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9xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 13.09.2022. Rubrik: Lustiges


Die Küchenpsychologin

Daniela war in ihrem ganzen Umfeld gefürchtet. Sie hatte das seltsame Hobby, in allen an sie gerichteten E-Mails freudsche Vertipper zu suchen und, wenn sie welche gefunden zu haben glaubte, die bedauernswerten Absender darauf hinzuweisen. Eine Analyse des Fehlers wurde selbstverständlich mitgeliefert.

SatirepatzerSatirepatzerDie meisten ihrer Opfer entsorgten solche Analysen stillschweigend und versuchten danach, den Kontakt mit der unerträglichen Küchenpsychologin auf ein Minimum zu reduzieren.

Nicht so jedoch ihre Cousine Tanja. Ihr gelang es, Daniela mit deren eigenen Waffen zu schlagen, sodass diese ihr entnervendes Verhalten aufgab. Die folgende Mail-Korrespondenz führte zum Erfolg!

DANIELA: Tanja, du hast bei der Schilderung des Strandes das Wort Sand mit ‚m‘ statt mit ‚n‘ geschrieben, also ‚Samd‘. Das erinnert an Samt und zeigt, dass du gern in Samt und Seide gekleidet wärest.

TANJA: Daniela, es mag freudsche Vertipper geben, aber in diesem Fall – zwei Buchstaben, die auf der Tastatur direkt nebeneinander liegen – ist es doch wohl ein gewöhnlicher Tippfehler! Man muss nicht in alles etwas hineingeheimnissen.

DANIELA: Falsch! Jeder Fehlgriff auf der Tastatur hat seine Bedeutung. Außer vielleicht bei Leuten, die gerade erst das Tippen lernen oder die körperlich gehandicapt sind. Du dagegen hättest ohne Weiteres ‚Sand‘ schreiben können, aber dein Unterbewusstsein drängte sich vor, um deinem Wunsch nach „Samt und Seide“, den du nie aussprechen würdest, Ausdruck zu verleihen. Eine typische Freud’sche Fehlleistung.

TANJA: So, meine liebe Cousine, jetzt drehe ich den Spieß mal um. Mir fällt auf, dass du die alte Schreibweise ‚Freud’sche‘ benutzt, nicht die neue und vom Duden empfohlene Schreibweise ‚freudsche‘. Wenn du jetzt sagst, die alte sei besser zu lesen und außerdem vom Duden als Alternative noch erlaubt, ignorierst du die Botschaft deines Unterbewusstseins. Laut diesem verehrst du Sigmund Freud so sehr, dass du ihm nicht nur einen Großbuchstaben verleihst, sondern auch einen Apostroph, um seinen Namen von der Allerweltsendung ‚-sche‘ abzugrenzen…

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