Männern mitgeht, wusste ich damals wohl noch nicht.

Aber es war gut gegangen, der fremde Mann entpuppte sich als Opas Kollege, der ein paar Häuser weiter wohnte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Retep am 12.02.2022:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Christelle, leichte Unterhaltung im positiven Sinne. Da fühlte ich mich beim Lesen zurückversetzt. Die Jugend, in den Siebzigern, auf dem Dorf. Eine kindlich unbeschwerte Zeit. Danke für diese Erinnerungen. Liebe Grüße Retep




geschrieben von Christelle am 14.02.2022:

Herzlichen Dank!




geschrieben von Schriftstellerin 5 am 20.03.2022:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Christelle, Dein Beitrag hat mich sehr an meine eigene Kindheit erinnert. Ich bin auf dem Dorf groß geworden, wo es bloß ein paar Häuser, den Dorfteich und den Konsum gab. So konnte sich bei mir kein Orientierungssinn entwickeln. Wenn ich bei meiner Oma, in der Kleinstadt, zu Besuch war, fand ich mich überhaupt nicht zurecht. Schon der Weg vom Busbahnhof bis zu ihrer Straße war eine Herausforderung. Als ich älter war, natürlich nicht mehr. Wenn ich als Kind zum Bäcker geschickt wurde, verlief ich mich jedes Mal, und es dauerte, bis ich wieder bei meiner Oma anlangte. Ich fragte dann jedes Mal die Leute auf der Straße nach dem Weg. Wie bei Dir kannten viele meinen Großvater, der in dieser Stadt aufgewachsen ist und viele Männer in seinem Alter hatten mit ihm zusammengearbeitet. Sie richteten mir Grüße an ihn aus, und mein Großvater freute sich und erzählte noch tagelang Geschichten über sie. Übrigens, mit meinem Orientierungssinn steht es heute noch nicht zum Besten, obwohl ich schon lange in einer Großstadt wohne. Da werden wohl schon ganz früh in der Kindheit die ersten Grundlagen für gelegt. Gruß Schriftstellerin 5




geschrieben von Christelle am 21.03.2022:

Herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, Schriftstellerin 5. Wie sich doch so Kindheitserinnerungen ähneln. Ich bin nicht auf dem Dorf, sondern in der Großstadt Gelsenkirchen aufgewachsen. Doch in diesem Stadtteil ging es ziemlich „dörflich“ zu, jeder kannte (fast) jeden, denn fast alle Männer arbeiteten im großen Stahlwerk und waren Mieter einer Werkswohnung oder Häuschens dieser EISENWERKE. Ich wurde von meinen Großeltern sehr verwöhnt. Meine Mutter hätte es nicht mitgemacht, einfach ein Teilchen Gebäck beim Bäcker anschreiben zu lassen. Verlaufen hatte ich mich nur deshalb, weil ich Angst vor den größeren Jungen hatte.

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