Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2019 von B. Can (bilgeair).
Veröffentlicht: 15.07.2020. Rubrik: Nachdenkliches


Verschwinden von Zuhause

Wenn du jeden Tag schwerer aus deinem Bett aufstehst, schon lange nicht mehr in ruhe geschlafen hast, es dir egal ist wie du aussiehst, denn deine dunklen Augenringe dich so oder so schrecklich aussehen lassen, deine Freunde vernachlässigst und den Tag so schnell wie möglich beenden lassen willst, dann kannst du dir sicher sein, dass du verloren bist.

Dein Zuhause fühlt sich nicht mehr so an als wäre es dein Zuhause, es ist nicht mehr das, was es vorher war. Deine Hobbys, die du so sehr mochtest, bringen dir keine Freude mehr. Schon lange hast du nicht mehr gelächelt und gelacht. Deine Freunde melden sich nicht mehr bei dir, da du dich selber nicht meldest. Sie haben dich bereits vergessen, da du bereits verloren bist. Der Kontakt zu deiner Familie ist gering, ihr kommuniziert kaum noch miteinander. Du gehst ihnen seit Tagen aus dem Weg, sie haben sich sorgen gemacht aber nun haben sie dich so hingenommen und auch schon bereits vergessen.

An diesem Tag kamst du gerade von der Arbeit, die Last von dem Alltag sitzt auf deinen Schultern, du gehst durch die Dunkelheit Richtung Hause, innerlich weißt du aber, dass du das eigentlich gar nicht willst. Zuhause ist es noch dunkler als draußen, noch dunkler als dein Kopf.
Gerade als du deinen Weg wechseln wolltest, hörst du ein knirschen aus der Seitengasse. Neugierig schaust du hin und bemerkst eine weiße Katze, die gerade um sich rumrennt. Langsam gehst du auf die Katze zu, sie bemerkt dich, aber anstatt vor Schreck abzuhauen, kommt sie näher auf dich zu. Als sie vor dir steht, erhebst du langsam deine Hand und streichelst sanft über ihren Kopf. Die Katze lässt es zu und du musst leicht lächeln. Sicherlich ist die Katze genauso einsam wie ich, dachtest du dir. Langsam wich die Katze zurück und ging fort, blickte kurz zu dir und deutete an, ihr zu folgen. Du folgst ihren Spuren, sie ging in den dunklen Wald rein. Du hast keine Angst mehr vor dem dunklen Wald, früher miedest du überhaupt nur an dem Wald vorbei zugehen. Die Katze wurde immer schneller, weshalb du ebenso deine Schrittgeschwindigkeit erhöhst. Plötzlich bleibt die Katze stehen. Beim genaueren betrachten, bemerkst du, dass Sie vor einer kleinen Höhle steht. Sie blickt zu dir und lächelt dich an, vielleicht bildest du dir das lächeln auch einfach nur ein. Sie geht durch die Höhle und du möchtest ihr folgen, weshalb du dich klein machst und durch die Höhle kriechst.

Es war die ganze Zeit sehr dunkel, doch als du aus der Höhle kommst leuchtet es hell. Überall bemerkst du das saftig grüne Gras, die zwitschernden Vögel, die strahlende Sonne, bunte Blumen, einen Regenbogen, alles wunderschöne an einem Ort. Sah das Paradies etwa so aus?

Die Katze ging weiter, langsam folgst du ihren Schritten, musterst aber genau die Umgebung. Zum ersten mal nach langem fühlst du dich wieder wohl, war das etwa das Gefühl von zuhause?

Du fühlst dich frei, freier als sonst. Als sei all die Last auf deiner Schulter fort. Keine Verpflichtungen mehr, kein falsches lächeln, alles ist echt. Du lächelst, gehst immer weiter. Bist wie in einem rausch.

Doch je weiter du gehst, desto verschwommener wird es. Die Katze verschwand aus deinem Blickfeld, wo ist sie hin? Verzweifelt schaust du umher,obwohl das Umfeld so wunderschön ist, du möchtest dich bei der Katze bedanken. Sie hat dich aus deinem Leiden entlöst.

Doch jeder Schritt lässt dich weiter entfernt von dem Gewohnten, jeder Schritt macht dein Umfeld dunkler.

Die Blumen die bis eben noch über die Felder in bunten Farben lachten lösen sich auf, die Wiese wird schritt zu schritt dunkler, es tauchen sämtliche Wolken auf dem blauen Himmel auf, das zwitschern der Vögel klingt eher nach einem schreien.

Langsam bekommst du Panik, du möchtest zurück. Aber du möchtest auch die Katze wieder sehen. Panisch läufst du um dich her, entscheidest dich wieder zurück zur Realität zu laufen. Doch als du dich umdrehst, siehst du nichts. Die Wiese war verschwunden, der Himmel war weg, alles war schwarz, der Baum unter dem du gekrochen bist um hier zu gelangen ist wie von Luft aufgelöst.

Du bist verloren.

Was sollst du tun?

Als du dich umdrehst, siehst du die Katze. Sie ist nicht mehr weiß, sondern Pechschwarz.

Du streckst deine Hand nach ihr aus, sie lässt es zu, dass du sie streichelst.

Du hattest so viele Fragen in deinem Kopf, ließ sie aber alle stehen.

Die Katze löste sich von dir und nach einem lauten Knurren von ihr, verschwand sie auch.

Jetzt warst du wirklich verloren.


Am nächsten Morgen wachst du auf. Alles ist hell, du liegst in einem fremden Bett. Als deine Augen sich an das Licht gewöhnen, bemerkst du deine Mutter neben dir, die dich mit trauernden Augen ansieht. "Oh gott, endlich bist du wach. Ich habe mir große sorgen gemacht" Du warst verwirrt, dann bemerkst du die vielen Schläuche neben deinem Bett, die an dir waren.
"Du weißt sicherlich nicht was passiert ist, oder? Du bist vor einigen Tagen von einem Auto überfahren worden, laut einem Zeuge bist du panisch über die Straßen gelaufen, so als würdest du etwas verfolgen und hattest dich einfach auf die Straße begeben, ehe dich ein Auto überfuhr"
Du warst dir sicher, dass das nicht echt ist. Du hast doch ebend erst die Katze verfolgt und warst in einer anderen Welt. Dein Körper fühlte sich so schwer an, mit Mühe schaust du aus dem Fenster.
Du siehst eine Katze, sie schaut zu dir rauf, lächelt und geht dann fort.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten:

Der Mann am Strand Teil 5
Eine Kurzgeschichte schreiben (Schnecke)
Zisch