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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2018 von Susanne (Susanne Muster).
Veröffentlicht: 01.07.2018. Rubrik: Menschliches


Oh du schönes Amerika

In Mamas Arm ist es warm und kuschelig, hier ist mir immer warm gewesen die letzten Monate.
„Wenn du nicht mehr kannst, mein Liebling, dann trage ich dich.“ Dies waren ihre Worte.
In Mamas Mantel gehüllt sehe ich in der Ferne etwas Großes hervorstehen.
So etwas hatte ich bereits an der Grenze zu Guatemala gesehen.
Das bedeutet wir sind bald da, hoffentlich wird es dieses Mal leichter sein die Grenze zu überqueren.

Mir ist kalt und langsam schließe ich meine Augen, Mamas Geruch an ihrem Mantel beruhigt mich, zeigt mir das alles gut ist. Dieser vertraute, schwache Geruch nach Honig-Milch Seife und etwas schweiß, gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit.
Ich merke wie sie plötzlich stehen bleibt und mich ganz fest an sich drückt, so fest das ich nur schwer Luft bekomme. Im Hintergrund höre ich Kinder bitterlich weinen und ihre Mütter schreien. Von ihrem Schreien bekomme ich Gänsehaut. Es ist schrill und herzzerreißend, tränen erdrückend, als würden sie vor lauter Schmerz sterben. Es ist ein Schreien das ich nie wieder vergessen werde.
Wir sind an der Grenze zu Amerika angekommen. Wir haben unsere Reise in Ruanda begonnen und sie sollte in Kanada enden. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl es beinahe geschafft zu haben. Seit Monaten verspüre ich wieder etwas Hoffnung. Hier fühlt es sich nach Sicherheit an. Nach Frieden.
Mama ist total unruhig, ich merke das sie Angst hat, sie drückt mich immer fester an sich und beginnt leise zu beten. Am Zaun, hinter der großen Menschenmaße, sehe ich große Männer welche eine Uniform tragen. Auf den 2 Blick erkenne ich, dass es sich um amerikanische Soldaten handelt. Alle haben ein Gewehr in der Hand, einer von ihnen hält den Lauf seines Gewehrs auf den Hinterkopf einer Frau die ihr Kind fest umklammert.
Wir kommen dem Zaun immer näher, die Soldaten schreien uns auf einer Sprache an, die ich nicht verstehe. Eine kalte, große Hand berührt meine Schulter, ich zucke zusammen. Habe Angst, Mama schreit. Ich beginne zu weinen. Ich will nicht das sie schreit, ich will nicht das dieser Soldat sie anfasst.
Plötzlich sind wir von fünf Soldaten umzingelt, alle schreien uns irgendetwas zu. Ich dachte hier wäre es friedlich, ich dachte hier wären wir in Sicherheit.
Ein Mann stößt meine Mama weg und nimmt mich hoch. Ich sehe sie noch wie sie nach mir ruft, aber ich höre sie fast nicht mehr. Zu weit haben sie mich schon weggebracht von dem Zaun, von Ihr.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Elke Butthoff am 18.11.2018:

Eine Geschichte aus der Rubrik grausige Wahrheiten. Danke, dass du sie erzählt hast.

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