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geschrieben 2023 von Mercury.
Veröffentlicht: 07.06.2023. Rubrik: Unsortiert


Wie viele Beine braucht ein Vogel?

Die letzten Meter nach und die ersten Meter in Candlekeep
Ein DnD-Session-Reisebericht von Mercury (Felsgnom-Barde)

Die Ruine, in der wir auf dem Weg von Baldur's Gate nach Candlekeep Lager aufgeschlagen hatten, wurde leider von eben jedem vermaledeiten Drecksack überfallen, der sie uns empfohlen hatten. Offenbar gibt es in ganz Faerûn keine ehrlichen Seelen mehr. Hier wird man mittlerweile sogar von Leuten überfallen, die mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens der später Überfallenen gestiftet bekommen haben. Doch sie haben uns unterschätzt. Jetzt haben wir alles mitgenommen, was sie hatten. Da führt das hin mit der Hintergeherei.
Der Weg nach Candlekeep war gespickt von Bettlern, so viel Armut, so viel Elend. Die erhöhte Vorsicht hat nicht das Mitleid mit diesen traurigen Kreaturen gesenkt. Ohne große Zuversicht gen ruhigen Schlafplatz zog ich nun an Scharen von Bettlern vorbei.
Des Abends trafen wir eine Dreiergruppe Greise. Sie stellten sich als Conan, Rincewind und „der Alte“ vor. Letzterer war recht schweigsam und überließ das Reden den beiden Anderen, die wohl einmal große Abenteurer waren, jetzt aber vom Leben und Alter gezeichnet allmählich in die Demenz rutschten. Die wiederkehrende Geschichte des greisen Abenteurers inspirierte mich, ein wenig in mein Horn zu blasen, wie zu einer wiederkehrenden Akkordfolge. Nach einer Weile verlangte der Alte nach meinem Horn. Ich dachte, er würde es vielleicht auch einmal probieren wollen. Eventuell waren die Drei ja ein Gespann aus Barbar, Zauberer und Barde. Wider meiner Erwartung malte er Runen darauf, was ganz hübsch aussah. Als er mir das Horn zurückgegeben hatte und ich darauf spielen wollte, bekam ich eine Woge magischer Energie in die Kauleiste. Offenbar hatten die Runen auch magische Energie, nicht nur ästhetische (ohne Bardenhochmut wage ich zu behaupten, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es sich bei „dem Alten“ um den großen Elminster Aumar handelte – selbiger war in der Region und traf auch in Candlekeep einen Seher, der hier auch später auftauchen wird). An das Horn musste ich mich erst einmal gewöhnen und ich trötete leise vor mich hin, bis es sich richtig anfühlte – fast als würde nicht nur ich das Horn spielen, sondern das Horn auch mich.
Wir nächtigten dort und legten die letzten Meter der Reise nach Candlekeep hinter uns. Die vom Menschenjungen mitgeschleppten Felle brachte selbiger zum Buchmacher und nach kurzer Kommunikation mit einem Verwaltungsmitarbeiter wurden wir zum Obersten Seher Senior Salamander gebracht, dem wir unser Anliegen nahelegten, das wir aus Baldur's Gate brachten: Magiewirkende – möglichst viele. Zu Beginn wenig begeistert von der Idee, zeigte er sich doch deutlich interessierter, als ich einen Namen in den Raum warf: Dracul, der Seneschall des Kalemvor. Seinen Seneschall schien Seher Senior Salamander nicht zu kennen, dafür aber seinen Herrn: Kalemvor – Herr der Toten und Richter der Verdammten. Kein Genosse für einen Würfelabend jeden zweiten Zehntag im Monat.
Senior Salamander schickt uns in die untere Bibliothek, um dort nach einem Menschen namens Heinrich zu suchen, der Bücherwürmer jagen wollte. Wir fanden weder Heinrich noch Würmer in der unteren Bibliothek, gerieten aber mit den Bücherwurmabwehrteppichen aneinander. Unter einem verbarg sich eine Falltür, die in dem Raum, der nur die Eingangstür besaß, für einen zweiten Weg aus dem Gewölbe sorgte, auch wenn unter der Falltür erst einmal ein Loch war. Wir knoteten Seile aneinander und seilten uns ab. Dies ging so lange gut, bis der Menschenjunge mit seiner ewig tollpatschigen Art auf Baiuwar und mich fiel. Sunraise, der unbedarfteste grimmige Kämpfer, der mir je untergekommen ist, der, wenn er sich beinand hat, so fähig sein kann.
Wir folgten einem Gang, der aus dem Höhenraum führte, in dem wir uns befanden. Scheinbar hatten wir einen Mechanismus ausgelöst, denn die Wand kam schnell näher und so verlor ich den Halt und fiel in ein recht reißendes Gewässer. Nachdem ich gegen zwei oder drei Felsen gedotzt war, gingen bei mir die Lichter aus.
Was in der Zwischenzeit geschah, kann ich nur aus Erzählungen wiedergeben, weil ich ja wie angesprochen fortgeschwemmt wurde. Vermeintlich, so erzählten es mir meine Mitstreitende zumindest, fanden sie mich nackt und unfähig zu sprechen in diesem Gang. Dieser hat sie wohl einen Weg entlanggeführt und sich als eine Art Monster entlarvt, das von einer Spektralklaue gerichtet wurde. Würde ich diese Geschichte in einer Taverne hören, hätte ich kein Wort geglaubt. Und doch habe ich Grund zur Annahme, dass sich Jonathan, Sunraise und Baiuwar die Geschichte nicht komplett ausgedacht haben. Als ich nämlich erwachte, hätte ich fast wieder meiner Sinne verloren, als ich über mir kreisend einen Spektraldrachen sah. Drachen sind selten gute Nachrichten, hierbei jedoch war er uns nicht direkt feindlich gesinnt, so wie man es aus den Liedern kennt, auch sah er ganz anders aus als alle Beschreibungen, die ich je gehört hatte. Wohl hatte er mich errettet.
Es handelte sich um den Drachen Miirym. Als unsere Gruppe wieder vereint war, fing der Drache an, uns Rätsel zu stellen. Dies, so dachte ich mir, war die besser Alternative zur Spektralklaue. Das dritte Rätsel war ein klassisches Sphinx-Rätsel, so dachten wir zumindest. Was hat jung vier Beine, erwachsen zwei Beine und im Alter drei Beine? Es war die Kaiser-Krähe, die keiner der anwesenden Personen kannte, bis zu diesem Zeitpunkt. Unsere sich als falsch herausstellende Vermutung des Humanoiden veranlasste Miirym nämlich, eine Kaiser-Krähe erscheinen zu lassen, die uns attackierte. Am Ende des Tages sind Drachen wohl doch schlechte Nachrichten. Es war ein blutiger Kampf und die Hälfte unserer Gruppe verlor das Bewusstsein, bevor die riesige dreibeinige Krähe gerichtet werden konnte und sich so schnell auflöste, wie sie erschienen war.
Nach dem Kampf betrat ein Mensch die Szene und stellte sich als Heinrich vor. Da war er also, unser verschollener Bücherwurmjäger. Er bezeichnete Miirym als Meister und meinte, er will hier unter bei ihm in den Katakomben bleiben – mei, wenn er meint. Er meinte aber noch etwas und dies ließ mich aufhorchen. Er gab uns die Erlaubnis, die Sucher im praktischen Jahr, inklusive derer im Ausland, für unsere Sache in Angelegenheiten Dracul in Anspruch zu nehmen. Das waren dann doch wieder gute Nachrichten.
Miirym erklärte uns einen Weg aus den Katakomben zurück in die oberen Bereiche Candlekeeps und warnte uns zum Abschied vor einem Schwert in einem Raum auf dem Weg. Der Aufweg stellte sich tatsächlich als deutlich angenehmer heraus als der Abweg und wir befanden uns geschwind im Raum mit dem in einem Felsen steckendes Schwert. Wenn ein Drache vor einem Artefakt warnt, statt es sich unter den Finger zu reißen, reicht mir als Argument, einen großen Bogen um selbige Artefakte zu machen. Doch nicht jeder meiner Mitreisenden kann auf ein Jahrhundert der Erfahrungen zurückblicken und so tat der Menschenjunge das Unvermeidbare und versuchte, das Schwert aus dem Stein zu ziehen. Nun, er war zwar in der Lage das Schwert in die Hand zu nehmen und auch aus dem Fels zu ziehen, aber er wird wohl in näherer Zukunft nichts anderes mehr in diese Hand nehmen, da die Waffe sich an seine Hand geklebt hatte. Es ist ein Leid mit diesen Menschen.

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