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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 02.12.2021. Rubrik: Kürzestgeschichten


Ida und die neue Zeit

Die alte Ida konnte mit den meisten Entwicklungen der neuen Zeit absolut nichts anfangen. „Ehe für alle! Wenn ich das schon höre! Demnächst wird man wohl seinen Kanarienvogel heiraten dürfen. Und dann dieses ‚m/w/d‘ in den Stellenanzeigen. Wohin soll das bloß noch führen?!“

Ida selbst war unverheiratet und hatte keine Kinder, dafür aber zahlreiche Neffen und Nichten. Diese schüttelten zwar oft den Kopf über die Ansichten der Tante, doch da sie auch gute Eigenschaften hatte und vor allem recht vermögend war, hielten sie den Kontakt aufrecht.

Einmal im Monat traf Ida sich mit ihrer Freundin Christel, die sie seit der gemeinsamen Schulzeit kannte.

„Christel, du glaubst nicht, was ich gestern hören musste. Meine 15-jährige Großnichte Mia, die Tochter meiner Nichte Sarah, hat ihren Eltern gesagt, sie sei nicht-binär und wolle jetzt mit dem Unisex-Namen Eden angesprochen werden! Und was ich am schlimmsten finde: Die Eltern haben es akzeptiert!“

„Na ja“, meinte Christel achselzuckend, „ich nenne dich ja auch Ida.“

Ihre Freundin war fassungslos. „Wie meinst du das? Natürlich nennst du mich Ida, so heiße ich ja auch. Das ist ja auch ein normaler Frauenname. Kein Unisex-Name!“

„Doch. Anfang 2008 hat das Husumer Standesamt einem Elternpaar verboten, seine Tochter ‚Ida‘ zu nennen, weil der Name geschlechtsneutral sei!“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Weißehex am 02.12.2021:
Kommentar gern gelesen.
Jetzt bin ich platt...




geschrieben von Christine Todsen am 02.12.2021:

Ja, das war tatsächlich so: https://www.shz.de/deutschland-welt/shz-de-leser-kritisieren-husumer-standesamt-id466926.html (mit einem Kommentar von mir!)




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 03.12.2021:
Kommentar gern gelesen.
Da sind uns die Behörden Englands weit voraus: der Name Tarquin Fin-tim-lin-bin-whin-bim-lim-bus-stop-F'tang-Olé-Biscuitbarrel ist dort nicht nur erlaubt, sondern unter diesem Namen wurde ein Kandidat offiziell zur Parlamentswahl zugelassen. Was alles zum Vornamen gehört, weiß ich nicht.




geschrieben von Christine Todsen am 03.12.2021:

Nicht zu fassen, Horst, danke für diesen Hinweis! Noch strenger als die deutschen Behörden sind allerdings die isländischen. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Isländischer_Personenname: „Vornamen, die noch nicht in Island benutzt wurden, müssen durch das isländische Benennungskomitee genehmigt werden, bevor sie verwendet werden dürfen. Als wichtigstes Kriterium für die Anerkennung eines Namens gilt die Integrierbarkeit in die isländische Sprache. Der Name darf nur Buchstaben des isländischen Alphabets benutzen und muss deklinierbar sein.“

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