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geschrieben von As'a hel.
Veröffentlicht: 07.06.2022. Rubrik: Unsortiert


Einkaufstour

Medienzauberer: Willkommen, willkommen! Wie darf ich ihnen helfen?

Kunde: Wir haben einen intellektuellen Störenfried, den wir zum Schweigen bringen wollen.

M: Gerne. Darf ich eine beliebte Lösung vorschlagen: Anklage wegen Steuerhinterziehung.

K: Der Betreffende hat weder Geld noch Güter.

M: Ah, ein Sonderfall. Wie aufregend! Wie wäre es stattdessen mit einer Lösung aus unserem Härte-Paket: Vorwurf der Vergewaltigung.

K: Ich weiß nicht so recht. ... Was ist noch im Härte-Paket?

M: Wiederbetätigung, Kindesmissbrauch und sonstige schwere Straftaten.

K: ... Nein, ich glaube das klappt nicht. Haben Sie nichts Bombensicheres?

M: Nun ja, da wäre die biologische Entsorgung. Wir machen das nicht, aber ich kann Sie gerne mit der zuständigen Abteilung in Kontakt bringen.

K: Das sollte die letzte Wahl sein. Wir brauchen wirklich keinen Märtyrer.

M: Ich sehe schon, dieser Fall erfordert Feingefühl. Ich schlage Folgendes vor: Durch kombinierte Maßnahmen wird die Person allmählich in Verruf gebracht. Wir stellen nicht die Redlichkeit der Person in Frage, sondern beschädigen ihre Glaubwürdigkeit durch eine mediale Flut aus Gegenstudien und Expertenmeinungen. Sobald die Glaubwürdigkeit angeschlagen ist, folgt die emotionale Keule. Dadurch wird die Person in den Augen des Zielpublikums zum Verschwörungstheoretiker oder Fanatiker und verschwindet in der medialen Bedeutungslosigkeit. Sollte im Internet Restaufmerksamkeit verbleiben, regeln wir das durch die Suchalgorithmen.

K: Das klingt sehr vielversprechend. Wie lange dauert es, bis die Person medial zerstört ist?

M: Nicht lange. Vor ein paar Jahren hatten wir einen Nobelpreisträger, der sich, wissenschaftlich belegt, gegen die vorgegebene Meinung zum Klimawandel stellte. Wir haben ihn innerhalb weniger Tage vollständig demontiert. Dasselbe tun wir wiederholt mit Ärzten, welche den Nutzen des Impfens in Frage stellen. Und noch in anderen Bereichen.

K: Ich bin überzeugt. Machen wir das so?

M: Sehr gern. Die zu erwartenden geldlichen Kosten belaufen sich auf ...

K: Geld spielt keine Rolle.

M: Natürlich. Soll ich einen Kollegen rufen, der die Details mit ihnen bespricht?

K: Noch nicht, wir melden uns in den nächsten Tagen. Wenn dieser Auftrag zufriedenstellend verläuft, hätten wir auch einen größeren Auftrag für Sie.

M: Aber selbstverständlich. Was können wir tun?

K: Wir möchten Maßnahmen ergreifen, die von der Bevölkerung abgelehnt werden. Wir brauchen ein Mittel, um diese Maßnahmen dennoch verwirklichen zu können, und zwar mit Unterstützung der Bevölkerung.

M: Ich verstehe. Um Erfolg zu haben, braucht es zwei Kernzutaten: Die Bevölkerung darf den Wahrheitsgehalt nicht überprüfen können. Und die Menschen müssen sich betroffen fühlen.

Es muss also etwas sein, dass die Menschen nicht direkt sehen und erleben, aber dennoch fest glauben. Das ist einfach, weil wir die absolute Deutungshoheit haben.

Die Betroffenheit wird am besten durch die scheinbare Gefährdung von Leib und Gut erzeugt.

Beispiele für solche Mittel sind Finanzkrisen, atomare Strahlung, Terror, Krankheiten, Kriegsgefahr.

K: Die Klassiker also. Haben Sie auch etwas Neues im Programm?

M: Kosmische Strahlung. Diese Art der Strahlung ist jungfräulich, das heißt, sie ist noch nicht definiert wie beispielsweise die atomare.

K: Interessant. Wir können dadurch den Menschen verordnen, was wir wollen: Ausgangssperren, Impfen, Kaufzwang - alles ist möglich.

M: Ja. Außerdem können wir diese Gefahr jederzeit ausrufen und wieder einstellen, ohne großen Aufwand. Eine Handvoll Experten und computeranimierte Bilder reichen. Die Kosten sind nahe Null, aber die bedrohliche Wirkung ist den anderen Mitteln ebenbürtig.

K: Klingt gut. Haben Sie noch etwas Innovativeres im Programm?

M: Außerirdische, natürlich nur in der Vorstellungskraft. Doch mit entsprechendem Aufwand sind damit Maßnahmen möglich, die alle anderen Mittel übertreffen. Aber eine Verwirklichung erfordert die Zusammenarbeit aller Kunden - die Zeit ist noch nicht reif.

K: Danke für die gute Beratung. Ich sehe zwischen uns eine fruchtbare Zusammenarbeit, wir melden uns.

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