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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 12.04.2021. Rubrik: Fantastisches


Waldjagd

"Sag mal bist du so schlecht, oder tust du nur so?", fragte Chris nachdem Finn zum wiederholten Mal daneben geschossen hatte. Sie waren in einem kleinen Grüppchen im Wald auf der Jagd und Finn hatte jetzt schon zum dritten Mal das Wild verfehlt. Dieses Mal war es ein Wildschwein. Die ersten Schüsse gingen auf Rehe. Beim zweiten Versuch hatte Chris das Reh dann doch noch erwischt. Doch das Wildschwein verschwand sofort im Unterholz.
"Mal ehrlich", fuhr Chris fort. "Am Schießstand triffst du immer. Wenn du nicht willst, dann geh besser nach Hause und lass uns die Chance das Schwein zu erlegen."
"Ich will doch", beteuerte Finn. "Ich bin heute einfach nicht in Form."
"Wie du meinst", sagte Chris und Finn sah ihm an, dass er ihm nicht glaubte. "Auch in diesem Fall, solltest du heute nicht mehr schießen."
"Okay, dann geh ich jetzt", verkündete Finn und versuchte nicht beleidigt zu klingen.
   Er bahnte sich seinen Weg durch das Unterholz und lief möglichst in Luftlinie zu seinem Auto. Der Waldweg machte noch einen großen Schlenker. Aber er wollte den kürzesten Weg nach Hause nehmen. Während er durch das Unterholz stapfte, überlegte er, ob an der Behauptung tatsächlich etwas dran war. Wollte er wirklich nicht auf Tiere schießen? Er hatte kein Problem damit, sagte er sich immer. Aber belog er sich damit doch nur selber? Nachdenklich wurde er langsamer. Sie jagten ja keine seltenen Tiere auf einer Safari. Und sie ließen sie auch nicht verkommen, sondern machten einen gemütlichen Grillabend.
Vor ihm wucherten Brombeersträucher. Er machte sich schlank und schob sich vorsichtig hindurch, ohne an den Dornen hängen zu bleiben.
Hinter dem nächsten Baum verschwand ein Schatten. War das ein Reh? Im angrenzenden Gebüsch raschelte es. Vielleicht könnte er doch noch etwas erlegen. Mit der Hand am Gewehr näherte er sich dem Gebüsch. Doch er fand keine Spur. Er sah sich um und bemerkte, dass sich die jungen Bäume einige Meter weiter bewegten. Vorsichtig lief er vorwärts. In der Senke hinter den Bäumchen sah er Hasen- und Rehspuren. Für einen Hasen war es zu groß, dann musste es das Reh sein. Etwas weiter links von ihm knackten Äste. Er folgte den Geräuschen und sah, wie sich hinter einem kargen Strauch etwas braunes bewegte. Das musste das Reh sein. Er legte das Gewehr an und schoss.
Es schrie kurz auf und regte sich nicht. War das der Schrei eines Rehs?
Vorsichtig ging Finn um den Strauch herum. Während er näher kam bewegte es sich und lief hinter den nächsten dicken Baum. Das war kein Reh. Eher ein Mensch?
"Hey, warte!", rief Finn und lief hinterher. "Das wollte ich nicht. Ich dachte du wärst ein Reh."
Als er zum Baum kam lief es wieder weg. Finn erhaschte einen Blick auf das Wesen. Es lief wie ein Mensch, nur etwas leichtfüßiger. Es war auch viel zierlicher als ein Mensch. Es hatte lange dunkelbraune Haare und war mit braunen Stoffen bekleidet. Finn versuchte es zu erreichen, aber was auch immer es war, war sehr flink. Es hatte einige Meter Vorsprung. Finns Kondition kam bereits an ihr Ende und er wurde unweigerlich langsamer.
Das Wesen schien das zu bemerken und sah sich nach ihm um. Jetzt konnte er das Gesicht sehen. Es war wie das eines Menschen, nur viel zarter. Und es hatte spitz zu laufende Ohren.
Es drehte sich wieder um und verschwand zwischen den Bäumen.
"Halt, warte!", rief er hinterher. "Was bist du?"
Doch schon bald konnte er auch kein Rascheln mehr vernehmen.
Er schüttelte den Kopf. War er jetzt wahnsinnig geworden? Während er sich wieder auf den Weg zum Auto machte überlegte er sich, besser kein Gewehr mehr an zu fassen.
Auf dem Waldparkplatz angekommen, hatte er das Gefühl beobachtete zu werden. Er sah sich um, konnte aber nichts entdecken. Gerade während er sich wegdrehte, um in das Auto einzusteigen, sah er einen Schatten auf einem Baum sitzen. Doch als er wieder hinsah, war er nicht mehr da.
Kopfschüttelnd stieg er ein und fuhr los.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von DurWildchild am 31.07.2021:

Hallo ich habe ihre Kurzgeschichte gelesen und würde diese gerne als Hörbuch für mein Projekt veröffentlichen, wäre das für sie ok ?




geschrieben von Nordlicht am 03.08.2021:

Erstmal vielen Dank, dass die Geschichte gut gefällt und Interesse besteht. Aber ich möchte meine Geschichten unvertont lassen.

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