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geschrieben 2022 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 22.06.2022. Rubrik: Unsortiert


Das Schloss – Der vermisste Junge

Anmerkung: Das ist eine für sich stehende Geschichte. Sie spielt allerdings da, wo auch schon meine andere Schlossgeschichte spielte. Der Gastwirt und der Schlossherr sind die selben.

Johann, der Wirt des österreichischen Gasthauses, hatte eben die Nachricht bekommen. Von einem Jungen der abgehauen war. Die vierköpfige Familie war im Urlaub hier und der jüngste Sohn war davon gelaufen. Und das ausgerechnet kurz bevor das Unwetter losgebrochen war. Alles deutete darauf hin, dass er in die Berge gelaufen war und nun regnete es in Strömen. Die Bergrettung war alarmiert, aber bei Einbruch der Nacht und anhaltendem Starkregen mussten sie nun kapitulieren. Sie hatten kaum gewusst wo sie anfangen sollten zu suchen, waren sich ja nicht einmal sicher, dass er ins Gebirge gelaufen war. Und nun wurde es selbst für die Rettungsstaffel zu gefährlich dort suchen zu gehen.
Johann konnte die Sorge der Eltern nicht ertragen und so fuhr er zum Schloss.
Er wusste dass Er da war und als er sich mit dem Auto näherte, sah er Licht im Schloss brennen.
Er klopfte und wurde unverschämt lange im Regen warten gelassen. Fast dachte er, es würde keiner öffnen, doch dann hörte er einen Schlüssel drehen. Er huschte durch den Türspalt. Normalerweise hätte er so etwas nie ohne Aufforderung getan, aber bei diesem Wetter wollte er nicht unnötig lange vor der Tür stehen.
Der Schlossherr murmelte eine Begrüßung. In der Eingangshalle brannte kein Licht und sein Gesicht hob sich unheimlich weiß von seinem schwarzen Pullover und den schwarzen Haaren ab.
Schnell erzählte Johann ihm von dem verschwundenen Jungen.
„Und was soll ich dabei tun?“, fragte der Mann genervt.
„Ich weiß nicht, ich dachte sie hätten eine Idee“, meinte Johann. „Ansonsten können sie ja die Ohren offen halten. Vielleicht kommt er ja hier vorbei und sucht Unterschlupf.“
„Ein Junge, von dem sie nicht wissen, ob er überhaupt im Gebirge ist, soll sich zufällig hierher verirren?“
„Man soll nichts ausschließen“, meinte Johann. „Ich wollte sie nur informiert haben.“ Damit wandte er sich zur Tür. Der Mann hielt sie ihm sogleich auf und Johann trat hinaus.
„Entschuldigen sie die Störung“, rief er zur Verabschiedung.

Dem Jungen war kalt und es kam ihm selbst lächerlich vor, dass das erste, über das er sich ärgerte war, keine Jacke angezogen zu haben. Es war inzwischen stockdunkel und er hatte keine Ahnung aus welcher Richtung er gekommen war. In die Berge war er hinauf gegangen, also müsste er nun runter gehen. Aber offenbar hatte er sich für den falschen Weg nach unten entschieden. Auf seinem Weg lang immer mehr Geröll herum und durch den Regen wurde es immer rutschiger.
Dann passierte es: Er trat auf einen losen Stein und knickte um. Er fiel hin und rutschte einige Meter den Hang hinab. Er hatte nicht mal mehr die Kraft laut auf zu schreien. Als er jedoch versuchte, wieder auf zu stehen, entfuhr ihm ein Schmerzenslaut. In seinem Knöchel stach es, als hätte jemand ein Messer hinein gestoßen. Erschöpft blieb er auf dem Boden liegen. Er war klatschnass und eiskalt. Er wollte sich gerade bibbernd zusammen rollen, als er etwas anderes als den rauschenden Regen hörte. Steine rutschten und er sah erschrocken auf. Von Lawinen in den Bergen hatte er schon gehört. Doch als er aufsah, sah er eine Gestalt in schwarzem Regenmantel. Hatte ihn jemand gefunden? Die Gestalt kam näher. Es schien ein Mann zu sein, der geradewegs auf ihn zu kam, ihn hoch hob und ihn schweigend davon trug. Beim sanften wiegen seiner Schritte, schlief der Junge erschöpft ein.

Johann hörte die Tür in der Schenke gehen. Es war weit nach Mitternacht und bei diesem Wetter war schon lange jeder zu Hause. Im Schankraum war es dunkel und während er das Licht einschaltete, hörte er die Tür ein zweites Mal klappen. Er sah in den Raum und lief los.
Auf einem der Tische lag ein vollkommen durchnässter, aber lebendiger Junge.

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