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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 02.09.2021. Rubrik: Fantastisches


Nur ein kleiner Traum

Der König seufzte und die Tore hinter ihm öffneten sich.
Augenblicklich stob eine Wolke aus Rauch in die Höhe. Die beiden Tore – eines aus weißem Elfenbein, das andere aus schwarzem Horn – schlossen sich wieder und die Rauchwolke strömte durch den Thronsaal, über die schlafenden hinweg und durch Türen und Fenster hinaus. Denn das, was sie waren, war etwas vollkommen anderes als »Rauch«. Sie waren die ewig Wachenden in einem Land, welches den Schlafenden gehörte. Sie waren die abertausenden Kinder ihres Königs.
Sie waren die Nachkommen der Nacht.
Wie eine Rauchwolke zogen sie über das Land hinweg, zu jedem Winkel der Welt, so wie jede Nacht.
… die Nacht.
Sie waren die Träume, welche die Wesen der Welt besuchten.
Nur ein Ort blieb ihnen fern, so sehr sie es auch grollten, ihre Angst war größer. Sie wussten, was sie tun konnten, nein, tun würden, wenn sie das von ihnen aufgezwungene Abkommen verletzten. Die Götter, welche wie aus dem Nichts aufgetaucht waren, wie Rauch. Die Kinder warteten darauf, dass sie wie solcher verschwinden würden. Ja, sie würden immer verschwinden. Nur sie selbst nicht. Denn nur sie waren hier wirklich zu Hause, in dieser Welt; dieser Zeit; diesem Universum.

Die Träume zogen über die Welt, so wie immer, doch dieses eine Mal war etwas anders. Einer von ihnen schwirrte über dem Mittelmeer und war schon beinahe auf dem Rückweg zu dem Palast seines Vaters, als ihn in den tiefen des Wassers ein Träumer erfasste.
Er wusste nicht, wie ihm geschah, der sog war so stark, und er wurde weit hinab gerissen, tief, tief hinunter in die Dunkelheit. Er war schon hier gewesen, hunderte Male, denn selbst hier träumten die Wesen, Fische und Krabben, aber das was ihn nun hinunterrief war kein Fisch, es war ein … Mensch?
Aus der Dunkelheit blitzten zwei stechende grüne Augen auf.
Ich muss mit ihm reden, kratzte eine Stimme durch des Traumes kleinen Kopf. Ihm, ich muss … lass mich … mit dem Tod sprechen!

Und mit einem Schlag war er wieder zurück, über dem Meer und in den Hallen des Königs.
Seine Tausenden Brüder waren bereits zurück durch die Tore gegangen, doch er, er hatte keine Erklärung für das, was er erlebt hatte.
Er tat das, was seit Jahrtausenden nicht getan wurde, und wovon er wusste, dass er es nicht tun sollte, unter keinen Umständen, niemals … aber … er tat es trotzdem.
Der Traum schwirrte hinüber zu seinem Vater auf dem Thron, und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Die Erde erbebte. All die Schlafenden in der Halle stöhnten und drehten sich unruhig in ihrem Schlaf umher. Und mit einem Mal öffnete der König die Augen und starrte den Traum an.
»Ich … bin so müde …«, murmelte er zwischen seinem gähnen hervor. »Du, mein … Sohn, ich … weiß, was dich belastet …« Er streckte seine Hand aus und ließ sie wieder fallen. »Ich weiß … was du gesehen hast … mein … mein Bruder ist fort … verdammter! Aber du, mein Sohn, ich gebe dir, dem einen, das, was der Tod hinterlassen hat. Dafür, dass du es gefunden hast … es tut mir leid.« Er sackte wieder in seinem Thron zusammen und schlief weiter, für alle Ewigkeit.
Der Traum dachte über die Worte seines Vaters nach, und wollte sich gerade aufmachen, zu den beiden Toren, als eine fremde Stimme durch die Hallen fuhr.
Wo ist der Tod?
Es war derjenige, den der Traum in den Tiefen des Meeres gespürt hatte. Seine grünen Augen leuchteten wie frisches Seegras.
Wo bin ich hier?, fragte er weiter, doch der Traum konnte nicht antworten. Er hatte keine Stimme, keine die ein Mensch je verstehen könnte.
Der Traum schwirrte zu dem Fremden hinüber.
Wer bist du?
»Ich bin du«, sprach der Traum. Er zitterte. Er hatte eine Stimme. Er spürte, wie der Fremde seine Hand ausstreckte.
Wir sind eins, du und ich, mein kleiner Traum. Wir werden diese Welt bereisen, für alle Zeit. Wir, die Einsamen, die einen unter vielen. Wir werden der Welt zeigen, dass man Träume nicht unterschätzen sollte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Susi56 am 03.09.2021:

Hm, ich habe versucht, den Sinn deiner Story zu erfassen. Es ist mir leider nicht gelungen. Möglicherweise lag es an der Länge des Textes und darin enthaltenen langatmigen Passagen. Die habe ich nur überflogen, da sie mich nicht angesprochen oder mitgerissen haben. Tut mir leid... Den Anfang fand ich sooo gut...




geschrieben von Winterrose am 03.09.2021:

Ist die Geschichte inspiriert von der Grafic Novel 'Sandman' von Neil Gaiman? Falls nicht und du sie nicht kennst: Sehr empfehlenswert. ;)




geschrieben von Trollburg am 22.10.2023:

Es steckt eine gewisse Magie dahinter und regt zum Nachdenken an. Eine Reise die niemals endet und immer wieder Neu beginnt.

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