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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2016 von Tom Niemeyer (Tom).
Veröffentlicht: 18.03.2018. Rubrik: Satirisches


Was geht Aldi?

„Guten Tag, wie geht es dir?“ Selbst die älteren- Verzeihung, `erfahreneren´ Generationen haben sich langsam eingestanden, dass die Zeiten dieses geradezu zügellosen und völlig ungepflegten Sprachgebrauchs ein für alle Mal vorbei sind. „Endlich“, entfährt es da schon mal dem einen oder anderen Mitfünfziger, wurde diese elende Jugendsprache von einem anständigen und erzogenem „Was geht junge lan“ abgelöst.
Endlich ist Schluss mit der sinnlosen Benutzung von Artikeln im Satz! „Gibt es bei Aldi heute ein Angebot?“, jagte vielen Rentnern einen Schrecken ein, die befürchteten, die deutsche Sprache könne auf lange Sicht verloren gehen. Gut also, dass mit der Grammatik der Jugendlichen endlich aufgeräumt wurde. In vernünftigem Deutsch heißt es also heute „Was geht Aldi Alter?“.                      Diese geradezu grazil anmutende Art der Konversation kürzt nicht nur die Sätze ungemein praktisch um ein Vielfaches, nein – sie ist auch wie Musik für das Ohr; Die mindestens drei Oktaven tiefer gesprochenen „lan´s“ und „Diggah´s“ dieser Welt wurden ja sogar schon von äußerst namhaften Künstlern in die Funkmikrofone der Musikverlage gebrüllt. Zum Beispiel von einem gewissen „Haftbefehl“, dessen Name ja quasi schon die Freiheit der besungenen Themen widerspiegelt.
Die Immigranten und Flüchtlinge tun mir ein wenig Leid. Ich meine, denen muss doch, angesichts der völlig überarbeiteten und überholten Art der deutschen Sprache, buchstäblich die Kinnlade runter fallen. Das Deutsch, das sie gelernt haben, ist ja über alle Maßen veraltet und längst gegen die schon viel beschriebenen, wohltuenden Klänge der Neuen Deutschen Welle der Konversation eingetauscht worden. Ja, Neue Deutsche Welle der Konversation. Es gibt doch viele Gemeinsamkeiten: Komische Frisuren deren Träger man nicht fragt, ob sie beim Frisör waren, sondern wie ihre Hirn-OP verlaufen ist, zerrissene Kleidung die augenscheinlich aus einer Altkleidersammlung kommt und sogar die Frauen sprechen mindestens zwei Tonlagen tiefer.
Selbst die oberen Zehntausend passen sich dem allgemeinen Sprachgebrauch vorbildlich an. Es wird nun sogar unter Politikexperten und Journalisten gemunkelt, dass selbst unsere Bundeskanzlerin mit einem warmen „Jo Angy, was geht?“ begrüßt werde, wenn sie an ihren zahlreichen Bodyguards vorbei pilgert. Darauf soll dann die Antwort folgen „Läuft in Partei! Und bei dir Bruder? Wie geht Mama?“ Ja selbst in der Bundeswehr… Ich frage mich, wie es da in Zukunft aussehen wird. Selbstverständlich kann es auch dort keine Ausnahme geben, die unsere vorzeigbare Art der Konversation vernachlässigt. Aber mich persönlich beruhigt ja das Bild, wenn der Herr Stabs-Feldwebel mit einem verschlafenden „Was geht Jungs? Steht ma´ still“ vor seine Truppe tritt. Herrlich diese Disziplin, oder?                         Also ich finde, wir sollten stolz auf unser neu erworbenes Kulturgut sein. So eine edle Umgangsform, die gleichzeitig den Respekt für das Gegenüber ausdrückt und dabei die nötige Freundlichkeit nicht zu kurz kommen lässt, haben nicht viele Länder.
Da wir jetzt ja also alle „Brüder“ und „Kollegen“ sind, müssen also selbst PEGIDA-Anhänger keine Angst mehr vor Menschen haben, die weder blaue Augen noch blonde Haare ihr Eigen nennen können.
In diesem Sinne, „Haut rein Kollegen! Und danke für Lesen von mein Text!“

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