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geschrieben 2022 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 19.09.2022. Rubrik: Fantastisches


Verlorene Zeit, Ein Tag der Freude

Das Mädchen öffnete die Augen.
Sie lag in ihrem Bett. Als sie sich aufsetzte, glitt ihr Blick zu dem Nachttisch hinüber.
Sie streckte ihren Arm aus und seufzte leise.
Dann hielt sie inne.
Für einen Moment verweilte sie so, dann schüttelte sie mit dem Kopf und ließ ihre Hand fallen.
Sie stand auf und öffnete den Kleiderschrank. Sie zog das Nachthemd aus und sah auf ihre Hand hinab, ihren Arm entlang. Unzählige Narben zeichneten ihre Haut. Sie kleidete sich an, zog den Ärmel nach unten, und verließ ihr Zimmer.
Das Mädchen setzte einen Fuß vor den anderen.
Sie ging an den Bediensteten vorbei und erreichte den Speisesaal.
Das Mädchen setzte sich an den Tisch und aß ihr Frühstück.
Als sie fertig war, sah sie auf und ihre Augen weiteten sich.
Sie stand auf und trat vor das Gemälde an der Wand. Darauf sah sie eine Frau mit einem Lächeln auf dem schönen Gesicht; Ihre Mutter.
Das Mädchen neigte den Kopf und drückte mit den Daumen ihre Mundwinkel nach oben. Für einen Moment ahmte sie das Bild nach, dann sanken ihre Mundwinkel und sie ging hinaus.
Die Sommersonne stand hoch am Himmel, Blumen blühten im Garten und stießen ihren Duft in die Luft. Ihre Füße berührten das Gras. Vögel zwitscherten.
Eine hohe Mauer umgab das Anwesen.
Das Mädchen erreichte einen kleinen Teich und ließ sich daneben ins Gras fallen. Sie lehnte sich vor und blickte ins Wasser.
Da war niemand.
Ihr Spiegelbild war verschwommen.
Sie sah daran vorbei und beobachtete die Fische, wie sie unbesorgt spielten und lebten, und sie beugte sich vor, berührte die Wasseroberfläche.
Das Mädchen rutschte ab.
Sie fiel ins Wasser und die Fische stoben davon.
Einige der Diener kamen angelaufen und zogen sie aus dem Wasser.
Man brachte sie hinein, zog ihr frische Kleidung an und tadelte sie, und dann ging das Mädchen, allein, und folgte dem Flur entlang.
Sie blieb vor einer Tür stehen, dem Arbeitszimmer ihres Vaters. Sie ging hinein.
Der Geruch von altem Papier lag in der Luft.
Das Mädchen drehte hinter sich den Schlüssel im Schloss und trat hinter den Schreibtisch.
Sie fasst sich ein Herz und zog die oberste Schublade heraus, schob das Papier beiseite, und da war sie. Eine Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
Das Mädchen griff danach und öffnete sie mit zitternden Fingern. Für einen Moment hielt sie inne, stellte die Flasche auf dem Schreibtisch ab und trat zur Tür. Dann blieb sie stehen und stieß einen Fluch aus, ehe sie zurückkehrte, die Flasche schnappte und sich an den Schreibtisch setzte.
Das Mädchen brachte die Flasche an ihre Lippen und trank. Die Flüssigkeit brannte in ihrer Kehle, aber sie trank. Und dann war die Flasche leer.
Durch das Fenster hinter sich konnte sie sehen, wie sich der Himmel orange färbte. Es war ein schöner Anblick, doch sie schenkte ihm keine Beachtung. Selbst das schönste Bild der Welt verliert irgendwann seine Bedeutung.
Das Mädchen wischte sich den Mund ab.
Sie sah auf die Uhr an der Wand, schloss ihre Augen und legte ihren Kopf auf die Tischplatte. Leise zählte sie die Sekunden.
… 5
    4
    3
    2
    1 …

Die Erde bebte auf. In der Ferne erklangen Schreie. Glas zersprang und Steine knirschten, und … auf einmal war es still.
Das Mädchen öffnete die Augen.
Sie lag in ihrem Bett. Als sie sich aufsetzte, glitt ihr Blick zu dem Nachttisch hinüber.
Sie streckte ihre Hand aus und seufzte leise.
Dann öffnete sie den Nachttisch und nahm das Messer. Das Mädchen krempelte den Ärmel ihres Nachthemdes nach oben, betrachtete ein weiteres Mal ihre Narben. Sie hob das Messer an, biss die Zähne zusammen, und warf es auf den Nachttisch zurück.
Sie ließ sich in ihr Kissen zurückfallen und schloss seufzend die Augen.

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