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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 25.09.2020. Rubrik: Unsortiert


DAS SÜNDENREGISTER

Was alles geschehen kann, ganz ohne Viren zu erfahren in meiner Wochengeschichte:

Der Mann an der Hotelbar hatte eingefallene Wangen. Eine aschgraue Gesichtsfarbe. Wässrige Augen undefinierbarer Farbe. Hervorstehende Tränensäcke. Trank ein Bier nach dem anderen. Dazu zwischendurch Korn in kleinen Gläsern. Der Barkeeper sah ihn, ich genoss einen Feierabend Wein in goldener Farbe, scheel an. Zögerte die nächste Bestellung hinaus, sodass der Mann begann Wutglut befeuert zu werden, sein Kopf rot anlief und ich bereits das Schlimmste befürchtete. So beschloss ich, obwohl ein äusserst strenger Arbeitstag hinter mir lag und mich deshalb nur nach Frieden sehnte, zu intervenieren. Bewusst einzuschreiten, der Gefahr den Wutausbruch dadurch auf mich zu ziehen, wenn auch innerlich zitternd, ins Auge zu fassen. Ich sprach den Mann einfach mit ‚wo drückt der Schuh‘, einer altbewährten Formel der Gesprächseröffnung in heiklen Situationen, direkt mit sanfter Stimme an. Erzürnt wies er auf den Barmann der Gläser langsam und sorgfältig am Polieren war, diese einzeln gegen die über der Theke hängenden Beleuchtungskörper haltend kontrollierte. „Denkt ich sei ein Kind, würde nichts vertragen“, bemerkte der Angesprochene mit spitzer Stimme. „Dabei lösche ich einzig den inneren Brand, bin meine eigene Feuerwehr.“ Ich stiess nach. Erkundigte mich nach dem Grund des inneren Feuers, was ihn dazu führte zu bemerken, dass wenn mir das widerfahren würde meine Seele lichterloh unlöschbar lodern, ja vollkommen abgefackelt sein würde.
Seine Worte machten mich neugierig. Ich bestellte also für mich ein Pils mit Korn, das mir gleich nach kunstvollem Abzapfen kredenzt wurde. Schob die beiden Gläser meinem Nachbar zu, der ohne jeden Verzug mit unheimlichem Durst den Inhalt in sich hineingoss. Er nahm dann sein Smartphone hervor. Drückte eine Taste. Bat mich meines hervorzuholen, er wolle mir etwas zeigen. Ich folgte seinem Ansinnen. Er befahl mir meinen Bildschirm auf den Seinen zu richten. Zuerst zögerte ich, sah aber dass der Pegel seiner Wut gleich anstieg , wollte den Barmann aber weiter schützen und den Abend nicht in einer Schlägerei ausmünden lassen die ich dem Kerl durchaus zutraute. Hörte ein Surren. Ein Klicken auf beiden Geräten. Ein Pairing schien sich abzuzeichnen. Dann rief er mich dazu auf den Link zu öffnen den er auf mein Handy gesandt habe. Stand auf. Verschwand zur Eingangstüre des Hotels, hin zur belebten Strass hinaus. Ich war leidlich stolz auf meine Streitbeilegungskünste. Endlich den Abend gerettet, dachte ich. War neugierig was der Link zu bedeuten habe. Er führte zum App Store und dort zur App SÜNDENREGISTER. Die App wurde ohne mein Zutun heruntergeladen. Und mein persönliches 13 seitiges Sündenregister erschien. Ich bestellte gleich ein Bier mit Korn nach dem anderen, sprach, als der Barkeeper mir keine weiteren Getränke geben wollte meinen Nachbarn an der Theke an, der mir freundlicherweise ein Getränk besorgte. Willig zeigte er sich auch als ich ihn bat sein Smartphone zu zücken und ich ihm den Link transferieren konnte. Unsicheren Schritts trat ich darauf den Rückzug in mein Zimmer an.
Ich warne die Leserschaft jemandem nach Aufforderung das Smartphone hinzuhalten oder selbständig die App SÜNDENREGISTER vom App Store herunter zu laden. Jede und jeder würde ob dem persönlichen, auf die Minute aktualisierten Register erschrecken.
Doch, Schreck lass nicht nach, zähle ich auf des Lesers Neugier …, jedenfalls habe ich davor gewarnt!
EIN TAG WIE JEDER ANDERE
Aus meiner Feder:
Ein Tag wie jeder andere. Und doch jeder mit seinem eigenen Duft. Seiner eigenen Geschichte. Der Autor hat wie eine Schnecke auf den Spuren der Wochen und Monate einzelne Morgenteuer aufgespürt, mit seiner den Leserschaft bekannten Fantasie gewürzt und zu weissem Papier gebracht. Und hier gleich die Leseprobe:
Menschenmasken fischen Fischesmasken
Die Fische waren ihrer Menschenmasken einmal leid, sah doch am zweiten Tage des Karnevals ein jeder aus wie jeder. Es wimmelte von Menschen. Menschenschwärmen. Menschen-riesen. Menschenhaien. Menschenaalen. Alle ihre Menschenmasken vors Gesicht gedrückt. Sie jagten mich. Mich, den Menschen mit dem Fischgesicht. Auch ich verfolgte mich. Die Fischesmaske fest ans Gesicht gepresst, als sei’s mein gefährdet Kind. Durch die wilde, hackenschlagende Flucht, die zur gleichen Zeit eigene Verfolgung war, entglitt mir meine Maske. Einer meiner Jäger wusste sie geschickt aufzufangen und – gleich als Trophäe – im Flossendrehen vor seine Menschenmaske dann zu schieben. Im Handumdrehen und zum eigenen Schutz warfen alle Fische ihre Menschenmasken ab, die, eingesammelt, ich vor mein Gesicht nun schob. Tausendfach. Gross und klein. Dünn und feist. Und so feiere ich ununterbrochen seit Aeonen meinen Karneval der Fische. Mit Menschenmaskenschuppen vor meiner eigenen Maske.
Kostenlos auf Kindle unlimited lesen oder als e Book
(ASIN : B07DF99L7C) für € 3.99 oder als Taschenbuch
(ISBN-13: 978-1983038471) für € 4.81 kaufen.
Gute Herbstzeit wünscht herzlichst
Ihr François Loeb

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