Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
geschrieben von Dirk Hoffmann.
Veröffentlicht: 26.03.2020. Rubrik: Unsortiert


Volker und Astrid

Der Mann schlug die Frau und sie fiel hin. Volker saß auf der Bank und streichelte die Katze. Der Mann trat noch einmal nach der Frau und riss ihr die Plastiktüte aus der Hand. Sie wehrte sich kurz, aber eine Ohrfeige später ließ sie die Tüte los. Volker hörte Flaschen klimpern. Der Mann ging davon. Die Frau schrie ihm noch etwas hinterher, dann stand sie unsicher auf und schwankte zu Volkers Bank.
„Das hat weh getan“, sagte Volker, senkte den Blick wieder auf die Katze und kraulte ihren Nacken. Sie war sogar noch etwas warm, das mochte er gerne.
„Ich bin es ja gewöhnt.“ Die Frau rieb sich die Wange, aber davon wurde es nicht besser, Volker kannte sich da aus.
„Das liegt an den Flaschen, da sind die Schläge drin. Hat mein Papa damals auch immer gemacht. Die Schläge aus der Flasche in sich hinein getan und dann kamen sie bei der Mama und mir wieder raus.“
„Bist bist ein komischer Vogel. Egal, ich bin Astrid und du?“ Sie griff in ihre fleckige Jacke und holte eine kleine Schnapsflasche hervor.
„Ich nicht“ ,zuckte er die Schultern.
„Ich meine, wie du heißt.“ Astrid lachte und zeigte ihre schlechten Zähne. Sie öffnete die Flasche.
„Volker“, sagte Volker. War das denn wichtig? Er war ja auch noch mehr. Er war Scheißbalg, Dreckskind und Psycho. Er hatte viele Namen bekommen, aber die meisten vergaß er ganz schnell, weil sein Kopf oft so komisch war. Er fand es am besten, wenn er einfach Volker war.
„Wohnst du hier, Volker? Ich habe dich noch nie gesehen und so ein großer Kerl wie du wäre mir aufgefallen.“
„Ich wohne in der Hüpfburg.“ Das hieß gar nicht Hüpfburg, die Leute sagten das nur immer und lachten dann. Volker wusste das, aber den richtigen Namen konnte er sich nicht so gut merken, der war schwierig. Hüpfburg war zwar auch komisch, weil man da gar nicht hüpfen konnte, aber es klang lustig. Er war der Volker aus der Hüpfburg. So war es am einfachsten.
„In der Hüpfburg? Da war ich auch mal drin. Wegen saufen und so. Hat aber nicht viel genutzt, weißt schon.“ Astrid winkte ab und nahm noch einen Schluck.
„Woher soll ich das denn wissen?“ Leute waren komisch, fand Volker.
„Und die lassen dich einfach so herumlaufen?“, fragte Astrid.
„Die haben nicht aufgepasst, da bin ich spazieren gegangen.“ Volker zuckte die Achseln und strich wieder sanft über das Fell der Katze. Astrid folgte seinem Blick.
„Scheiße, ist die tot?“ Sie zeigte auf Volkers Schoß.
„ Klar, ich habe sie zappeln lassen.“
„Was hast du gemacht?“, eines ihrer aufgerissenen Augen schwoll bereits an.
„Na, so.Zappel, zappel. Siehst du Astrid, das geht ganz leicht.“ Volker hob die Katze am Hals nach oben und schüttelte sie.
„Alter, du bist ganz schön irre, oder?“
„Ich kann das gut, Astrid.“ Volker lachte laut.
„Hast du auch schon Leute so zappeln lassen?“
„Nein, ich darf das nicht, aber ich male schöne Bilder. Da zappeln die Leute dann immer ganz toll.“
Astrid rückte etwas von Volker ab und blickte nachdenklich durch den Park. Sie drehte ihre Flasche unentschlossen in den Händen.
„Sag mal Volker, möchtest du meinen Mann mal kennenlernen?“, wandte sie sich nach einem großen Schluck wieder zu ihm um.
„Kann der zappeln?“, fragte Volker eifrig.
„Der zappelt bestimmt ganz toll.“ Astrid zwinkerte ihm mit ihrem geschwollenen Auge zu.
„Der kann richtig zappeln? Wie auf meinen Bildern? Dann schon, Astrid!“
„Na, dann komm mal mit, wir gehen ihn besuchen.“ Sie erhob sich etwas unsicher und hielt Volker ihre Hand entgegen.
„Ich glaube, ich mag dich gern, Astrid.“
Er nahm ihre Hand und sie gingen langsam davon. Volker gluckste fröhlich, hielt seinen freien Arm vor sich und wackelte mit seinen Fingern. Astrid legte ihren Kopf an seine Schulter.
„Zappel, zappel“, lachten sie im Chor.

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Der qualmende Karl
Die kleine Hexe hat eine Panne
Das ist ja die Krönung!
Bernemann und ich
Dudenverfolgung