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5xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 13.06.2022. Rubrik: Nachdenkliches


Gelobt

Wie ich in meinem “Besserwisser-Alphabet” schrieb (www.kurzgeschichten-stories.de/t_4266.aspx), wird der Ausdruck „Gelobtes Land“ oft missverstanden. Er kommt nicht von „loben“, sondern von „geloben“ und bezeichnet das Land, das Gott dem Abraham gelobte (verhieß).

Meines Erachtens wäre es besser gewesen, hierfür den Ausdruck „Verheißenes Land“ oder „Versprochenes Land“ zu prägen. Dadurch wären Missverständnisse à la „Ich freue mich so auf den Urlaub in …, das ist mein gelobtes Land!“ vermieden worden. Sie entstehen dadurch, dass sowohl „geloben“ als auch „loben“ das Partizip Perfekt „gelobt“ bilden.

Doch auch das Verb „loben“ ist für sich genommen schon eine Betrachtung wert, und zwar inhaltlich. Vor Jahrzehnten hörte ich mal, wie eine junge Frau sich beklagte: „Mein Freund mag es nicht, wenn ich ihn lobe! Dabei meine ich es doch so gut!“ Ihre Gesprächspartner machten ihr dann klar, dass Loben einen Informationsvorsprung oder eine Vorrangstellung der lobenden Person impliziert („Man kann sagen: ‚Die Mutter lobt das Kind‘, aber nicht: ‚Das Kind lobt die Mutter‘!“). Kein Wunder, dass der Freund sauer war!

So weit, so gut. Aber – und jetzt wird es verwirrend – wieso können Gläubige dann Gott loben? Ganz einfach: weil „loben“ hier etwas anderes bedeutet.

Seltsamerweise haben sowohl das Deutsche als auch das Englische für beide Bedeutungen dasselbe Wort. „Die Mutter lobte das Kind / Gott“, „The mother praised the child / God”. Dagegen unterscheidet das Dänische zwischen at rose (ein Kind usw. loben) und at prise (Gott loben; verwandt mit dt. preisen und engl. to praise).

Warum gibt es trotzdem auch im Deutschen und Englischen keine Verwechslungsgefahr? Weil die beiden Bedeutungen allzu weit voneinander entfernt sind. Das eine Loben (dän. „at rose“) geht sozusagen nach unten, das andere (dän. „at prise“) nach oben.

Abschließend zwei Sätze, die zusammen dreimal „gelobt“ enthalten (beim dritten Mal würde man heute allerdings eher „versprochen“ sagen). Eine Mutter schreibt: “Gelobt sei Gott, dass Lena so begabt ist! Ich habe sie sehr für ihr gutes Zeugnis gelobt und ihr zur Belohnung einen Zoobesuch gelobt.“

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Novelle am 13.06.2022:
Kommentar gern gelesen.
So würde ich auch gerne mit Worten und Sätzen und Inhalt jonglieren können. Meine Hochachtung und meinen Respekt "gelobt".




geschrieben von Gari Helwer am 13.06.2022:
Kommentar gern gelesen.
Wieder etwas gelernt, Christine! Sehr interessant zu lesen! Die implizierte Vorrangstellung der lobenden Person war mir bisher keineswegs so bewusst - die Situation mit dem Informationsvorsprung schon eher! Künftig werde ich erstmal nachdenken, bevor mir ein Lob entschlüpft. So werde ich Dich auf keinen Fall ob Deines Wissens loben! Dieweil, es stünde mir nicht zu! ;-) Liebe Grüße!

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