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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 12.10.2020. Rubrik: Spannung


Kommissar Kuhlmann und der Cold Case von Kerkrade

Kommissar Kuhlmann, der für seine Berufserfahrung und breite Allgemeinbildung bekannte Ermittler, freute sich über den Anruf seines Neffen Matthias. Auch er hatte die Polizeilaufbahn eingeschlagen und arbeitete jetzt im Polizeipräsidium Aachen.

Eigentlich ging es bei dem Anruf um den 90. Geburtstag einer Verwandten, doch als Kuhlmann den Ortsnamen Aachen hörte, fiel ihm ein seit Jahrzehnten ungeklärter Fall – ein Cold Case – aus jener Gegend ein.

„Matthias, hast du schon mal von dem Tötungsdelikt in Kerkrade aus dem Jahr 1979 gehört? Das war damals in aller Munde und ist noch immer nicht aufgeklärt.“

Als sein Neffe verneinte, erläuterte Kuhlmann:

„In Kerkrade, einem niederländischen Grenzort bei Aachen, wurde im Juni 1979 jemand namens Manfred Schmitz in seiner Wohnung erschossen. Er stammte aus Aachen und war deutscher Staatsbürger, lebte aber schon lange in Kerkrade. An der Leiche waren keinerlei Spuren, die auf den Täter hätten schließen können. Die Armbanduhr des Toten war bei der Tat beschädigt worden und bei 11 Uhr stehengeblieben. Diese Zeit nahm man daher als Tatzeit an. Entdeckt wurde die Leiche am Abend des Tattages von einem Nachbarn.“

„Interessant“, sagte Matthias. „Ich erkundige mich mal, ob ich etwas über den Fall herausbekomme.“

Schon am nächsten Tag bekam der Kommissar einen Rückruf seines Neffen.

„Gelöst ist der Fall tatsächlich noch nicht. Aber im Jahr 1994 verdächtigte die hiesige Polizei jemanden. Er hatte jedoch ein Alibi.“

„Weißt du Näheres?“, fragte Kuhlmann gespannt.

„Es handelte sich um einen Bekannten des Toten, der wie dieser aus Aachen stammte. Sie hatten wohl mal Streit gehabt. Dem Vater des Verdächtigten gehörte eine Firma, die Schutzanzüge herstellt. Wenn er bei der Tat einen solchen Anzug getragen und ihn danach entsorgt hat, wäre das eine Erklärung dafür, dass keine Spuren gefunden wurden.“

„In der Tat! Und was war sein Alibi?“

„Er hielt regelmäßig Vorträge an der Uni Aachen. Auch fünfzehn Jahre später ließ sich noch nachweisen, dass er am Tattag tatsächlich um 11 Uhr in Aachen gewesen war.“

„Tja“, seufzte Kuhlmann, dankte seinem Neffen für die Auskünfte und beendete das Gespräch.

Seine Gedanken schweiften zurück. Den Ort Kerkrade kannte er zwar nicht. Aber die niederländische Küste. Genau im Tatjahr 1979 war er, damals noch Schüler, mit einer Jugendgruppe dorthin gefahren. Auch 1980. Aber beim ersten Mal hatte er es besonders interessant gefunden, weil…

Moment!!!

Konnte es tatsächlich sein, dass…? Der Kommissar dachte nach und googelte nach einem bestimmten Begriff. Dann rief er seinen Neffen an.

„Matthias, der Verdächtigte hatte in Wirklichkeit kein Alibi! In den Beneluxstaaten galt bereits ab 1977 die Sommerzeit. Die damaligen deutschen Staaten BRD und DDR führten sie erst 1980 ein. Wenn also im Juni 1979 eine Uhr in Kerkrade 11 Uhr zeigte, war es in Aachen erst 10 Uhr, und der mutmaßliche Täter konnte um 11 Uhr in einem Hörsaal in Aachen stehen.“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Janna am 22.03.2021:

Liebe Christine Todsen, ich finde ihre Kommissar Kuhlmann Geschichten sehr gelungen. Vielen Dank dafür. Ich arbeite als Logopädin in der Schweiz und fördere auch Kinder mit Lesestörungen. Mein Mann hat unlängst für mich eine Webseite programmiert bei der sich Texte silben- oder wörterweise aufbauen lassen. Das hilft den Kindern ihren Blick besser zu fokussieren. Jetzt bin ich auf der Suche nach geeigneten Texten und wollte fragen, ob Sie damit einverstanden sind, wenn ich Ihre Texte verwende? Das Ganze wird nicht kommerziell genutzt und dient lediglich der Förderung unserer leseschwachen Kinder in der Schulgemeinde Meilen. Ich habe den Inhaber dieser Seite Herrn Mettler schon darüber informiert und er sagte mir, dass ich bei den einzelnen Autoren nachfragen müsse, ob sie damit einverstanden sind. Gerne schalte ich auch einen Link auf unserer Webseite als Werbung. Ich freue mich über eine Rückmeldung. Beste Grüsse Janna Kosack

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