Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2015 von Blackader Keil (Blackader).
Veröffentlicht: 10.09.2021. Rubrik: Fantastisches


Ultimative Armageddon Episode 1

Kapitel 1
„Je später der Abend, desto schöner die Gäste“
Deutsches Sprichwort
Es war eine stürmische, regnerische Nacht. Das Dorf, dessen Häuser aus alten Trümmerresten und Birkenholz bestanden, (sie waren deshalb nur aus Birkenholz, weil diese Bäume ganz nah am Dorf wuchsen und der restliche Wald in einem Kleinkrieg zwischen den hyperintelligenten, nationalistischen Haustieren, die den nord-östlichen Teil des Waldes besetzten und der Ansicht waren, dass ihnen alle Wälder und Grünflächen gehören sollten, sowie es die „Große Reiniger Hand“ bestimmt hatte, und den patriotischen Süd-Süd-Schlammmonstern, die im Gegensatz zu den Süd-patriotischen und den patriotischen-süd ihre Kürbishüte am Kinn trugen, wofür sie von allen anderen Schlammmonstern verachtet wurden – nicht, dass diese sich jemals untereinander ausstehen konnten - abgesehen von den nord-ost-patriotischen, die das auch taten, wobei einige von ihnen behaupteten, dass diese es von ihnen gestohlen hätten, wobei die patriotischen-süd-süd das auch tun) wodurch es mehr Baracken waren als richtige Häuser. In den meisten Häusern war das Licht aus, weil einige Bewohner schon schlafen gegangen waren und andere kamen einfach besser mit der Dunkelheit zurecht, die die Nacht bot. Andere machten das Licht gerade erst an, weil sie von Natur aus nachtaktiv waren. Wobei in einem Gebäude die Lichter die ganze Nacht brannten. Es war die hiesige Gaststätte oder Pup wie man auch sagen könnte. In ihr saßen alle Arten von sonderbaren Gestalten. z.B. Monster wie Kappa oder Ghule. Aber auch einige seltsame Gestalten waren dabei wie ein Katz-Hund-Hybride, die aus der Arktis stammen und dort ein Links-Kapitalistischen-Staatenbund aufgebaut haben, der neben einem sechs armigen Xetromenaja saß, was eine Rasse ist, die aus dem Weltall stammt, genauer gesagt vom 5. Planeten des 3. Sterns im Skorpion. Diese unterhielten sich darüber, welche Auswirkungen der Umstieg der Riesen-Zyklopen vom Jäger- und Sammlersein zur Landwirtschaft hätte. Hinter dem Tresen stand ein Mensch. Sein Gesicht war mit Narben überzogen und wenn man einen Blick auf seinen Köper erhaschen könnte, was durch sein Leinengewand, verschönert durch eine dreckige schwarze Schürze und ergänzt durch alte Handschuhe, verhindert wurde, sähe man, dass auch dieser von Narben überzogen war. Die meisten vermuteten, dass er eine kriegerische Vergangenheit hatte und deshalb auch nicht die stärksten und tödlichsten Gäste fürchtete, wobei er auch, falls sie etwas zu rüde würden, keine Scheu hätte sie rauszuschmeißen. Andere meinten, dass er von Geburt an Gefangener eines perversen oder bösartigen Wesens wäre und er es irgendwie geschafft hätte zu fliehen. Das würde auch die Flashbacks erklären, die er manchmal hatte. Allerdings wurde darüber nur gemunkelt und da er zu diesem Thema immer ausweichend antwortete oder auf die Rechnung verwies, hatten die Leute aufgehört danach zu fragen. Was den Mann ziemlich glücklich machte, welcher auch der Besitzer des Gasthauses war, da dieser seine Vergangenheit am liebsten ganz vergessen würde. Neben einer Theke gab es auch eine kleine Bühne auf der, wenn dort kein Stadtrat war, meist eine humanoide Stehlampe Schlager und Popmusik aus den 1980-ern zum Besten gab, wenn sie nicht gerade eingeschnappt war, wenn wieder einer der Dorfbewohner einen blöden Kommentar abgeben hatte. Lebende Haushaltsgeräte waren allgemein sehr empfindliche Wesen. Dieser Charakterzug paarte sich meist mit Eigenschaften wie absolut unerschütterlichem Selbstvertrauen und unterirdischen Talenten, die nur verkannt wurden, zumindest nach eigner Aussage. Zwar waren die meisten im letzten großen Krieg Soldaten, die weite Teile vom (ehemaligen) Deutschland in Angst und Schrecken versetzt hatten, da dieser jetzt aber seit 7 Jahren vorbei war, hatten sich die Meisten anderen Hobbys und Beschäftigung zu gewandt.
Im hinteren Teil der Bar, an einem alten Tisch, fast schlafend, saß ebenfalls ein Mensch, der einen langen kaputten Mantel trug und seine Haare waren etwas zerzaust und fettig. Tatsächlich waren er und der Barmann die einzigen Menschen, die in dieser Bar waren. Was witzig war, wenn man bedenkt, dass dies die einst vorherrschende Rasse auf dem Planeten gewesen war. Jetzt waren sie im Allgemeinen nur noch eine Rarität, die man meist an den komischsten Orten wiederfand. Oder unter den seltsamsten Gegebenheiten, wie zum Beispiel in einigen Restaurants als Nahrung. Die Menschen wurden traurigerweise gejagt. Diese Bar allerdings verkaufte so etwas nicht, was vermutlich am Besitzer lag.
Während der Barbesitzer gerade die Theke wischte, ging die Tür nach draußen auf. Etwas Regen kam herein und eine vermummte Gestalt stand in der Tür. Viel konnte man an ihr nicht erkennen, nur dass sie etwa halb so groß wie die Tür war. Die Gestalt stand noch etwas zögerlich in der Tür und machte dann Anstalten hereinzukommen, wobei auch diese von ausgesprochen unentschlossener Natur waren. „Jetzt kommen Sie endlich rein, Genosse, es wird ja ganz kalt und du machst mir auch den Boden nass.“ Die Gestalt antwortete nicht, sondern machte nur schnell die Tür hinter sich zu, wobei sie dabei noch einmal einen ziemlichen Lärm machte, so dass sie jetzt endlich alle in der Bar bemerkt hatten, und ging peinlich berührt zum Tresen Sie stand eine ganze Weile daran, bis sie merkte, dass dort noch so etwas wie Hocker standen und man sich auf sie setzen könnte. Einige Sekunden gucken die Leute in der Bar noch die Gestalt an, um sich dann wieder ihren eigenen Gesprächen zu zuwenden. Die Gestalt zitterte noch ein wenig von dem kalten Regen, als plötzlich eine Tasse vor sie geschoben wurde oder zu mindestens etwas, was so aussah wie eine, nur ziemlich alt und angeknackst. „Hier, wärm dich erstmal auf.“ sagte der Wirt etwas grummelig, während er schon wieder dabei war die Gläser sauber zu machen. „Danke“ flüsterte eine recht junge Stimme etwas zaghaft, während sie die Tasse umfasste und die Hand sofort zurückzog, als sie realisierte, dass die Tasse sehr heiß war. „Du bist nicht von hier, oder?“ fragte der Wirt im leicht argwöhnischen Ton, während er gerade einen Bierkrug von gezuckerten Insektenresten befreite, der süße Käfer, eines der Lieblingsgetränke der Ansässigen. „Nein, ich wohne mit meinen Eltern hier in der Nähe.“ sagte die Gestalt, während sie noch etwas von ihrem Tee trank. „Ach der Typ, der hier manchmal vorbeikommt, um zu tauschen, oder?“ fragte der Wirt. „Ja, genau!“ antwortete die Gestalt. Eine andere ähnlich aussehende Gestalt kam manchmal mit einem Motorrad her und verkaufte und tauschte Sachen, wie alte Elektroteile und Gejagtes gegen Essen, Kleidung und andere Sachen. Er hatte diese Gestalt zwar selten gesehen, aber sie kam immer ziemlich regelmäßig. Diese Gestalt hatte allerdings immer wenig gesprochen und er war überrascht, dass sie ein Kind hatte oder wohl eher ein ausgewachsenes Kind, denn der junge Mann, der dort saß, war fast genauso groß wie der, der sonst immer kam. Wobei dieser hier sehr viel weniger rau klang und er auch allgemein etwas kleiner war. „Ich verstehe. Hast du dich also rausgeschlichen, wie?“ meinte der Wirt und lächelte und schien dabei an etwas zu denken, was sehr lange her war und wie aus einer anderen Zeit. „Was, äh nein, eigentlich bin ich hier, um sie zu suchen.“ meinte der Junge und man sah ihm an, dass er rot wurde. „Vor ein paar Tagen meinten sie, dass sie nur ins Nachbardorf gehen wollten und bis jetzt sind sie nicht zurückgekommen. Da wollte ich hier mal gucken.“ sagte er, während er dabei seine Kapuze herunterschlug, um etwas besser trinken zu können, was ziemlich albern aussah, da er dabei fast schon gegen die Kapuze kämpfte. „Aha“ meinte der Wirt nur und zog eine Augenbraue hoch, als er den Kampf beobachtete. „Also hier ist der Typ mit dem Motorrad nicht vorbeigekommen. Sorry, Kleiner.“ Als er mit seinem Kampf fertig war, konnte man sehen, dass er ein Mensch war. Er war blond und hatte einen leichten Flaum. Was jedoch überraschend war, war, dass er ziemlich unbeschädigt aussah, was zu dieser Zeit ziemlich schwierig war, vor allem wenn man auf dem Lande und abseits der großen Städte lebte. „So ein Mist!“ mauzte der Junge und macht ein langes Gesicht, während er seinen Tee trank. „Sag mal, waren deine Eltern auch Menschen wie du?“ schnurrte eine Stimme hinter ihm und ehe er sich versah, saß jemand neben ihm. „Ja, woher wissen Sie das?“ fragte der Junge und sah den Mann an. Er hatte eine kleine, tierisch aussehende Nase, aber dafür eine lange Schnauze mit spitzen Zähnen, die ihn anlächelte. Es war der Katzenhundhybrid. „Das war so eine Eingebung.“ Der Junge drehte sich zur anderen Seite. Er blickte in einen Haufen Tentakeln, unter denen einige Arme waren und in deren Mitte eine große, futurisch aussehende Box war, die so aussah, als ob sie da nicht hingehörte. Es war der Xetromenaja. „Noch bitte zweimal den süßen Käfer und einmal bitte mit Geheimzutat!“ orderte der Katzenhundhybrid bei dem Wirt, der nur die Stirn verzog und sich von dem Gespräch entfernte, um die Getränke fertig zu machen. Die Geheimzutat war übrigens nichts weiter als Bier, was sonst niemand kaufen wollte, aber wenn es dort drin war, mochte es jeder. „Und nun zu dir! Stellen wir uns doch erstmal vor: Mein Name ist Schnurrbello oder kurz Bello und das ist KZLPTZ oder kurz KhZ.“ Während Bello das sagte, wurden ihnen zwei Gläser herübergeschoben. Eines für KZ und eines für Bello, welcher einen kräftigen Zug aus seinem Glas nahm, sich den Schaum vom Mund wischte und den Jungen dann ansah. „Und wie heißt du, Kleiner?“ fragte Bello. „Mein Name, oh - der ist, ähem, Last.“ sagte Last und starrte noch etwas schüchtern in seinen Tee. „Faszinierend! Last bedeutet in einer der Sprachen der Menschen, soweit ich weiß, letzter, oder?“ wieder drehte Last sich um. Das Alien oder KZ hat diese Worte gerade gesprochen. Was Last ziemlich verwirrte war, dass das Alien nichts besaß, was es ansatzweise zum Sprechen befähigt hätte. „Ja, denke schon.“ antwortete Last, während er das Alien noch mit den Augen untersuchte um überhaupt irgendetwas außer Tentakeln und der Maschine auszumachen. Dieses Alien fing an ihm Kopfschmerzen zu machen. „Also deine Eltern sind Menschen. Sah einer von denen vielleicht so aus?“ Schnurrbello zeigte ihm ein Bild des Gesichtes eines Afro-Amerikaners mit einer Glatze und ein paar Narben im Gesicht. Last achtete aber gar nicht darauf, sondern schien immer noch von KZ fasziniert zu sein. „Hey, Kleiner!“ Bello schnipste, während er versuchte die Aufmerksamkeit von Last wieder zurückzubekommen. „Was?“ Last sah aus, als hätte man ihn gerade aus einem Tagtraum geweckt, als er sich zum Hybriden umdrehte. Schnurbello knurrte nur kurz und fragte in etwas lauterem Ton: „Ist das dein Vater?“ und zeigte dabei auf das Bild. Im Hintergrund hörte man den Wirt lachen. „Ähem, ja oder ähem, doch, ja ja.“ antwortete Last, noch dabei seine Gedanken zu ordnen. „Super!“ Bello wirkte immer noch ein bisschen wütend. „Und wo, sagtest du nochmal, waren sie zuletzt?“ Er hatte sich nun wieder beruhigt und trank einen Schluck aus seinem Glas. „Ähem, keine Ahnung - ich weiß nur, dass sie vor ein paar Tagen hierherkommen wollten und sie aber nicht hier sind.“ stotterte Last, während er etwas von seinem Tee trank. „Soweit waren wir auch schon, aber…“- „Ich denke, was mein Kollege sagen möchte ist, dass wir dir bei deiner Suche helfen könnten. Du suchst sie doch, oder?“ unterbrach ihn KZ, welcher mit seiner mechanischen Stimme versuchte, seinen Kollegen zu beruhigen. „Ähem, ja“ druckste Last, welcher jetzt sah, dass die Maschine anscheinend als Sprechwerkzeug diente. „Dacht ich mir doch! Weißt du, wir sind so eine Art professionelle Sucher und wenn du uns mehr über deine Eltern erzählst, können wir dir besser suchen helfen.“ Die Arme des Aliens schwirrten auf bizarre Art und Weise durch die Luft, während es redete. Last nickte nur. Er verstand zwar. was KZ gesagt hatte, war aber mehr fasziniert von den tanzenden und sich windenden Armen, die sich durch die Luft schlängelten. „Also, hast du was? Weißt du denn über deinen Vater etwas, dass uns helfen könnte ihn zu finden? Wie zum Beispiel was er gearbeitet hat oder ob er Kontakt zu anderen Leuten oder Gruppen hat.“ fragte Bello, als er die Aufmerksamkeit von Last wiederhatte. Der schien kurz nachzudenken und antwortet dann: „Nein, er hat zwar Sachen angebaut und Dinge, die wir gefunden haben, repariert, aber das wars schon.“ Bello knurrte „Was verlangt ihr eigentlich als Lohn dafür, dass ihr ihm helft?“ rief der Wirt von hinten. „Ihr werdet das doch bestimmt nicht aus reiner Nächstenliebe machen, oder?“ Bello knurrte als Antwort zurück: „Darüber werden wir uns dann später einig. Oder, Kleiner?“ Last sah etwas irritiert aus. „Wir haben aber nicht viel, was wir als Lohn geben könnten - außer ein paar alter DVDs.“ antwortete er zaghaft. Der Hybrid rieb sich die Augen, wobei es nicht ganz klar war, ob es wegen der Antwort oder wegen der vielen süßen Käfer war, die er hatte. „Nun, da wir im Dienste der Großen Koalition stehen, ist es unsere Pflicht ihren Leuten in Not zu helfen. Außerdem klingen eine paar Menschen-Filme recht interessant, wäre gutes Studienmaterial.“ meinte KZ. Es war schon immer ein Fan der ehemaligen menschlichen Kultur und die Gelegenheit, das Verhalten der Menschen mit Hilfe von Filmen zu studieren würde er nicht verstreichen lassen. „Aber wir sind überhaupt keine…“ der heftige Schlag auf den Rücken unterbrach Lasts Redefluss. „Also mach dir mal keine Sorgen. Das regelt sich schon alles. Aber, sag mal, wo wohnst du denn mit deinen Eltern eigentlich?“ fragte Bello, während er Last noch ein paar schwächere Schläge auf den Rücken gab. Noch etwas benommen antwortete Last „Hier ganz in der Nähe, aber es ist schwierig zu finden.“ Der Hybrid grinste „Was meinst du, kannst du es uns morgen zeigen? Dort gibt’s bestimmt Hinweise, wo sie hingegangen sein könnten, oder?“ Last wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte. „Ja, denke schon.“ Lasts Rücken schmerzte immer noch. Außerdem hatte er langsam ein ziemlich mulmiges Gefühl bei den Beiden. „Super! Oh, und bei dem Regen schläfst du heute Nacht besser hier, oder?“ bestimmte Bello. Sein Lächeln war aufgrund seiner Zahnstellung eher nicht freundlich, sondern eher einschüchternd, fast schon gruselig, aber Last versuchte tapfer zurück zu lächeln, was ihm wegen seiner Schüchternheit sehr schwerfiel. Etwas unverständlich stammelte er hervor: „Ich habe aber nichts, womit ich das Zimmer bezahlen könnte.“ Er wusste nicht so recht, was er von den Beiden halten sollte. Sie wirkten ganz nett, aber gleichzeitig hatte er das Gefühl in eine Falle zu laufen. Wobei das auch daran liegen könnte, dass er noch nie mit anderen nichtmenschlichen Wesen gesprochen hatte, wenn er so darüber nachdachte, hatte er nicht wirklich mit anderen Leuten oder Wesen gesprochen als mit seinen Eltern. Er kannte kaum jemanden anderes außer seinen Eltern und die anderen, die er kannte, hatte er heute kennen gelernt. „Das ist kein Problem. Wir haben genügend Punkte, um eine Nacht für dich zu bezahlen.“ sagte KZ. Es stimmte, die Punkte, die die beiden über die Zeit angesammelt hatten, waren recht viele. „Was für Punkte? Ich dachte, Dinge zahlt man mit Geld.“ Last war verwirrt. Durch die Serien und Filmen, die er gesehen hatte, dachte er immer, das Geld das Haupttauschmittel sei. „Das war früher zur hohen Zeit der Menschen so, aber die neue Allianz hat ein anderes System eingeführt. Eines, bei dem man Punkte dafür bekommt, wie hilfreich man in der Allianz ist und mit diesen Punkten kann man dann seinen Lebensstil finanzieren, so wie Essen und Ärzte und so ist es im Grunde fast das Gleiche.“ knarzte KZ. Anscheinend war etwas Dreck in seinen Stimmmodulator gekommen. Oder so ähnlich zumindest dachte Last, wobei er eigentlich keine Ahnung hatte, wie es sprechen konnte. „Aha“ antwortete Last nur, wieso das fast das Gleiche sein sollte, war ihm immer noch nicht ganz aufgegangen, aber er würde es schon verstehen. „So, dann wäre das geregelt. Ein Zimmer für den Jungen und eins für uns beide. Aber bitte mit getrennten Betten, verstanden? Ich will nicht wieder auf der Couch schlafen!“ Bello dachte gerade wieder daran, wie es KZ geschafft hatte, das ganze Bett für sich einzunehmen und es danach auch noch nass war. Er schüttelte sich einmal kurz vor Ekel. „Das dritte oben von links für zwei und dort den Gang runter rechts das zweite für den Jungen - macht 170 Punkte zusammen.“ antwortete der Wirt und warf zwei Schlüssel zu dem etwas grimmig drein guckenden Hybriden. „So viel für die zwei Schrott-Zimmer! Das ist ja wohl ein bisschen viel, was?“ knurrte er, während er die Schlüssel fing. „Nun, es zählt ja Essen für heute und morgen mit.“ sagte der Wirt und grinste breit, Bello fletschte nur seine Zähne. „Hier Junge, fang!“ und warf Last seinen Schlüssel zu, der, als er ihn auffing fast vom Stuhl fiel. „Wir beide werden dann auch mal zu Bett gehen. Wir sehen uns morgen, Junge!“ KZ „stand“, während er das sagte vom Stuhl auf und gab Bello ein Zeichen es auch zu tun. „mmh, gut“ antwortete dieser nur und ging hinter her. Der Wirt wartete noch, bis die beiden nach oben gegangen waren und ging dann zu dem Jungen. „Kanntest du die beiden von früher?“ Last schüttelte nur den Kopf. „Ich auch nicht, aber sie waren definitiv keine Menschenjäger. Das ist schon mal gut.“ Last hatte den Begriff schon mal gehört. Seine Mutter hatte ihn immer vor solchen Leuten gewarnt, wobei sie ihn vor den meisten Fremdem gewarnt hatte. „Pass einfach morgen wegen der beiden auf, klar?“ Last nickte und trank seinen Tee aus. Er war auch müde und das, was heute passiert war, gab ihm viel zum Nachdenken. Also beschloss er auch ins Bett zu gehen. Er bedankte sich bei dem Wirt für den Tee und ging Richtung des Ganges, den der Wirt gezeigt hatte. Last war tief in Gedanken versunken. Was wollten diese Typen von ihm? Konnte man ihnen trauen? Konnte man dem Gastwirt trauen? Wieso hatten seine Eltern ihm nie so viel von der Außenwelt erzählt? Und wo waren sie überhaupt? Während er so in Gedanken versunken war, rempelte er aus Versehen den Mann mit dem Mantel hinten an. Last lächelte peinlich berührt und ging dann weiter. Der Mann starrte ihn nur ungläubig an. Auch nachdem Last schon im Gang verschwunden war, starrte er ihm noch nach. Einige Zeit später stand er dann auf und ging mit sich selbst redend aus dem Gasthof heraus. Der Wirt rief ihm noch nach „Hey, und was ist mit deinen Schulden?“ Doch er war schon längst draußen und verschwand in der Nacht.
Kapitel 2
„Nur wer unter sich ist, sollte sein wahres Ich zeigen“
Donald Trump, Präsident der vereinigten Staaten
Als Kz und Bello ihr Zimmer betraten, ließ Bello ein wütendes Grummeln verlauten. „Ich habe doch extra ´zwei Betten` gesagt!“ Bello war wütend darüber, dass er wieder auf der Couch schlafen musste und dass es zudem so schien, als wäre es ein Zimmer extra für Paare gemacht. Zumindest ließen das die seltsam geformten Gegenstände vermuten, zusammen mit den fragwürden Postern und kleinen verpackten Tüten im dem Raum, die in einer der Schubladen lagen. Der Rest des Zimmers beinhaltete nur einen Kleiderschrank und einen Tisch mit zwei Stühlen auf denen Kz, auch wenn er sich bemühte, nicht richtig sitzen können würde. Ein Fenster, welches zum Wald blickte - zumindest könnte man das annehmen, wenn man durchsehen könnte. Ansonsten stand auf einer kleinen Kommode noch ein Rahmen mit einem komplett schwarzen Bild, nichts anderes außer schwarz war zu sehen. „Ich glaube, er mag dich einfach nicht, weil du so grob mit dem jungen umgegangen bist. Andererseits könntest du im Allgemeinen diese Wirkung auf Menschen haben, weil du so ungehobelt bist.“ antwortete Kz, während er den Rahmen mit seinen Tentakeln untersuchte. „Ich bin nicht ungehobelt, ich bin ehrlich.“ sagte Bello in einem grimmigen Ton, während er die Zähne fletschte und fuhr fort: „und apropos Junge, was hältst du von ihm? Auf mich wirkte er ziemlich dämlich. Ich frage mich, wie er so alt werden konnte, wenn er so wenig Verständnis von der Welt hat.“ Während er das sagte suchte er nach einem Platz zum Schlafen „Glaub nicht, dass er dumm ist. Ich denke, es liegt eher an seiner ländlichen Erziehung. Ich habe mal einen Bericht darüber gelesen, dass vor allem vor ihrem Ende menschliche Mütter ihre Kinder so behütet erzogen haben, dass es schädlich für sie war. Alles angeblich zum Wohle des Kindes.“ KZ begutachtete währenddessen die DVDs, die in der Kommode waren. Ihm fiel auf, dass sie alle eins gemeinsam hatten: Abbildungen von nackten Menschen. Einige umarmten sich. „Dann ist ja gut, dass wir sie abgelöst haben. Ich meine, wie kann ein Kind richtig aufwachsen, wenn es keinen Kampf auf Leben und Tod geführt hat, um sein Leben wert zu schätzten.“ Tatsächlich sprach Schnurrbello aus Erfahrung. Genauer gesagt hatte er im Alter von 12 Jahren einen anderen seiner Rasse in einem solchen Kampf besiegen müssen. Das hatte er geschafft. Allerdings war er einer von denen, die sich gegen das Töten entschieden hatten, was ihm damals als ziemlich feige vorkam. Wobei er heute als Erwachsener eine andere Sicht auf die Dinge hatte und auch wusste, dass das Kämpfen und das Töten nicht das Ziel der Prüfung war, sondern zu sehen, wie fest ein jeder hinter einer Entscheidung stand und wie gut er sie verteidigen konnte. Manchmal träumte er noch von dem Kampf und wachte dann schweißgebadet auf. Als er sich weiter in dem Raum umsah, fiel ihm auf, dass es keine andere Schlafgelegenheit gab. Es gab nur die Stühle, die nicht sehr einladend aussahen - ganz zu schweigen davon, dass er nicht glaubte, dass sie sein Gewicht lange halten würden. „Faszinierend diese „Filme“ beschreiben und erklären den Koitus der Menschen und geben auch Tipps. Wie faszinierend!“ KZ hatte angefangen die DVDs in eine Box, die neben dem Rahmen stand, zu stecken und nun spielten sich Szenen auf dem Rahmen ab. „Du verarscht mich doch! Was soll daran interessant sein? Vor allem für jemanden wie dich, der sich durch Mitose vermehrt.“ Bello beobachtete die Szene. „wie würdelos Leute dabei zu filmen, was für eine schwache Existenz!“ er wante sich ab und packte einen Schlafsack aus. „Nein, du missverstehst das. Die Leute lassen sich freiwillig dabei filmen. Sie werden sogar dafür bezahlt.“ KZ räumte gerade einige der DVDs in seinen mechanischen Kasten - genauer gesagt in einen kleinen Stauraum, den man von außen nicht sehen konnte. „Ich weiß nicht, was würdeloser ist, diese Aufnahme-“ „Film“ unterbrach ihn KZ, wobei korrigieren eher das richtige Wort wäre „- was auch immer - oder dass du sie gerade stielst. Was willst du eigentlich damit?“ Bello war gerade damit beschäftigt seine Waffe zu reinigen. Es handelte sich um ein zusammenklappbares Gewehr, was hieß, dass man es gut in der Tasche verstecken konnte. Er hatte es von seinem Vater als Abschiedsgeschenk bekommen, als er Kopfgeldjäger wurde. Und ja, sie haben richtig gelesen, bei den beiden handelte es sich um Kopfgeldjäger. Zwar waren sie in der Großen Allianz recht unbekannt, was nicht heißt das sie nicht gut waren. Es war eher so, dass Kopfgeldjäger es vorziehen unbekannt zu arbeiten, auch wenn manche sich mit ihren Taten rühmten. Wobei diese nicht lange genug leben um ihren Ruhm zu genießen. Schnurrbello war aus zwei Gründen Kopfgeldjäger geworden. Der erste war, dass er die Welt sehen wollte und er hatte sowieso schon immer ein Talent dafür Dinge zu finden und er war auch immer recht gut im Kämpfen und Fangen. Der zweite war, dass er zu Hause in Ungnade gefallen war und deshalb sein Dasein quasi im Exil fristete. Was genau zu Hause geschehen war hatte er nie erzählt und da bei der Jobvergabe niemand gefragt hatte, wussten es auch die meisten nicht. Nur sein Zuhause kannte die Geschichte.
„Sie bei der nächsten Remember-Human-Konferenz zeigen. Die werden Augen machen. Weißt du, solche Aufnahmen sind sehr rar und sie enthalten viele Informationen über die Vergangenheit der Rasse und ihr Balzverhalten.“ KZs Tentakeln wurden ganz unruhig und zappelig als er davon sprach. „Das sehe ich.“ antwortete Bello und wendete den Blick ab. Er war von dem kompletten Schauspiel angewidert. „Können wir das jetzt aus machen? Ich will schlafen!“ Er hatte sich bereits in seinen Schlafsack gelegt. „Warte noch kurz, ich will noch sehen, ob die alle funktionieren und intakt sind. Das wäre ja voll peinlich, wenn ich sie dort vorführen würde wollen und einige von ihnen sind kaputt.“ KZ schien gerade die Scheiben auszutauschen. „Ja stimmt, das wäre das Peinliche daran.“ antwortete Bello sarkastisch. „Ach, sei still und schlaf!“ KZ untersuchte die Scheiben noch kurz und legte sich dann in das große Bett. Bello grummelte noch ein bisschen und schlief dann auch ein.

Etwa 10 Minuten zuvor und ein paar Zimmer weiter lag Last auf dem Bett und dachte nach. Viele Gedanken gingen durch seinen Kopf, während er das Zimmer betrachtete. Es war ein einfaches Zimmer - nur ein Bett, das nicht besonders bequem war, ein alter zweitüriger Schrank, der aussah als hätte er schon schönere Tage gesehen, eine kleine Tonne mit einem schwarzen Regenschirm darin und ein Waschbecken mit einer kleinen Toilette im Nebenraum. Lasts Zimmer zuhause war auch nicht besonders aufregend, aber es war sein Zimmer, in dem er schon immer geschlafen hatte und das hier war anders, es roch anders, das Fenster, durch das das Mondlicht fiel, war nicht da. Das Kratzen an der Wand, was vermutlich von den Mäusen kam, konnte er nicht hören. Es machte ihn unruhig, dass diese Dinge nicht da waren. Es machte ihn unruhig, dass seine Eltern nicht da waren und dass er nicht wusste, wo sie waren. Er hatte sogar ein bisschen Angst. Als ihm das klar wurde atmete er einmal tief ein und versuchte sich auf das Positive zu konzentrieren, so wie es ihm seine Eltern beigebracht hatten. Er würde seine Eltern wiederfinden. Er hatte jetzt Hilfe von den beiden. Er musste gerade wieder an den Moment denken, als ihm seine Eltern das beigebracht hatten. Er dachte daran, wie das Gras damals seine Füße streichelte, die leichte Brise, die wehte, der klare blaue Himmel, der über ihm war, es fühlte sich so an als wäre er wieder dort.
„Last, Schatz, kommst du bitte rein und hilfst mir beim Abwasch!“ Lasts Mutter stand in dem Teil ihres Hauses, den man als Küche bezeichnen könnte. Ihr langes schwarzes Haar war hochgesteckt und ihre Schürze war mit alten und neuen Flecken bedeckt. Sie war eine Frau in der Zeit ihres Lebens, wenn die meisten noch nicht an Kinder denken würden, weil sie das Leben erkunden wollten. Und doch war sie glücklich ihn zu haben. Last drehte sich zu seiner Mutter um und rannte zur Gartentür und rief dabei „Okay, komme!“ und öffnete die dreieckige Tür. Als er sie öffnete fand er sich im Wirtshaus wieder. Er schloss die Tür hinter sich und sah seine Eltern am Tisch sitzen. Er ging zu ihnen hin und setzte sich dazu. Auf dem Tisch waren überall Teller und Besteck verteilt. „Ah, Sohn, schön dass du da bist. Wie läuft es mit einer Freundin?“ in letzter Zeit hatte sein Vater öfter über das Thema gesprochen und Last wusste immer nicht, was er darauf antworten sollte. „Nichts, nichts, nichts“ Last vergrub sich selbst im Boden, als er das antwortete, doch es fühlte sich eher so an, als ob er schwamm, ja er trieb fast schon, als er plötzlich an etwas anstieß. Es war etwas das im Boden steckte, es sah fast aus wie ein Kreuz oder ein Schwert. Er war sich jetzt sicher, dass er im Wasser war, denn die Strömung riss ihn förmlich fort und sie drohte ihn runter zu ziehen, immer und immer tiefer, alles um ihn herum war schwarz. Er wollte schreien. Er schreckte aus dem Schlaf hoch. Es war noch tiefe Nacht und er hatte nur geträumt. Er war immer noch in dem Gastzimmer und der Regen tropfte weiter gegen das Fenster. Der Schrank stand immer noch schlecht platziert im Raum und in der Tonne stand der Regenschirm komplett unbewegt. Das gleichmäßige Klopfen an der Fensterscheibe schien ihn zu beruhigen. Er ließ sich wieder auf das Kopfkissen fallen. Last wusste nicht, ob er wieder einschlafen könnte. Denn auch jetzt realisierter er, dass er zum ersten Mal wirklich allein war. Er hatte nichts, keine Eltern und kein bekanntes Heim. Auch wenn es aufregend war, hoffte er innerlich, dass das die letzte Nacht in diesem Zimmer sein würde. Und in gewisser Weise sollte er damit recht haben. Nur, ob er sich das so gewünscht hätte, war eine andere Frage.
„So, letzte Runde genossen.“ sagte der Wirt. „Lasksad egeg he hab“ antwortete eine Stimme. „Nein, Karz, es gibt keine weitere Runde. Auch ich muss irgendwann mal schlafen.“ antworte der Wirt nur während er weiter Gläser reinigte. „la sam esoka eh rehabba“ antwortete der zweite Kopf der Gestalt. „Ich habe dir schon ein Dutzend Mal gesagt, dass ich nicht aus der Stadt komme, die niemals schläft.“ rief der Wirt nur zurück und fing an den Tresen zu wischen. Da in meiner Geschichte bisher die Zeit gefehlt hat ihn vorzustellen, tu ich das jetzt. Sein Name war Fjodor. In dem Dorf kannte man ihn als Gab. Er hatte diesen Namen gewählt, damit seine Nationalität nicht sofort auffiel. Deswegen sprach er auch nicht mit einem Akzent und weil er schon immer gut darin war fremde Sprachen zu lernen, was in seinem Job hilfreich war. Damit es nicht zu Verwirrungen kommt, werde ich ihn im weiteren Verlauf der Geschichte Gab nennen. Gab teilte noch einige seiner beliebten Süßen Käfer aus und dann gingen die Gäste langsam nach Hause oder zur Arbeit. Nachdem auch der Letzte gegangen war oder, eher gesagt, von Gab rausgeschmissen worden war, fing er damit an die Bar noch kurz auf zu räumen und durchzufegen. Danach schloss er ab und stellte noch das Schild für die drei Gäste auf „Bei Fragen klingeln“ mit einem Pfeil, der auf eine alte rostige Hotel-Glocke zeigte. Gab ging nach hinten. Erst durch die Küche, was schwer als Küche zu erkennen war das sie die Größe eines Abstellraumes hatte und nur eine Kochplatte vorhanden war. Es war eher ein Durchgangsraum. Sein Schlafzimmer war auch nicht viel grösser. Er schloss die Tür auf, dahinter war nicht viel: ein schäbiges Bett, was nicht besser war als die, die seine Kunden bekamen, ein kleiner Ständer an dem ein paar Kleidungsstücke hingen, die ziemlich zerfetzt waren, und sorgfältig an einem Bügel aufgehängt eine Uniform, die im wahrscheinlich jetzt zu klein war. Gab nahm Bürste und Lappen und fing an die Uniform zu reinigen. Auf den Knöpfen und Medaillen waren seltsame Buchstaben abgebildet, die einer längst vergessenen Sprache angehörten. Während er sie putzte, sagte er mehrmals etwas auf, das wie ein Salut schien, nur das auch hier die Sprache unbekannt war. Als er den letzten Knopf gereinigt hatte, ging er zu einem verschlossenen Spind und öffnete ihn. Seine beiden Mitarbeiter, die singende Stehlampe von vorhin und ein mürrischer Koch, der einst ein Anhänger der Zwergen-Separatisten war, allerdings Fahnenflucht begangen hatte und jetzt hier im Exil lebte, haben sich schon immer gewundert was da drin sei. Mit einem Quietschen öffnete sich der Spind und darin stand ein langes Gewehr. Es war aus einem komplett edlen und seltenen Metall. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Ein Schuss davon konnte sogar einen riesigen Zyklopen zu Fall bringen. Der Lauf war eine lange hohle Stange mit einem langen Stück dicken Stahls am Ende, damit niemand den Schuss hörte. Der Griff des Gewehres war aus Stahl und zu einer Klinge geformt, damit man es auch als Nahkampfwaffe einsetzen konnte. In den Lauf waren Buchstaben eingraviert: „Да здравствуют люди.“ Was das bedeutete wusste nur Gab. Er reinigte die Waffe mit äußerster Sorgfalt. Er hielt sie einmal im Anschlag und zielte mit ihr. Auch wenn er schon etwas älter war, waren seine Augen immer noch scharf. Vorsichtig spielte er am Abzug. Mit einem Handgriff hatte er sie in einer Salut-Position. Angespannt stand er da und ließ nicht einen Muskel zucken. So stand er einige Sekunden und legte die Waffe dann weg. Er atmete tief und setzte sich auf sein Bett. Sein Kopf war in seine Hände gestützt. Er stöhnte innerlich und Erinnerungen an eine Zeit, als noch die Waffe und die Uniform seine Lebensaufgabe waren, kamen in ihm hoch: Schüsse und schreiende Menschen, Angst und Hass zugleich. All das überflutet seine Gedanken. Sein Herz raste und er atmete schwer. Wieder und wieder kamen diese Bilder. Sie drehten sich um ihn, die Schreie kamen immer näher. Er - am Schießstand - dann bei der Schlacht - die Festung brannte. Die Schreie tausender Sterbender klangen in seinen Ohren. Er - wie er am Hügel davor saß und auf die Festung sah. Er griff nach seiner Waffe. Er - in der Festung, sie brannte, die Schreie, und er nicht da. Er führte den Lauf zu seinem Mund. Die Festung, das Feuer, Die Schreie, seine Flucht. Er ging mit dem Fingern zum Abzug. Heimat verbrannt – Tot - Verrat, der Junge. Er hielt inne. Der Junge, er war allein, ganz allein. So wie er. Er erinnerte sich, als er so das letzte Mal war. Er nahm die Waffe aus dem Mund. Er stellte sie vor sich auf und hielt sich daran fest. Einzelne Tränen tropften auf dem Boden. Er hatte es wieder geschafft, er hatte es wieder geschafft. Er hatte wieder einen Grund zum Leben gefunden.

Kapitel 3


Last war schon eine Weile im Hauptraum, als KZ und Schnurrbello dazu kamen. Er konnte die ganze Nacht nicht richtig schlafen und war schon bei Sonnenaufgang aufgestanden. Die meiste Zeit hatte er nur an der Theke gestanden und Löcher in die Luft gestarrt. Außer ihm war keiner unten. Die Stille machte ihm aber nichts aus, zudem war er eh viel zu verträumt und müde, um richtig wach zu sein. „Hey, Kleiner, bist ja schon wach!“ rief Schnurrbello und streckte sich. Auch er hatte nicht sehr gut geschlafen aber dafür wenigsten lange. „Hm, was?“ fragte Last, während er sich zu den beiden umdrehte. Schnurrbello rollte nur mit den Augen und aus KZs Kiste kam Gelächter heraus. Was mit den winkenden Tentakeln und dem Fakt, dass er die Treppe runter glitt ziemlich komisch aussah. „Ich habe mich gewundert, dass du schon wach bist, du Tagträumer!“ meinte Schnurrbello und sah sich in der Bar um. „und darüber, wo die Leute sind. Ernsthaft, wo sind die anderen Gäste oder Leute aus dem Dorf?“ Die Leere war auch ihm aufgefallen. Nur er wunderte sich darüber, anders als Last, der es normal fand, wenn kaum Leute da waren, weswegen er nur mit den Schultern zuckte. „Die sind alle in der Kirche beten und sich den Quatsch anhören, den der Vampir-Priester da von sich gibt.“ gab eine Stimme zu hören, die aus der Küche kam. Schnurrbello warf nur einen Blick nach hinten. Die Gestalt trat hervor und es war Gab. „Ach, der feine Herr Wirt, vielen Dank für das Zimmer für zwei.“ Schnurrbello war immer noch sauer, denn der Schlafsack war nicht sehr gemütlich. Gab lächelte nur. Er mochte es Söldner, die in seinem Gasthaus unterkamen, zu ärgern. Es war einer der wenigen Freuden in seinem Leben. Er hatte davon nicht viele. „Wieso ist ein Vampir Priester? Ich dachte, der Beruf müsste rein und heilig sein.“ fragte Last und sah dabei ziemlich verwirrt aus. „Seit wann?“ fragten Gab, Schnurrbello und KZ gleichzeitig. Die verdutzten Blicke der drei wurden nur von Lasts Verwunderung getoppt. „Also der Punkt ist, dass ich dem Priester nicht traue. Seine Art ist einfach falsch. Er ist undurchsichtig und er manipuliert die Dorfbewohner.“ Gab erzählte hier gerade persönliche Sachen. Er selbst wusste nicht mal, warum er das tat. Er dachte es müsste an dem Jungen liegen. Seine offene und ehrliche Art lud quasi dazu ein sich tiefer mit ihm zu unterhalten, was zu dieser Zeit recht selten war. „Also ein typischer Dorfpriester.“ antwortete Schnurrbello. Er kannte solche Leute. Nutzten die Dorfgemeinschaft zu ihrem Wohl aus und hatten hier und da Affären. Nicht alle waren so, aber in solch unruhigen Zeiten hatten sich viele der Selbstsucht zugewandt und ihre Herde im Stich gelassen. Vor allem zu Anfang ihrer Karriere hatten sie viele von ihnen zur Strecke gebracht. Jetzt wandten sie sich meist größeren Fischen zu. „Ich checke gerade die Gesuchtenliste, ob so einer dabei ist.“ sagte KZ, der aber schnell von Schnurrbello unterbrochen wurde. „Das ist jetzt egal. Um so einen können wir uns später kümmern, falls das überhaupt der Fall sein sollte. Jetzt sollten wir erst mal das machen, was wir für heute geplant hatten.“ Schnurrbello schaute Last dabei an. „Hm, was, ach so, mein Haus untersuchen. Okay. Habt ihr denn alles dafür?“ reagierte Last und sah Schnurrbello dabei fragend an. „Wir sind allzeit bereit, oder KZ?“ antwortete Schnurrbello nur trocken, welcher nur antwortete „ja sicher, warte nur kurz.“ Schnurrbello rollte nur mit den Augen und ging zur Tür „na dann, zeig uns den Weg.“ Last beeilte sich ihm nach zu kommen und KZ schwebte langsam hinter her und zusammen verließen sie die Gaststätte.
Der Weg zu der Hütte war lang, oder Last hatte ihn von letzter Nacht einfach nur kürzer in Erinnerung. Aber er konnte sich doch recht gut an ihn erinnern. Das konnte er schon immer, sich Wege und einige Dinge merken. Feststehende aussagekräftige Dinge. Den Rest vergaß er recht schnell wieder. Was hauptsächlich daran lag, dass sie von anderen „aussagekräftigen“ Dingen ersetzt wurden.
KZ und Schnurrbello liefen ein paar Meter hinter ihm. „Du, Bello, kann ich das Kind mit zur „Remeber Human“ Messe nehmen?“ fragte KZ und versuchte mit seiner metallischen Stimme dabei irgendwie süß oder nett zu klingen, was ihm absolut nicht gelang, worauf hin Schnurrbello nur knurrend antwortete „Nein, wir suchen die Hinweise und lassen ihn dann da. Du kannst froh sein, dass wir ihn nicht abknallen, weil es verboten ist.“ „Das ist aber unfair! Nie nehmen wir irgendwelche Menschenschätze mit, nur immer du mit deinem Gold oder Saphiren (in der Kultur der Katzen-Hund-Hybriden gelten Saphire als heilige Steine, da daraus die Augen der ersten Hybriden gemacht mit der sie die Weibchen ihrer Spezies erschuf und dann nach deren Ebenbild die Männer schuf)“ KZ metallische knarzende Stimme klang kein bisschen höher aber durch die Sprache versuchte er es so klingen zu lassen „weil solche Dinge Investitionen in die Zukunft sind, anderes als irgendwelche alten vergammelten Menschen Dinge“ Schnurrbello war diese Diskussion langsam leid. er wollte lieber die Augen offen halten nach Hinweisen und das war dabei störend „ach, aber sich Prostituierte auf meinen Namen zu kaufen ist auch eine Investition in die Zukunft, wie?“ KZ gestikulierte dabei wild mit den Armen. Schnurrbello blieb abrupt stehen. „Woher weißt du…? Naja, weißt du, das ist so eine Sache… ich kann das doch nicht auf meinen Namen… na wegen meiner Kultur und überhaupt du hast damit doch sicher kein Problem, oder?“ Schnurrbello war ganz rot und stotterig geworden. Das war für ihn ein sehr heikles Thema, über das er normalerweise gar nicht sprach. „Das hab ich auch nicht! Aber ich will als Gegenleistung dafür den Jungen mitnehmen.“ KZ schwebte nun wieder ruhig neben Schnurrbello her. „Na schön, von mir aus. Aber lass uns nie wieder über das Thema reden, verstanden?“ Schnurrbello war immer noch etwas nervös. „He, alles klar bei euch beiden?“ Last hatte sich umgedreht und schaute die beiden Kopfgeldjäger an. „ja Kido. Sind wir jetzt bald da?“ Schnurrbello war wieder ganz der Alte und hatte anscheint das peinliche Thema von eben vergessen. „Super, und äh - ja da vorne ist es schon. Oh, und was sind Prostituierte? Habe ich noch nie gehört das Wort.“ Last hatte einen fragenden Gesichtsausdruck und Schnurrbello wurde wieder ganz rot. „Ist so ein Sucher-Ding“ antwortete KZ und klopfte mit einem Tentakel Schnurrbello auf die Schulter. Der stöhnte nur und ging mit den anderen zum Haus.
Das Innere war nicht sehr voll, aber gleichzeitig so unaufgeräumt, dass es beim ersten Eintreten sofort ins Auge stach. Es roch nach einer Mischung aus kaltem Essen und ungewaschener Wäsche. Die Einrichtung selbst war eher von praktischer Natur, wobei sie so aussah, als wäre sie schon jahrelang abgenutzt. Die meisten Ecken waren sogar einigermaßen sauber, einige andere waren komplett verstaubt. Last schloss mit einem selbstgeschliffenen Schlüssel ein Schloss auf, welches so ramschig und zusammengezimmert aussah, dass es vermutlich eher als Abschreckung diente anstatt als Sicherheitsvorkehrung, wobei es vermutlich auch dabei keinen wirklich guten Job machte. Als die Tür aufging kam den beiden Kopfgeldjägern stickige Luft in Kombination mit einem unglaublichen Geruchsschwall entgegen, was dazu führte, dass Schnurrbello sich sofort die Nase zuhielt. KZ schwebte geräuschlos an den beiden vorbei. Seine Arme schienen die Umgebung abzusuchen. Sie bewegten sich wie der Schwanz einer Klapperschlange, klangen aber wie ein Ufo in einem schlechten 60er Jahre Sciences Fiktion Thriller. „Keiner hier. Wir können uns frei bewegen.“ KZ verharrte noch auf der Stelle „Okay, ich schaue mich im linken Teil des Hauses um und du im rechten. Kleiner, führ mich mal rum und mach das, was hier so stinkt, weg!“ Schnurrbello verzog so stark das Gesicht, dass er fast weinte. „Was meinst du? Ich rieche nichts. Da ist nur mein Zimmer und der Keller, in den ich nicht rein darf.“ Last sah sich gerade sein Zimmer an und realisierte, wie sehr er diesen Ort vermisst hatte. „Okay, dann zeig mir mal diesen Keller!“ Schnurrbello sah sich nach einer Kellertür oder dergleichen um. „Kann ich nicht! Ist erstens verboten und zweitens hängt da immer ein riesiges Schloss vor.“ Last ging zu einer Bodenklappe und zeigte auf das große Schloss. Es war ein altes leicht angerostetes Schloss, was trotz seines Zustandes unglaublich stabil war. „Lass mich raten: deine Eltern haben es dir verboten, oder?“ Last nickte. „Okay, du kleines Muttersöhnchen, pass auf: wenn sie gefunden werden wollten, hätten wir oder du sie schon gefunden. Also wollen sie entweder nicht gefunden werden, oder aber jemand will nicht, dass sie gefunden werden. Soweit verstanden?“ Last nickte. „Gut - und die Regeln sind doch nur für den Normalfall gedacht, oder? Hier handelt es sich aber um einen Notfall und da können wir die Regeln brechen. Ist auch bei uns Suchern so.“ Schnurrbello untersuchte noch einmal das Schloss, als er das sagte. Seine tatzenartigen Hände tasteten das Schloss nach Schwachstellen ab. „Ähem, soweit verstanden, aber wie kriegen wir das Schloss jetzt auf?“ Last sah sich, halb geistig abwesend, nach etwas um, um das Schloss aufzuhebeln oder aufzubrechen. „Na so“ sagte Schnurrbello und zog einen kleinen Sack, der ziemlich waberte heraus. Fast so als wäre er mit Pudding oder eine andere gelartigen Flüssigkeit gefüllt. Er setzte den Sack auf das Schloss und zog einen Stift am Schließmechanismus heraus. Der Sack verwandelte sich sofort in die geleeartige Flüssigkeit und ätzte das Schloss in Windeseile weg. Dampf stieg dort auf, wo vorher das Schloss war und die Flüssigkeit sammelte sich zu einem Haufen, der erst etwas blubberte und dann weg kroch in Richtung Küche. „So und jetzt wollen wir uns das doch mal ansehen, nicht wahr, Kleiner!“ Schnurrbello holte eine kleine Taschenlampe aus seiner Tasche und Last nahm eine große stählerne Taschenlampe, die in seinem Zimmer auf einer alten und fast kaputten Kommode lag. Zusammen stiegen sie die hölzerne Treppe hinab ins Dunkle.
Der Keller war dunkel und stickig. Als sie unten angekommen waren, bemerkten sie den matschigen Boden unter ihren Füssen. Last, der barfuß war und noch nie Schuhe getragen, hatte schauderte kurz, fing sich dann aber wieder. Der Keller selbst war nicht groß und fast leer. Abgesehen von einer Kiste und einem seltsamen Bild an der Wand. Es war viel zu verstaubt, um etwas darauf zu erkennen „Na schön, Kleiner, ich sehe mir mal das Bild an und du die Kiste, klar!“ Schnurrbello ging bereits auf das Bild zu, als er das sagte. Last nickte und betrachtete die hölzerne Kiste. Eigentlich müsste er aufgeregt sein, aber irgendwie fühlt er sich gefasst, so als würde er es schon tausend Mal gemacht haben. Er war über sich selbst erstaunt aber auch erfreut. In der Holzkiste war nicht viel. Nur ein Jagdgewehr, was Last schon ein paarmal gesehen hatte, wenn er mit seinem Vater jagen war und ein Seil, was ziemlich nichtssagend war. Er hob es hoch und es fühlte sich geschmeidig an in seiner Hand und federleicht. „Ähem, sag mal, Kleiner, wusstest du, was dein Vater so macht?“ fragte Schnurrbello, der das Bild inzwischen vom Staub befreit hatte. „Ich weiß nur, dass er hier gelebt hat, warum?“ Last sah auf und legte sich das Seil um die Schulter. Es fühlte sich richtig an und außerdem wollte er nicht, dass es den beiden in die Hände fiel. Es war immer hin noch das seines Vaters. „Weil er vermutlich einen ziemlich großen Widerstand angeführt oder organisiert hat.“ Schnurrbello zeigte auf das Bild. Es war eine Karte, auf der viele Fotos und Namen hingen, die mit Seilen verbunden waren und über der Karte stand ganz groß „Menschen wieder an die Macht!“ - „Tja, ich fürchte dafür wandert dein Vater ziemlich lange in den Knast.“ sagte Schnurrbello.
Ende 1.Part Fortsetzung folgt

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Metti am 10.09.2021:

Hier und da einen Absatz einfügen und schon ist die Geschichte viel leichter zu lesen... 😉

Weitere Kurzgeschichten:

Kommissar Kuhlmann und das vertrackte Wort
Ich, der Künstler
Marseille