Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
7xhab ich gern gelesen
geschrieben von Gari Helwer.
Veröffentlicht: 21.09.2022. Rubrik: Unsortiert


Des Menschen Wille ist sein Schicksal...

Einst saß der Mensch in einer Höhle warm,
ein Feuer knistert und macht Licht.
Er hält ein Kind in seinem Arm,
auch hungern muss er nicht.
Er hüllt das Kind ins Bärenfell
und macht sich keine Sorgen.
Er trinkt das Wasser aus der Quell,
das frisch geschöpft er hat am Morgen.

Doch eines Tages, er kann gar nicht sagen wann,
da denkt er, ach, nur immer Mammut auf dem Grill,
dass langweilt doch den Jägersmann,
der auch mal andres essen will!
So nimmt er Felle, Frau und Kinder
und geht mit Schleuder, Speer und Keule!
Aus Mammuts werden bald schon Rinder,
aus Häuten wird ein Zelt in kurzer Weile.

Schon bald, da hat er Pferd und Wagen,
so lässt's sich viel bequemer reisen,
das Zelt muss er nicht selber tragen
und auch den Speer nicht, der aus Eisen!
Der hilft beim Jagen ungemein.
Die Frau, die Kinder sammeln Beeren
und Früchte für den Winter ein -
ja, backen Brot aus ein paar Ähren!

Nicht genug sind die paar Ähren,
nun legt er große Felder an.
Als Landmann will er sich bewähren
und rodet flugs den ganzen Tann!
Die Kinder hüten Gänse nun und Ziegen,
die Frau legt einen Hühnerauslauf an,
dann hält sie auch noch ein paar Schweine,
damit sie Schnitzel braten kann!

- Hah! Was will denn dieser Fremde hier?
Der hat sich wohl verlaufen!
Das ALLES hier gehört doch mir,
werd' sicher nichts davon verkaufen!
Schon nimmt er dem die Pferde weg
und auch noch schnell den Wagen,
er jagt ihn fort von diesem Fleck,
soll er woanders sich beklagen!

So kommt nun Neid auf in der Menschen Welt,
ach, hat der Andre etwa mehr?
Was Größeres? Was Besseres? Etwas, das auch mir gefällt?
- Bald gibt es Pulver und Gewehr!
Nein, das hier kriegst du sicher nicht,
ich werd's verteidigen, bei meiner Ehr!
Gäb' ich es her, verlör' ich mein Gesicht,
nur zu, versuch es doch mit Gegenwehr...

Bald ist nun alles nur beherrscht von Gier!
Dies Land, die Frau, auch diese Tiere,
der Wald, der See gehört nicht DIR!
Schon stehe ich bewaffnet vor der Türe!
ICH und die Meinen, wir essen all die Fische,
die Äpfel, Birnen, auch die Rüben
und wenn du klagst, du säß'st vor leerem Tische
verjag ich dich mit ein paar Hieben!

Doch immer größer wird der Menschen Zahl
und keine Rücksicht gibt's für die Natur.
So fehlen viele Tiere - mit einem Mal!
Und wo sind all die Wälder, die Felder nur?
Wer hat uns denn das Wasser genommen?
Warum geht kein Schaf mehr hin zur Schur?
Wir sollten auf jeden Fall noch bessere Waffen bekommen!
(Doch fünf vor zwölf zeigt schon die Uhr!)

Die Waffen werden größer, recht gefährlich,
noch immer wächst die Gier nach Hab und Gut.
Ja, wenn du's mir nicht gibst - ganz ehrlich -
so wirst du bald schon spüren meine Wut!
- Nun bricht wohl Krankheit aus, auch Seuchen,
die Menschen kämpfen um den letzten See,
die Kranken, Durst'gen hört man keuchen.

Dann steigen böse graue Wolken in die Höh'!


Nun sitzt ein Mensch in einer Höhle, er hungert und er frieret sehr!
Feuerholz? Das gibt's nicht mehr...

counter7xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Christelle am 22.09.2022:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Gari, dein Gedicht ist eine Reise durch Jahrtausende der Menschheitsgeschichte. Allerdings bezweifel ich, dass das Leben der Urmenschen so idyllisch war, wie du es in der ersten Strophe beschreibst. Sicherlich wurde es besonders schwierig für die Menschen, als Landbesitz durch Zäune markiert wurde und andere Anspruch darauf erhoben. Dieser Konflikt wurde bereits in vielen Western thematisiert, Der Titel deines Gedichts suggeriert, dass das Schicksal der Menschen ausschließlich von ihnen selbst abhängig ist, auch das glaube ich nicht. Aber ich bewundere die Ideen, die du in deiner Zeitreise verarbeitet hast. Diese Gedankengänge zu Papier zu bringen, dazu noch in Gedichtform, war bestimmt eine Herausforderung. Liebe Grüße




geschrieben von Gari Helwer am 22.09.2022:

Liebe Christelle! Danke für Deinen Kommentar! Ich finde Deine "Rückmeldung" sehr interessant und wichtig für mich! Offensichtlich ist es mir NICHT gelungen, das auszudrücken, was ich im Sinn hatte! :-( Mir ging es nicht um eine korrekte Schilderung des Menschenlebens durch die Zeiten, sondern ich wollte aufzeigen, dass der Mensch NIE zufrieden ist, mit dem, was er hat - und dadurch am Ende die Erde und seinen eigenen Lebensraum zerstören wird! Im Hinterkopf hatte ich das Märchen "Der Fischer und seine Frau"! Ilsebill saß am Ende wieder in ihrer armseligen Hütte. Ich wollte noch eins drauf geben: Mein Mensch sitzt am Ende keineswegs mehr so komfortabel in seiner Höhle, wie zu Beginn! Ich fand das Thema gerade im Blick darauf, was auf der Erde gerade so los ist, ganz aktuell... Danke, dass Du es trotzdem gerne gelesen hast (Gilt auch den Anderen!) Liebe Grüße von mir!!!




geschrieben von Christelle am 22.09.2022:
Kommentar gern gelesen.
Gari, ich habe das Gedicht jetzt noch einmal unter den von dir geschilderten Gesichtspunkten gelesen. Das Thema „Menschen sind nie zufrieden mit dem, was sie haben” konnte ich durch deinen Hinweis sehr gut nachvollziehen. 😯




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 29.01.2023:
Kommentar gern gelesen.
Mir gefällt das sehr gut. Und es muss ja auch nicht unbedingt die Realität widerspiegeln. Ich habe einige Zeit im Ausland gelebt und dabei auch indigenen Bevölkerung kennengelernt. Es sind immer einzelne Menschen die Vorreiter für Umbrüche sind. Abenteurer, Entdecker und auch Unzufriedene. Insgesamt ist der Mensch eher zufrieden, getreu dem Motto, was ich nicht kenne, begehre ich auch nicht. Ich habe den Streifzug durch die menschliche Geschichte gern gelesen.

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Ich würde so gerne mal wieder etwas schreiben!
Morgen wird alles ganz anders sein - oder: Das Teppichmesser...
Hilfe in der Not - Teil 4
Hilfe in der Not - Teil 3
Hilfe in der Not - Teil 2