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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Rebecca Iser.
Veröffentlicht: 20.04.2021. Rubrik: Nachdenkliches


Die Suche nach dem Glück

„Doch schon bald ist da ein Regenbogen
Schummelt sich am Unwetter vorbei
zunächst schwach, bei ruhigem Wind
werden die Farben des Himmels frei
Sie werden voller, bis neben ihm thronend
Ein zweiter Regenbogen den Himmel bewohnt,
dieser in ähnlich toller Farbpracht
Als die Sonne dem Himmel den Hof macht
Doch die gute Luft wird dick und heiß
bis uns allen der Schweiß bricht aus
Auch ohne Sonne, so erdrückend,
bis der Regen uns erlöst
und
nach ein, zwei Schauern, ist die Luft
erfrischend, wohlig und ein Traum
Ein Geruch von Gras und Nässe
und auch Leben schwirrt im Raum
Und die Welt wird wieder voller
Des Nachmittags traut sich die Sonn‘
wieder auf die Bilderfläche
wärmt von innen, außen, Wonn‘!“

Ich sitze auf einem Sofa-Kissen
Auf der Feuerleiter meiner Wohnung
Die Gitterstäbe hinter mir
Sind leicht verrostet
und wackeln im Wind
Es riecht nach Zigaretten und Bier
Und im Hintergrund
hört man Hupen
Und die Straßenbahn fahren

Ich klappe mein Buch zu

In der Stadt ist es nicht so leicht
Frieden zu finden
Oder einen Sonntag mit echter Sonne
Zu genießen
Irgendwo ist immer Lärm
Und so wie in dem Gedicht
Habe ich das Wetter
noch nie wahrgenommen
ich sehe höchstens auf meiner Handy-App nach
ob es regnen soll
oder wie warm ich mich anzuziehen habe
„Eigentlich schon traurig“,
denke ich, „was man alles so verpasst,
weil man gedanklich wo anders ist“
Ich überlege angestrengt,
doch ich weiß nicht mal mehr,
ohne hinzugucken,
ob sich in unserem Innenhof Bäume befinden
oder welche Farbe die Wand unseres Hauses hat
spontan beschließe ich also
meine improvisierte Leseecke zu verlassen
und mich leicht schwerfällig
mit Sonnenbrille und Kopfhörern bewaffnet
auf den Weg zu machen
Altstadt, Innenstadt oder Rheinpromenade?
Ich kann mich nicht entscheiden
Überall ist es so voll mit Menschen
Und ich will jetzt mal Ruhe
Von all dem Getümmel
Also laufe ich einfach drauf los
Bevorzugt in kleinen Gassen
Ziellos, einfach weg von allem und
Irgendwann sehe ich Haus
Mit lauter Schnörkeln und einem Gartenzwerg
Vor der Eingangstür
Das Törchen am Zaun ist offen
Und daran hängt ein selbstgeschriebenes Schild
„Zutritt verboten“, wobei verboten
Durchgestrichen ist und darunter in Kinderschrift
„kommt ruhig rein, hier ist es schön“,
gesetzt wurde.
Dazu mit einer kleinen Zeichnung
von einem lächelnden Menschlein daneben
als ich plötzlich hinter mir einen Schrei höre
als ich mich erschrocken umdrehe
sehe ich, wie ein volltrunkener Obdachloser
auf mich zu taumelt
und dabei die Flasche in seiner Hand anschreit
schnell rette ich mich in den Garten des Schnörkelhauses
und verstecke mich hinter dem nächsten Baum
als ich mich nach ein paar Minuten umdrehe
sehe ich einen kleinen Teich,
einen Meter neben meinem rechten Fuß
und einen kleinen Wasserfall daneben
neben dem Teich stehen ein paar Palmen
und über die Weite des Rasens sieht man
Blumen und kleine Skulpturen
Diese säumen eine kleine Bank ganz hinten
Und um sie herum ranken Rosen,
wie ein Dach
zum ersten Mal seit Langem
lächle ich
schon als Kind habe ich Rosen geliebt
und das Geräusch von fließendem Wasser
langsam gehe ich auf die Bank zu
dieser Ort scheint zu perfekt, um wahr zu sein
und das inmitten einer Stadt?
Öffentlich zugänglich?
Und dann auch noch komplett verlassen?
Sehr merkwürdig, finde ich
Ich lasse mich also auf der Bank nieder,
ziehe meine Schuhe aus, die Sonnenbrille an
und schließe für einen Moment die Augen
Atme ein, atme aus
Doch selbst jetzt
will sich keine Entspannung breit machen
was ist denn mein Problem bitte?
Ich bin an einem wunderschönen Ort
Der alles hat, was ich mir eben
Auf der Eisentreppe im Wind
Noch herbeigeträumt habe
Und trotzdem, bin ich nicht glücklich
Vielleicht brauche ich einfach mehr Zeit,
um mich einzustellen,
einzustellen auf die Ruhe dieses Ortes,
denke ich und versuche noch einmal
mit geschlossenen Augen,
den Zauber meiner Umgebung
in mir aufzunehmen
doch vergebens
frustriert mache ich die Augen wieder auf
was braucht es denn nun, für mich
um glücklich zu sein?
Ruhe, Schönheit und Alleinsein,
reichen wohl nicht,
obwohl ich immer geglaubt habe,
dass, wenn ich nur all das bekäme,
für nur einen Augenblick,
wäre mein Leben besser,
und ich hätte mehr Freude in mir
Doch es scheint, dass all das,
nicht ausreicht
ich muss also tiefer graben
was macht mir denn Freude?
Lesen
fällt mir da so spontan ein
Was noch? Singen vielleicht
Aber nur unter der Dusche
Und nur ABBA Songs
Meistens
Vielleicht Schreiben
Denke ich
Aber auch nicht immer
Und eigentlich nur Einkaufslisten und Emails
Und so richtig glücklich bin ich dann auch nicht
Warum bin ich denn so selten glücklich?
Ich hole mein Handy heraus
Und frage Google
Wie wird man glücklich?
Nachdem ich mich durch sämtliche Ratgeber-
Und Werbeseiten geklickt habe
Stoße ich auf ein Frage-forum
Und die erste Antwort lässt mich schmunzeln:
Essen
Aber das hilft mir nicht weiter
Als ich mein Handy schon resigniert weglegen will
Lese ich eine Antwort die mich zum Nachdenken bringt
Yourmom_ismymom94 schreibt:

„Das Glück zu suchen ist vergebens,
denn Glück ist immer da.
Um dich, in dir, in allem.
Sieh hin, es ist so nah.“

Für ein paar Minuten sitze ich schweigend
Auf meiner kleinen Bank
Dann packe ich mein Handy weg,
Stehe auf und laufe zurück
ich setze mich auf die Feuerleiter
Meiner Wohnung, mit einem Sofa-Kissen
und klappe mein Buch auf.

Ende

counter4xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 19.10.2021:

DA WIRD EINEM JA ÜBELST ÜBEL !!!!!!!!! Nicht von der Erzählung, sondern von dem miesen Wetter am Anfang der Story. Alle rennen nach dem Glück - merken aber nicht, dass es hinterher läuft.

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