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geschrieben von Novelle.
Veröffentlicht: 28.11.2021. Rubrik: Unsortiert


Zwischen Himmel und Erde

Zwischen Himmel und Erde

Ngada sieht gewiss älter aus als er ist. Als Sherpa, dem Stamm gehört er auch an, hat er vergleichsweise viel erlebt. Unzählige Expeditionen hat er inzwischen angeführt. Deshalb genießt er im Bergsteigerlager einen ausgezeichneten Ruf.

Eine Chance für viel Geld wurde ihm von der Agentur angeboten. Nicht zum Mount Everest, den er schon neun Mal bezwungen hat, soll es gehen, sondern der heilige Kumbhakarna soll erobert werden.

Gestern entstiegen drei Abenteurer, zwei aus Russland, einer aus Polen, dem Helikopter. Ruhig und gelassen stand Ngada mit seinem 16-jährigen Sohn Dawa auf dem Geröllfeld. Eine herzliche Begrüßung aller erfolgte. Die Besucher wussten die Rituale einzuhalten und dankten für die umgehängten weißen Schals.
Jomdoe, Mutter des Dawa und Frau des Ngada servierte in der eigenen Hütte den obligatorischen Tee. Ohne Tee gibt es keine Unterhaltung, kein Zusammensein.

Den erfahrenen Nepalesen quälen Zweifel, ob er die Kletterpartie auf den Gipfel unternehmen soll. Bilder werden ihm gezeigt, wie die noch nie in Angriff genommene Steilwand begangen werden soll. Seine Frau rät ihm von diesem Auftrag ab. Würde er doch die Götter herausfordern. So besucht die Familie einen Mönch und lässt sich segnen und opfert Gaben, um die Götter gnädig zu stimmen.

Im Basislager breitet sich zwischen Aktiven und Helfern Unmut aus. Das Wetter eignet sich eigentlich nicht für das Experiment. Warten wäre angesagt. Die Profis wollen an ihrem Plan unbedingt festhalten. Es ist auch eine Frage der Kosten, wie viel Zeit sie opfern werden.
Jomdoe und Dawa kümmern sich um das Wohl der Ungeduldigen. Wäsche waschen, kochen, Material reparieren, beratschlagen, dafür werden sie bezahlt.

Ngada ist zu dem Ergebnis gekommen, dass er die Führung doch nicht übernehmen möchte. Die Gefahren sind ihm zu groß. Einer der russischen Bergsteiger will auch nicht mehr. Seine Familie soll nicht auf ihn verzichten müssen. Das ist er ihr schuldig.
Das Lager wird aufgelöst. Jeder geht wieder individuell seiner Wege. Die Bergsteiger suchen neue Herausforderungen. Familie Sherpa übt sich in Geduld. Die Götter werden sie belohnen. Der Sohn fühlt sich zerrissen zwischen der beherrschenden Landschaft und den Aussichten eines anderen Lebens in der entfernten Stadt.

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