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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 16.01.2019. Rubrik: Unsortiert


GANS DU HAST DEN FUCHS GESTOHLEN

GANS DU HAST DEN FUCHS GESTOHLEN

Eine schlaue Gans die ihr ganzes Leben gegen das Vorurteil ‚dumme Gans‘ ankämpfte, beschloss an einem nebligen Dezembertag eine Gänsbook-Gruppe wider das Dummeganssyndrom zu gründen. Bekam sogleich hunderte von Likes vornehmlich von Gänserichen die sich dabei Hoffnungen auf ein Abenteuer, das in deren Fantasie erst am Morgen zu enden habe, ausmalten. Doch die mutige Gans war nicht bereit dem erstbesten dahergelaufenen Gänsemann eine Chance zu geben, nein, sie beschloss im Dienste der Dummeganssyndrombekämpfung Mutproben einzubauen um herauszufinden wer ihrer würdig sei. Sie zog sich für drei volle Tage und Nächte in ein einsames Erdloch zurück, das sonst Hühner, ja, da stimmte der Ausdruck ‚dummes Huhn‘ in vollem Umfang, ihre Mauser abzuhalten pflegten. Um zum richtigen und entscheidenden Schluss zu kommen, fastete die Gans, die sich selbst als schlaue Gans bezeichnete, in diesem für sie so wichtigen Zeitabschnitt. Kein Körnchen, auch nicht die von den Hühnern, den dummen Hühnern, wie die schlaue Gans sich sagte, vergessenen, in dem Erdloch liegenden, berührten ihr sonst so schnattrig gieriger Schnabel nicht, selbst das Regenwasser das sich im Erdloch zu sammeln pflegte verschmähte sie. Und da, am dritten Tag gegen Mittag kam die Erhellung über die Gans. Gab es nicht ein Lied das den Fuchs ins Zentrum rückte, der Erzfeind aller Gänse, in dem dieser aufgefordert wurde die gestohlene Gans wieder herzugeben? Weshalb, dachte unsere Protagonistin, weshalb nicht das Ganze umdrehen, den Umkehrschluss ziehen, der schon so manches unlösbare Problem im Nu zu einer befriedigenden Lösung brachte. Also musste das Axiom der Prüfung ganz einfach ‚GANS DU HAST DEN FUCHS GESTOHLEN, GIB IHN WIEDER HER!‘, lauten. Derjenige der ihr dabei helfen würde sei dann als Mut-Held und praktizierender schlauer Gänserich ihres Charakteradels würdig.

So verbreitete sie die Botschaft durch lautes Schnattern, schritt hoch erhobenen Hauptes aus dem Erdloch, trank und aß sich satt und wartete auf eine Lawine von Interessenten. Doch der Mut schien gleich nach der Verkündung sich selbst ins Erdloch begeben, sich dort versteckt zu haben. Kein einziger Gänserich zeigte sich, doch unsere schlaue Gans verzagte nicht, nahm das Schicksal in ihre beiden Flügel die ihr erlaubten in einsame Höhen aufzusteigen, irdene Schwere abzulegen. Bald hatte unsere mutige Gans den Standort des Rotfuchs ausgemacht, stach vom Himmel im Sturzflug hinab. Reinecken erschrak so heftig, dass er in eine kurze Ohnmacht fiel die unsere Heldin dazu nutzte ihn mit Lianen-Stricken zu fesseln, ihm eine Leine um den Hals zu legen, um danach mit ihm stolzen Ganges in die Gänsekolonie zu schreiten. Als die Gänse das bemerkten ging ein Aufschrei durch deren Reihen. GIBIHNWIEDERHER, GIBIHNWIEDERHER schnatterte aufgeregt die Federviehherde, durchschnitt die Leinen und ruck zuck suchte der Fuchs das Weite, nicht ohne eine junge Gans zu seinem Mittagstisch zu entführen.

Die schlaue Gans aber wurde festgenommen und vor das Gänseschöffengericht gezerrt. Die Anklage lautete kurz und bündig: Entzug des Feindbilds der Gänseschaft, ein Verbrechen das zum Zerfall der Zusammengehörigkeit des Gänsevolkes hätte führen können und somit hart zu bestrafen sei. Doch die Schöffen waren gnädig, würdigten die gute Absicht die sich, so war die Mehrheit der Gänserichter überzeugt, hinter der abscheulichen Tat verbarg. So beschloss das Gänsegericht eine ‚humane‘ Strafe:
Die schlaue Gans wurde zur Schlachtung freigegeben. Und wenn sie nicht gestorben ist, schmort sie immer noch im Kochtopf der Menschen um diese auf humane Weise zu erfreuen.

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