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geschrieben 2022 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 27.07.2022. Rubrik: Fantastisches


Ein japanisches Abenteuer (Teil 2/2)

Die kleine Zauberschnecke und der grüne Drache starrten in die Dunkelheit, aus der ihnen etwas entgegen blickte, was sie noch nie gesehen hatten. Die Schnecke war sich nicht sicher, ob sie eiligst den Rückzug antreten sollten. Denn auf der einen Seite fürchtete sie sich vor dem, was da gerade aus der Dunkelheit hervortrat. Auf der anderen Seite war sie unglaublich neugierig.
Dem Drachen schien es ähnlich zu gehen und so blieben sie erst mal, wie angewurzelt stehen.
Unter der Baumwurzel kam ein weißes Fuchs-ähnliches Wesen hervor. Es hatte schwarze, rot umrandete Augen und je zwei rote Striche auf den Wangen. Auch die Ohrspitzen waren rot. Auf der Stirn hatte es ein Flammen ähnliches Symbol. Aber das außergewöhnlichste an ihm war, dass es drei buschige Fuchsschwänze hatte.
„Ich glaube das ist ein Kitsune, ein Fuchsgeist“, wisperte der Drache der Schnecke zu.
„Das stimmt“, sagte der japanische Fuchsgeist mit einer klar weiblichen Stimme. „Mein Name ist Kimora.“ Sie setzte sich den beiden gegenüber und drapierte ihre drei Schwänze um sich herum.
„Ähm, schön dich kennen zu lernen“, sagte die Schnecke. „Wo kommen denn hier, in diesem deutschen Wald, auf einmal so viele japanische Wesen her?“
„Ich weiß nicht, wo andere herkommen, aber wie ich herkam geht euch gar nichts an“, sagte Kimora leicht eingeschnappt.
„Ist ja auch egal“, meinte der grüne Drache beschwichtigend. „Wir sind nur neulich einem Oni begegnet. Der verschlingt hier in der Gegend alles, was laufen kann.“
„Wir werden ihn besiegen“, erklärte die Schnecke und lies ihr Schwert in der Luft herum wirbeln. Kimora kicherte und legte sich auf den Waldboden. „Ihr zwei wollt einen Oni bezwingen?“ Sie kicherte wieder.
„Unterschätze unsere Größe nicht, wir werden es dem Oni schon zeigen“, erwiderte die kleine Schnecke, etwas beleidigt.
„Du kannst dich uns gerne anschließen“, sagte der Drache.
„Nein, Danke“, sagte Kimora und räkelte sich auf dem Waldboden. „Ihr gebt ein äußerst seltsames Team ab. Es würde meiner Würde schaden euch zu begleiten.“
„Gut, wir kommen auch gut ohne einen eingebildeten Fuchsgeist klar“, meinte die Schnecke. „Komm wir gehen.“

Am nächsten Tag machten sich die Zauberschnecke und der Drache auf, um den Oni zu besiegen. Die Schnecke ritt auf dem grünen Drachen, der versuchte, beim Flügelschlagen möglichst wenige Geräusche zu machen. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie wohl die besten Chancen hatten, wenn sie sich unbemerkt an den japanischen Dämon heran schlichen. Vorsichtig landete der Drache vor der großen Höhle, in der der Oni hauste. Sie schlichen sich hinein und hörten schon sein Schnaufen. Der Oni saß auf dem Boden. Um ihn herum waren verschiedene Gegenstände verstreut, denen der Oni keine Beachtung bei maß. Es waren zerrissene Zelte, Rucksäcke, Meisenknödel und Dinge, die sich die Schnecke lieber nicht so genau ansehen wollte. Vermutlich, waren das alles Dinge, die die Opfer des Oni dabei hatten. Die Schnecke hielt ihr Schwert bereit. Doch als sich der große, rote Oni zu ihnen drehte, lies sie es vor Schreck fast fallen.
Er hatte sie bemerkt und er stieß ein ohrenbetäubendes Brüllen aus. Seine langen Reißzähne sahen spitzer aus, als es die Schnecke in Erinnerung hatte und seine zwei Hörner sahen größer aus.
Die Schnecke stieß einen Kampfschrei aus und schwang das Schwert in seine Richtung. Der Oni schlug danach, doch er war nicht sehr schnell. Die Klinge streifte seine Hand und hinterließ einen feinen Schnitt. Der Oni stapfte auf sie zu und der kleine Drache versuchte ihn mit Feuer auf Abstand zu halte, während die Zauberschnecke weiter das Schwert schwang. Sie traf den Oni auch einige Male, aber das Schwert hinterließ keine schwerwiegenden Wunden. Vielmehr schien es den Dämon immer wütender zu machen. Er trat nach dem Drachen und lies sich auch nicht davon abschrecken, dass sein Fuß im Feuer etwas ansenkte. Der Drache wurde, mit der Zauberschnecke auf dem Rücken, durch die Luft geschleudert. Sie landeten hart auf dem Steinboden. Die Schnecke hatte ihr Schwert fallen gelassen. Es lag nun hinter dem Dämon und dieser kam wütend auf sie zu. Die Schnecke und der Drache hatten kaum Zeit sich wieder auf zu rappeln, da stand er schon über ihnen.
Er wollte gerade nach ihnen greifen, als etwas fauchend auf ihn zuschoss. Es war Kimora, die dem Oni an den Hals sprang. Durch den unerwarteten Aufprall stürzte der Oni auf den Boden. Der Fuchsgeist schlug seine Zähne tief in seine Haut und er schlug so hart nach ihr, dass sie jaulend durch die Höhle schlitterte. Die Zauberschnecke nutzte die Gelegenheit und ließ das Schwert auf den Oni zu sausen. Sie stieß es genau in die Wunde, die Kimora mit ihren Zähnen gerissen hatte. Der Dämon stöhnte einmal auf, dann sank er leblos zusammen.
Die Schnecke sauste, gefolgt vom Drachen, zu Kimora.
„Geht es dir gut?“, fragte die Zauberschnecke.
Kimora setzte sich auf. „Ja, alles in Ordnung. Nur ein paar Schrammen.“
„Uff, das war knapp“, sagte der Drache. „Du kamst genau im richtigen Augenblick. Danke für die Rettung.“
„Keine Ursache“, sagte der Fuchsgeist. „Ich habe mir doch etwas Sorgen um euch gemacht. Ich konnte es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, euch alleine einem Oni gegenüber treten zu lassen.“
„Wie wär’s, kommst du noch mit auf einen Tee?“, fragte der Drache.
„Ja, gerne. Den kann ich jetzt gebrauchen.“

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