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geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 25.03.2020. Rubrik: Spannung


KILLER (7) - DIE PECHSTRÄHNE

Sie wollen meinen Namen wissen? OK, sie sollen ihn erfahren. Peter Schmidt, Paul Müller, Egon Meier, wie auch immer, suchen sie sich einfach einen aus. Wenn sie glauben einen leicht aggressiven Unterton zwischen den Zeilen herauszuhören, haben sie vollkommen recht. Denn ich bin sauer. So richtig sauer!
Der Grund? Verdammter Mist, lesen sie doch selbst.

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Es war letzten Freitagmittag, als ich kurz vor 13 Uhr den Diplompsychologen Helge Schwarz aufsuchte. Die Praxis liegt im 5ten Stock eines Bürogebäudes im Zentrum der Stadt. Und während ich noch darüber nachdenke, ob sich hinter dem Vornamen wohl eine Frau oder ein Mann verbergen würde, finde ich mich auch schon im Fahrstuhl zur 5ten Etage wieder. Das Wartezimmer ist leer und so klopfe ich an die Tür mit der Aufschrift 'THERAPIE'. Der Aufforderung, „Herein“ folgend, trete ich ein.

„Hallo“, sage ich, positiv überrascht, keine Person in einem weißen Kittel oder gar einem Anzug vorzufinden. Leger gekleidet, hinter seinem Schreibtisch sitzend, lächelt er mich an.

„Hallo Herr …?“

Ich überlege kurz und antworte: „Meier, Egon Meier.“

„Sehr erfreut Herr Meier, mein Name ist … .“

„Ich weiß Herr Schwarz, wollte auch nicht länger stören, habe ja schließlich noch keinen Termin. Wenn sie vielleicht 2 Minuten ihrer kostbaren Zeit für mich hätten? Sozusagen zum Warmwerden. Habe gehört, dass sei so das normale Prozedere. Anschließend können wir ja immer noch darüber nachdenken einen Termin zu machen. Ich zahle selbstverständlich in bar.“

„So, so“, antwortet er, die Stirn in tiefe Falten ziehend. „Aber bitte, setzen sie sich doch.“

Etwas nervös, nehme ich auf einem der beiden Stühle Platz.

„Keine Couch?“, frage ich.

„Nicht nötig“, entgegnet er mir höflich. „Nicht beim ersten Mal.“

„Und, äh, wie sieht es mit der Schweigepflicht aus?“

„Schweigepflicht ist praktisch mein zweiter Vorname“, antwortet er, eigentümlich lächelnd.

„Also gut“, fange ich erleichtert an, „dass ganze Dilemma begann vor zirka 3 Monaten. Seitdem scheint irgendwie aber auch wirklich alles schief zugehen. Sie müssen wissen, dass ich in meinem Gewerbe seit gut 20 Jahren sehr erfolgreich tätig bin, und demzufolge über einen ausgezeichneten Ruf in der Branche verfüge. Mittlerweile bekomme ich Aufträge aus ganz Europa und sogar darüber hinaus. Auf meine Beweggründe gerade diesen Beruf auszuwählen werden wir ja sicherlich später noch intensiver eingehen, nehme ich an. Jetzt aber erst einmal zum eigentlichen Grund meines Kommens. Alles begann damit, dass außer einem lauten Knall und dem verdutzten Gesicht meines Opfers nichts weiter passiert war. Es musste sich wohl noch versehentlich eine Platzpatrone der Übungsmunition im Lauf meines bis dato sehr zuverlässigen Revolvers befunden haben. Als Nächstes brach die Klinge meines wirklich japanischen Profimessers, als ich es einer gut situierten Lady zwischen ihre alten, morschen Rippen stieß. Haben sie schon mal versucht ein zähes Stück Fleisch mit einem kaputten Messer zu zerschneiden? Tage später riss das Seil, und der Kerl kam wahrhaftig noch einmal zu sich. Ich habe natürlich sofort den Baumarkt gewechselt. Zu guter Letzt tötete ich vor ein paar Tagen in einem Hochhaus am Rande der Stadt versehentlich die falsche Zielperson, nichtsahnend, dass dort gleich zwei Frau Schmidts wohnhaft waren, was meinen Ruf schließlich gänzlich ruinierte. Seitdem bin ich, wie sie sich vielleicht denken können, nur noch ein einziges Wrack. Ich kann nicht mehr schlafen, bin mit meinen Nerven völlig am Ende. Die Aufträge blieben aus, und somit natürlich auch mein Einkommen. Womit sollte ich denn jetzt und in Zukunft nur meine Familie ernähren? Ich dachte sogar schon an, na ja, sie wissen schon. Aber das ist natürlich auch keine Lösung. So, nun wissen sie alles darüber, weshalb ich sie Herr Schwarz, heute in ihrer Praxis aufgesucht habe. Kommen wir ins Geschäft, oder nicht?“

Ich hatte mich derweil so in Rage geredet, dass mir beinahe die Tränen liefen.

Immer noch mit diesem sympathischen Lächeln im Gesicht steht er langsam auf, geht um den Schreibtisch herum auf mich zu und sagt: „Ich danke ihnen, Herr Meier, für die kurze, aber doch sehr aufschlussreiche Darstellung ihrer derzeitigen Lage. Die einzige Möglichkeit, ihnen zu helfen und somit ihrem Leben vielleicht noch eine positive Wendung zu geben denke ich, ist folgendes.“

Im nächsten Augenblick landet seine Faust krachend auf meinem Kinn und ich gehe samt Stuhl zu Boden. In der Zelle eines benachbarten Polizeireviers komme ich wieder zu mir. Verdutzt sehe ich mich um, während aus dem nahegelegenen Büro ununterbrochenes Gelächter zu mir schallt. Kurze Zeit später werde ich aufgeklärt.

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Nach dem letzten Patienten hatte auch Herr Schwarz seine Praxis verlassen. Der Grund: Ein wichtiges Dokument welches er am Morgen in seinem Auto vergessen hatte, das er für ein Telefongespräch während der Mittagspause aber dringend benötigte. Einen alten Schulfreund, den er zufälligerweise ein paar Tage zuvor getroffen hatte, mit dem er anschließend Essen gehen wollte und der im Wartezimmer bereits geduldig auf ihn wartete, bat er kurzerhand: „Warte bitte einen Moment und mach es dir gemütlich. In meinem Büro findest du einen bequemen Sessel“. Er war Diplom Psychologe geworden, sein Freund ein hohes Tier bei der städtischen Polizei. Den Rest kennen sie ja.

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Kopfschüttelnd sehe ich in die Runde, muss dann aber schließlich selber lachen. Denn etwas Gutes hatte das Ganze ja letztendlich doch noch. Für die nächsten Jahre würde ich von solch einer vermaledeiten Pechsträhne erst einmal verschont bleiben.


ENDE

PS: Jede der Killergeschichten ist unabhängig voneinander zu betrachten

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