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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 17.05.2022. Rubrik: Menschliches


Das Schloss Teil 3 - Die Beichte

Die Familie saß beim Abendessen zusammen und Jonte war weiterhin sehr still.
„Denkst du immer noch über das Schloss nach?“, fragte seine Mutter.
„Hm“, machte er nichtssagend.
Simone berichtete dem Vater, Ben, was sie heute im Supermarkt erfahren hatten.
„Ja, ich finde auch, so ein Schloss beflügelt die Fantasie“, sagte er. „Es wundert mich aber nun umso mehr, dass dort kein Wanderweg vorbei führt. Ich wollte morgen mal ins Gasthaus fahren. Das ist ja auch ein beliebter Streckenpunkt. Vielleicht kann man mir da mehr zu sagen.“ Er wurde unterbrochen von seinem Handy. „Entschuldigung, das ist der Fensterbauer. Es läuft alles nicht wie geplant.“ Mit dem Handy am Ohr verschwand er aus der Küche.
Simone sah Jonte nachdenklich an.
Verlegen sah er auf seinen Teller. „Du, Mama?“
„Ja?“
„Ich glaube ich habe bisschen was verbotenes gemacht.“ In schnellen Worten berichtete er von der Mutprobe und davon wie er durch die Kellertür ins Schloss gekommen war. Bevor sie etwas erwidern konnte, kam Ben zurück. Etwas irritiert sah er von einem zum anderen. „Was ist denn hier passiert? Ihr seht aus als hättet ihr ein…“ „Sag’s nicht“, unterbrach ihn seine Frau und schilderte kurz, was ihr Sohn gerade gestanden hatte.
„Und die Tür war unverschlossen?“, fragte er Jonte.
„Ja. Und ich habe auch nichts geklaut oder kaputt gemacht und ich habe die Tür auch wieder zu gemacht“, fügte er eilig hinzu.
„Naja, wenn das Schloss leer steht und offenbar auch niemand richtig weiß, wem es gehört, dann ist das glaube ich nicht so schlimm.“
Jonte machte einen erleichterten Eindruck.
„Ich frage morgen im Gasthaus, ob dort jemand weiß, wem es gehört, oder ob gelegentlich jemand danach sieht. Gegebenenfalls entschuldigst du dich dann bei ihm.“

Am nächsten Vormittag fuhr Ben ins Gasthaus. Es war ein altes Fachwerkhaus, mit Blumenkästen in den Fenstern und Tischen im Garten. Drinnen war es dunkel und roch nach Holz, Essen und Bier. Es erfüllte jedes Klischee einer rustikalen, österreichischen Gaststätte.
Der Wirt stand hinter dem Tresen und sortierte einen Stapel Quittungen. Im Gastraum saß zu dieser Uhrzeit niemand.
Ben stellte sich dem Wirt vor und erklärte ihm, dass er dabei war, sich über das Wegenetz zu informieren. Der Wirt machte den Eindruck, als kenne er ihn schon seit Jahren. Er fing gleich an drauflos zu plaudern und bot ihm auch ein Getränk aufs Haus an. Ben nahm ein Glas Limonade und meinte: „Ich hatte etwas sorge, dass sie mich hier gleich wieder raus werfen. Das Ferienresort stößt nicht überall auf große Zustimmung.“
„Ja, das stimmt. Ich hatte hier schon viele am Tresen sitzen, die sich drüber aufgeregt haben. Aber ich bin Gastwirt und mehr Gäste sind gut. Und meine Gäste werden mir treu bleiben. Die kommen nicht wegen Whirlpools und Animationsprogramm her.“
„Ja, das glaube ich auch. Ich rechne jedoch auch damit, dass die Gäste aus dem Resort auch mal ein bisschen durch die Berge wandern wollen. Ich habe mir hier schon mal ein paar Karten besorgt“, sagte er und breitete eine über dem Tresen aus.
Die nächste Stunde verbrachten sie damit, über Vor- und Nachteile der verschiedenen Wege zu reden und der Wirt erzählte die eine oder andere Anekdote.
„Ich habe gesehen, dass es hier ein Schloss gibt“, meinte Ben schließlich, während er auf die Karte deutete.
„Ja, da steht eins“, stimmte der Wirt zu.
„Und ich habe mich gefragt, warum dort kein Wanderweg vorbei führt“, hakte Ben nach.
„Der Weg ist nicht gut zu wandern und es ist ja auch recht weit abgelegen. Außerdem sieht es von nahem gar nicht so prächtig aus.“
„Steht es leer?“, fragte er nach.
„Da wohnt keiner. Haben sie mal versucht so ein Gebäude zu heizen? Das ist hier schon manchmal schwierig.“ Und als er anfing über Heizkörper zu reden, war Ben sich sicher, dass er von dem Thema ablenken wollte.
„Aber es gehört, doch jemandem“, brachte er das Thema wieder aufs Schloss zurück.
„Das hat sich mal jemand als Ferienresidenz gekauft“, antwortete der Wirt wage. Doch ihm war klar dass die Antwort nicht ausreichte und er fügte hinzu: „Er hat es sich gekauft, um dort seine Ruhe zu haben. Wenn sie dort ihre Touristenhorden vorbeiführen wird ihm das nicht gefallen.“
„Ich dachte da wohnt keiner?“
„Nicht dauerhaft.“
„Muss ein furchterregender Mensch sein.“
„Er hat viel Geld.“
„Und somit auch viel Einfluss“, ergänzte Ben. „Und das obwohl er nur ein paar Wochen im Jahr herkommt.“
Der Wirt sah ihn schweigend an.
Dann erzählte Ben ihm von der Mutprobe seines Sohnes…

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Ohnelly am 17.05.2022:
Kommentar gern gelesen.
Ah, ja! Wunderbar wie sie alle dem Thema ausweichen, sehr geschickt gemacht :-) und ich weiß immer noch nicht, wer der furchterregende, stinkreiche Kerl eigentlich ist... ich freu mich schon auf den 4.Teil ;-)




geschrieben von Christelle am 19.05.2022:
Kommentar gern gelesen.
Ich bin gespannt auf Teil 4. sehr spannend!

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