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geschrieben von Endzeit Rockers.
Veröffentlicht: 07.04.2024. Rubrik: Grusel und Horror


Der Müllcontainer

Als Michael zu diesem späten Sommer Abend, zu seinem Fenster in die Welt hinaus blickte, kam das dieser Tage nicht gerade selten vor. Sein Hauptaugenmerk viel nämlich stets auf einen argwöhnischen alten Müllcontainer. Denen man ihm plötzlich vor nicht all zu langer Zeit, direkt vors Haus abstellte. Ob das so seine Richtigkeit hatte, schließlich besaßen wir ja unsere eigenen und mussten dafür auch regelmäßig zahlen. Dieser hier, stand nun direkt unter seinem Fenster, unter dem Dachgeschoss des Hauses seiner Eltern. Ausgerechnet da, wo sein eigenes kleines Reich, sein Kinderzimmer lag. Und dieses Ding da unten stank. Unermüdlich drang der Geruch durch sein Fenster.
Sein Vater meinte nur wieder, er solle sich nicht so anstellen, bald würde der Container abgeholt, dann wäre alles überstanden. Sicherlich haben die Nachbarn,- immer waren es die Nachbarn -, irgendwas abscheuliches da hineingeworfen und nun stinkt es eben. Bis dahin solle er die Nase rümpfen und es einfach weg stecken.
Aber das war eben nicht das Einzige.
Geräusche, wirklich seltsame Geräusche waren zu vernehmen. Ebenso bewegte sich etwas darin, brachte diesen großen Plastikbottich auf Rollen, sogar zum beben.
Seid Wochen vernahm man schon dieses verhallten, seid Wochen schon, was heißt, dieser Kübel da unten, wurde eben nicht abgeholt, oder geleert, so wie es sein Vater heraus posaunte, um nicht weiter damit belästigt zu werden. Das dieser Riesen Mülleimer das gesamte Zimmer voll stank und eben genau, irgendwas darin gewesen sein musste. Das diesen Gestank erst fabrizierte.
Das Interessierte natürlich keinen.
Aber soweit, wollte Michael keinesfalls mit seiner Offenbarung, an seinen Vater, erst recht nicht seiner Mutter, gehen. Es blieb also beim Gestank. Der Inhalt, blieb ein rein Philosophisches Schreckgespenst, über das sich sein Elternhaus nicht mal im Ansatz, jemals den Kopf zerbrechen würden.
Und nun das wieder.
Geräusche und wüstes rumpeln. Immer wieder musste er sich die Frage stellen, ob er vielleicht verrückt geworden war. So musste es doch noch wem anderes aufgefallen sein.

Heute regnete es. Wieder mal.
Einer dieser Frühherbstlichen Regenschauer bei später Stunde. So hatte sich Michael, etwas ganz besonderes vorgenommen. Oft und lange genug, viele Tage wahren bereits vergangen, wo sein Augenmerk und seine volle Aufmerksamkeit darauf ruhten und seine Gedanken ihn in alle möglichen fantastischen Auswüchse wanderten ließen, was sich in dem Teil da befinden konnte. Heute würde er einen Blick hinein werfen wollen, nein, sogar müssen.
Sonnst würde das nie aufhören.
Vor etwa zwei Tagen, sprach er den Müllmann Hansen an. Ein großer korpulenter Mann, mit garstiger Stimme und einen argwöhnischen und etwas boshaft, herablassenden Humor.
Er meinte, diese Tonne sei eine Art Friedhof für Tiere. Die ihren Zweck nicht erfüllt hatten.
Ihren Zweck nicht erfüllt hatten?
Oder einfach zu blöde wahren, auf sich selbst aufzupassen.
,,Blöde unnütze Viecher.,, meinte er. ,,Manchmal sammeln wir sie auf, werfen sie dann da rein.,, Und warum wird diese Tonne nicht gelehrt?,, Entgegnete ich.
Da grinste er nur höhnisch und sagte. ,,Das wirst du schon noch sehen.,, Und das er jetzt wieder an die Arbeit müsse und ich kleiner Pisspickelspasti mir nicht in die Hosen machen solle.
,,Zum scheißen seien schließlich die Toiletten da.,,

Keine Ahnung, was Michael sich von diesem Abend erhoffte.
Oder was es bedarf.
All diese Filme, die er kannte, wo Jene Heldenhafte Figuren, immer für ihre Abenteuer, reichlich Kram beisammen hatten, um im rechten Augenblick gewappnet zu sein. So hatte das natürlich nichts, mit seiner tatsächlichen Wirklichkeit gemein. In seinen Händen hielt Michael, nur seine alte Taschenlampe, die ihm vor allem zu jenen Tagen, als ihn noch schreckliche Nachtängste plagten, die Dunkelheit vertrieb. Das Schwert der Dunkelheit. So wie er es nannte.
Zum Glück hatte sich das gelegt.
Seine Schuhe streifte er über die Socken, dessen Farben heute nicht miteinander harmonierten.
In seinem kleinen Rucksack, stopfte er vorne ein paar viel zu große, gelbe Spül Gummihandschuhe hinein. Wenn es eklig wurde, würde er sich nicht die Hände einsauen müssen.
Ein rotes Halstuch um seinen Hals gewickelt. Wer weiß schon welch abartiger Gestank ihm entgegentritt, wenn er erst den Deckel offen legen würde.
Ein Klappmesser.
Kann man immer gebrauchen.
Sein Vater gab es ihm, obwohl seine Mutter nicht besonders erfreut darüber war. Aber ein Mann, sollte stets wehrfähig sein. Zumal ein gutes Messer, auch immer ein gutes Werkzeug darstelle. Mann weiß ja nie. Er stopfte es in seine Hosentasche, im hinteren Teil seiner Hose. Seine Jacke zog Michael bis oben hin zu. Und öffnete die Innenseite seiner Tür.
Die widerstandslos, mit einem leichten Quietschen, seiner Einvernehmlichkeit, bekannt gab, das es wohl an der Zeit war, sich dem Unheil zu stellen.

Heute Abend, war der passende Tag. Seine Eltern wahren ausgegangen, sein kleiner Bruder auf Landheimfahrt. Sturmfreie Bude. Die Vorderseite des Hauses, führte auf eine kleine Straße, die wiederum zur hier ansässigen Hauptstraße führte und diese alle anderen, fein säuberlich miteinander verbannt. Zum trotze dieser Erkenntnis, wandte er sich nach Verschluss der Haustür, die mit einem klick in den Rahmen viel,- die Schlüssel erledigten wie gewohnt und in frühen Jahren ihm beigebracht -, den Rest.
Der Rasen war frisch gemäht, aber völlig matschig. Durch den vielen Regen, schon eine Weile durchnässt. In letzter Zeit wurde es wieder früher dunkel, es regnete jetzt wieder öfters.
Der Boden bekam teils mehr, als er vertrug.
Ein Säufer, der zu oft und lange genug, über die Jahre an der Flasche hing, vertrug irgendwann, nicht wie anzunehmen wirklich mehr, als man nach all der Gewöhnung dem Alk gegenüber vermuten sollte. Sondern wurde um so schneller betrunken.
Da der Alkohol nicht mehr vom Körper abgebaut werden konnte. Diese Leute, wahren sozusagen Dauer besoffen.
Schon nach dem kleinsten Schluck, ging der Pegel auf ein Maß des Übermaßes.
Es gab Kreise in seiner Familie, nicht direkt in der hier anwesenden, aber eben im inneren Kreise, da konnte er dieses Schicksal über ein paar Jahre hinweg, hin und wieder beobachten.
Seine Schuhe trotzen der Witterung.
Ein Fuß nach dem anderen, schritt er um das Anwesen des Hauses, vorbei an der Garage, seinem Fahrrad, das er unlängst rein holen wollte. Es stand immer noch da, wo er es vor circa einer Woche abstellte, weil er es wirklich eilig hatte.
Das Anwesen selbst, war gepflegt, aber wie vieles andere, was ihm umgab, auch um so älter.
Der Schulterhohe Zaun, der ihn noch von seinem Vorhaben trennte, war etwas eingerostet und beim öffnen, schließen des Tors, kam stets ein gewohntes, lautes Quietschen ihm entgegen.
Das dem seiner Kinderzimmertür, konnte es bei weitem nicht mit diesem quietschenden Tor mithalten.
Wie von Geisterhand geführt, knallte das Tor hinterrücks wieder in die passende Vorrichtung, trennte ihn ab, von etwas, das er als Heimisch anerkannte.
Nun stand er da. Sein Blick, zu seiner rechten, erhaschte Michael dieses Ungetüm im direkten Augenblick.
Von hier aus, sah die Tonne größer aus, viel größer als gewöhnlich. Womöglich war sie das auch.
Es könnte eine spezielle Tonne sein, um großes darin verschwinden zu lassen. Manchmal liegt der bloße Zauber darin, die Dinge groß erscheinen zu lassen.

Auf dem Beton stehend, führte auch hier, eine etwas argwöhnische,- als Kleinkind fand er -, sogar unheimliche, Straße entlang. Der Ausblick vom Fenster aus, war nicht das, was man als Kind sich ausgesucht hätte, hätte man die Wahl dazu gehabt.
Hier waren ein paar triste Garagen angelegt, dessen Autos darin parkten, oder davor gestellt darauf warteten, überdacht zu werden. Am Rande dieser Gegend wohnend, führte der Abschnitt hier, direkt in den Wald hinein und etliche verkrüppelte Bäume, Sträucher, Wildwuchs, wucherten und keiner kümmerte sich wirklich darum. Warum auch.
Der alte Mr. Ron, hauste hier.
Er besaß eine Bar, irgendwo in der Innenstadt. Eine alte Spelunke, nannte diese, wenn er sich recht entsann,- Rons Taverne. Vor der mein Vater mich stets eindringlich warnte.
,,Geh bloß nie einen Schritt, jemals da hinein. Hörst du!? Da ist nur der übelste Abschaum zu gegen. Den man sonnst irgendwo antreffen konnte.,,
Ron mochte es gern, mit dem Namen Ronsen angesprochen zu werden. Sein Garten verlief nach hinten raus und passte zu dem Hinterhof der sich hier ausweitete und in aller Inbrunst offenbarte, als würde ihm die ganze Welt gehören.
Oft war er wohl nicht zu Hause, oder zumindest bekam man es nicht mit. Musste er doch meist erst Abends, zur Arbeit, um seinen Dienst zu verrichten. So schlief er wohl Tagsüber.
Typisch Barmann eben. Was will man auch mitten am Tag, in einer Spelunke.
Da saufen nicht mal die Säufer.
Manchmal ging es bei ihm im Garten, direkt hier, stattdessen ziemlich heiß her.
Da kamen Leute, denen man sonnst nicht begegnen wollte. Das stimmte schon.
Sein Hinterhof glich dem einer einzigen wüsten Landschaft und einer Mischung aus Schrottplatz, Lagerhalle für alles was man in hundert leben brauchen konnte. Wo man alle möglichen Utensilien, die vor sich hin verrotten, finden konnte, wenn einem der Sinn danach stand.
Manchmal sah Michael, Mr.- Ronsen, in aller Friedlichkeit draußen im Garten sitzen und auf einer ausgemerzten, schweren Schreibmaschine tippen.
In den Stunden konnte man sich sogar an ihn heran wagen und fragen was er denn da immer schreiben würde.
An seinem Fusel,- selbst gebrannt -, nippend, an seinen Kippen,- selbst angepflanzt und getrocknet -, saugend, gab er liebend gern Antwort, auf alle Fragen die man ihm stellen konnte. Ronsen war gar nicht so übel.
Gut gelaunt, meinte er dann immer, das sei sein persönliches Meisterwerk.
Die heilige Bibel, ach scheiß auf die Bibel, denn diese sei ein Scheiß dagegen.
Seine berauschenden Worte, flüsterte er heißer daher. ,,Darin würdest du wahre Antworten auf die Fragen des Lebens und des Überlebens finden. Sowohl, als auch. Sobald es als Buchdruck heraus käme, würdest DU, das erste Exemplar, zum Sonderpreis bekommen.,,
Als ich fragte, was denn genau drin stand. Meinte er dazu. ,,Na, alles Mögliche.,, Und grinste dabei, während Ron über seine Brillengläser lugte, die er zum schreiben brauchte, dabei gefällig den Kopf auf und ab wippte.

Aus diesen sonnigen Zeitgedanken gerissen, stand Michael vor seiner Gegenwärtigen Realität, voller Hinterhof Mauern, die in sich zusammen vielen, Brettern dessen Farbe abblätterte, reichlich Laub das im Regen und Wind sein ganz eigenes Spiel spielte und der uns immer umgebende, allgegenwärtige Müll, den die Leute in immer schlechter werdenden Zeiten, immer achtloser liegen ließen.
Dabei wahren doch genau dafür, diese Tonnen da.
Doch diese hier, schien niemand wirklich nutzen zu wollen. Geschweige denn ausleeren zu wollen. Während alle anderen, drumherum, teils zum Glück, auch viel weiter weg davon entfernt standen und zum Großteil auch schon überquollen. Vielleicht blieb den Leuten da gar nichts anderes übrig, als ihren Müll überall anders hin zu werfen. Der Gestank war hier jedenfalls besonders.
Das rumoren im großen Container stetig.
Dem Klischee wieder willens, nahm der Regen zu, eine gewisse Kühle und frischer Sommerwind kamen auf. Ausgerechnet so, das der Regen ihm direkt das Gesicht rein wusch.
Sein begleitender Rucksack viel zu Boden. In der Hocke nahm er seine mitgebrachten Handschuhe heraus, stülpte diese über, brachte sein Halstuch vor die Nase. Nützen würde es kaum etwas. Womöglich nicht mal das.
Die Taschenlampe fing an zu arbeiten und das Messer machte mit einem schnapp, sich ebenfalls bemerkbar. Zeigte sich blitzend, das auch dieses bereit für seinen Zweck war. Es rumpelte im Innenraum, tobte, knallte, schepperte.
Bumm.
Machte es.
Der Container machte konstante Geräusche. Ratterte wie ein Waschmaschine, die dem Ende entgegen arbeitete und noch einmal auf Hochtouren, alles in ihrer Kraft geben würde.
Wenn das umgebende Hartplastik, organisch gewesen wäre, würde es wohl wie ein Herzschlag,
voluminös auf und ab pulsieren, sich in steten Rhythmen bewegen.

Eins,
zwei,
drei,
vier.

Mit der Augen zu und durch Methode, dem allgegenwärtigen Hauruck, riss er den Schiebedeckel Verschluss nach hinten.
Stütze sich auf der behelfsmäßigen Stufe, an der Rollenden Monster Tonne auf und lugte in den dunklen Schlund des großen Rollcontainers.
Die Taschenlampe, offenbarte grauenhaftes.
Eine widerliche, Biologische Grimasse, aus sich öffnenden Augen und Mündern, dessen Zungen in Seen voller Speichel und sehnigem Blut daher schwammen.
Ein Wust aus abgetrennten Tiergebeinen.
Kadavern, unterschiedlicher Verwesungsstadien und einem Gewölle aus unterschiedlichsten Tiergattungen.
Hunde, Katzen, einem Fuchs, kleine Fellknoten die aussahen, als könnten Mäuse es sein, oder vielleicht auch verstümmelte Meerschweinchen. Etwas das einer Schlange ähnlich war und sogar noch andere exotische Tiersorten, waren darin aus zu machen. Reptilien und Vogelfedern.
Knochen, die so alt sein mussten, als würden sie schon Jahre, oder Jahrzehnte darin verrotten.
Doch neben dem abstoßenden, Verwesungszustand, den nicht mal die Kanalisation gerecht werden würde, war etwas viel abstoßenderes zu vernehmen.
Nämlich, das all das Gebein, die Pfoten, Augen, zappelnden Schwänze, zuckenden Gewölle und dessen verwesende Schädel, voll Maden und Fliegen und all dem Blut, den Ratten, die wie üblich, immer ihren Weg in etwas hineinfanden, das all das, einem einzigen Organischen, Lebhaften, Brei glich, der eine große ganzheitliche Substanz ausmachte.
Vor Schreck, stieß Michael einen entsetzlich hysterischen und überschlagenden Schrei heraus.
Den er so von sich selbst, noch nie zu hören vernahm.
Mit dem Rücken landetet er mitten auf den Straßenbelag. Stauchte sich dabei das linke Handgelenk blutig.
Doch unachtsam dessen, im nassem Dreck zu liegen. Die Kleider nicht nur eingesaut, sondern womöglich auch eingerissen zu haben, oder seine Glieder in Mitleidenschaft gezogen zu haben. Musste er viel entsetzlicheres Festellen, als den Ärger seiner Eltern. ,,Die neue schöne Hose. Was hast du nur wieder gemacht.,, Gott, wie lieb wäre ihm jetzt diese Realität, sich dem Banalitäten verschlissener Kleidung und dessen käuflichen Werten zu stellen.
Dieses Teil, da in der Tonne, diesem Tierkomposthaufen.
Dieser lebendig wuchernde Friedhof, einer achtlosen Müllhalde gleich, bestehend aus Eingeweiden und Tierbeständen und wer weiß was sonnst noch.
Das Unding, kam zwar nicht heraus. Das nicht. Aber es hielt jetzt den Deckel weit offen, das dieser nicht mehr verschließen und einrasten konnte. Es hielt ihn fest offen. Mit klitschigen und blutigen trieben, die wie klitschige Tentakelschläuche, ihm wuchtig entgegen kamen. Nach allem grapschten, was es zu greifen galt.
Sein Messer fauchte durch die Luft.
Unachtsam, das seine Hand, dessen Schaft er fest umklammert hielt, immer noch schmerzte.
Der reflexartige Schweif, der Messerschneide, sitze und traf dieses eklige, sich um sein Bein windende Gebilde und durchtrennte diese.
Waren das etwa Därme?
War das wirklich ein Darm, aus dem Arsch, den vermodernden Innereien, irgend eines Tieres, das in der Tonne sein erbarmungsloses, elendiges Ende gefunden hatte.
Eins dieser knotig, blutig undefinierbaren Gerinnsel, kam ihm entgegen.
Er stach mit voller Kraft, die er aufbringen konnte, zu. Das Blut spritze ihm in sein Gesicht.
Ein fieses, gallig blubberndes Geräusch, kam aus dem Innenraum, der vor ihm aufgestellten Tonne des Grauens heraus.
Kam ihm und dem Rest der Welt entgegen.
Das musste doch noch irgendwer anderes gehört haben.
,,Oh Gott hilf mir.,, Waren seine Worte.
Die Schlingen wahren vielzählig, hatten seinen rechten Schuh bereits an sich gerissen. Tief in den Schlund gezogen und sich einverleibt. Rülpse und Furze wurden ausgestoßen und das aufstoßen, von erbrechen war zu vernehmen. Auch sein linkes Bein, war jetzt fest im Griff. Immer wieder fuchtelte er mit dem Messer um sich, stach zu, wollte durchtrennen und wieder zu Füßen kommen. Immer wieder schlug Michael mit der Taschenlampe um sich.
Versuchte wieder und wieder, was es zu versuchen galt. Das rückgängig zu machen, was er sich eingebrockt hatte. Wer konnte mit derartigem rechnen. Seine Fingernägel, gruben sich in den Beton, natürlich vergebens. Krallten nach etwas, das nicht gekrallt werden wollte.
Erschrocken, wie schnell sich etwas vollzog, dessen er sich selbst ausgesetzt hatte, weil ihm seine Neugier, äußerst wichtig war.

,,Ach du heiliger Holzmichel. Scheiße noch eins. Was gehtn hier ab. Verfickte, soll mich doch der. Halt aus, ich komme Meister.,,
Drang eine verranzte, über Jahre hinweg missbrauchte Stimme empor. Die im Moment, aller Momente, allerdings um so Goldiger erklang.
Michael klebte am Rande der Tonne, fest umschlungen von den Därmen voller Scheiße.
Ein Bein schon im Schlund. Diese klebrige Pampe, grapschte ihm im Gesicht, fast hätte er gekotzt, von dem Gedanken benommen, irgendetwas davon in den Mund zu bekommen.
Ein Holzschläger, mit der Aufschrift, (Frieden sei mit mir!) sauste herab, drosch mit voller Wucht, auf das was sich Dickdarm nannte ein.
Platz!
Machte es. Eine blutige, Scheißeexplosion ergab sich über Beide hinweg.
,,Drecks Bestie. Nimm das.,,
Zack!
Sein Kippenstummel blieb heil, glühte weiterhin unbehelligt
und vor allem,- unlöschbar -, vor sich hin.
Seine vom Wind gegerbte Landstreicher Hand, griff nach Michaels Kragen, sackte ihn am Schlawittchen, zerrte mit aller Kraft daran.
,,Nicht mit mir. Nicht solange ich ein Wörtchen mitzureden habe.,,
Mit seinem Holzknüppel, drosch er wie mit einer Saugklocke bewaffnet, die stets unter der ständig verstopften Spüle seinen Platz fand, immer wieder auf den lebendig klebrigen Brei, voller Münder und Körperöffnungen ein. Machte aus roter Spagetti Altente, marklose, lupenreine, Püreepampe.
Das Biest gab nach. Ließ Michael für einen Moment frei.
Das reichte aus.
,,Lauf Kleiner.,,
Ohne mit der Wimper zu zucken, rannte Michael los. Blieb stehen, sobald die Entfernung stimmte und besah sich die eskalierende Situation. Denn sein Gewissen wollte nicht so recht.
Schließlich war es sein Schlamassel, den er sich hier eingebrockt hatte.
Und nun ein Anderer, für ihn aus boxen musste.
,,Hier hast dus. Ich kann das die ganze Nacht lang.,, Brüllte Ron, im Wahn.
Wie ein Irrer Super Barmann, der den mächtigsten Pömpel aller Zeiten, gegen die Mächte der Abflüsse zu bestreiten hatte, drosch der Holzschläger, immer wieder in die Tiefen hinab.
Ohne festem Ziel, traf er genau recht, wo er eben eintraf.
Das Blut spritze in alle Richtungen.
Knochen, Knorpel, ein Auge dürfte das Dingens gewesen sein und noch irgendwas, was wie ein Menschlicher Finger aussah, kam ihm entgegen.
Einer der Scheißedärme, versetzte Ron einen wuchtigen Schlag gegen den Kopf. Packte ihn um den Hals.
,,Scheiße noch eins.,,
Großer, ich könnte deine, hilf,,. Seine Worte verebbten unter dem Druck.
Für einen kurzem Moment, nahm sich Ron vor, weniger zu saufen, um in solchen Situationen mehr Ausdauer aufbringen zu können. Von dem Gedanken inspiriert, viel ihm ein, das er noch eine Flasche,- Hochprozentigen - Selbstbrenner - Schweinepriester – Fusel - Hausmarke Ron -, in seiner Manteltasche stecken hatte.
Wo Worte aus blieben, musste man auf Mimik und Gestik setzen.
Michael riss sich sein Gestankschutz vom Hals. Nahm die ihm gereichte Flasche, mit dem nötigen Abstand entgegen.
Die - Fusel - Schweineprieser – Hirngulasch - Flasche lag Goldrichtig in seinen Händen.
Und handelte Instinktiv. Wie im viel zu oft gesehen Film,- Ein Molotov geht um die Welt. Mit den Fingern riss er den Korken aus der Pulle, stopfte sein Tuch hinein und grapschte nach etwas, das er in diesem Alter einfach noch nicht bei sich hatte.
Ein Feuerzeug.
Sein enttäuschter Blick, wandte sich zu Ronsen, der ihm mit seinem Blick gestikulierte und mit letzter Not nach seiner Fluppe griff. Natürlich gönnte er sich noch einmal, einen letzten grätigen Zug. Lebe bis zuletzt – Zitat: Lebensmotto Ron.
Bevor Ron, ihm endgültig den abgeranzten Kippenstummel entgegen schnippte.
Der Friemel landetet direkt vor seinen Füßen.
Die Glut reichte aus, den Stofffetzen als Docht zu entflammen.
Mit beiden Händen, um den Scheißekanal, der sich fest um Ronsens Hals schlingte,
drückte er mit letzter Kraft, die Worte, -,,Mach dem Drecksvieh den gar aus -,, über die Lippen.
Der Molotov krachte hart, gegen die Innenseite der Tonne. Zum Glück zerbarst die Flasche und die damit einhergehende Feuerflut, konnte sich über dem Vieh großzügig ausbreiten.
Die Schlingen um Rons Hals ließen locker.
Ron befreite sich. Griff nach dem auf dem Boden kullernden Schläger und verdünnisierte sich schleunigst.
Nur Michael ging dem entgegen. Stapfte zur Vollendung, noch einmal auf die Tonne zu.
Schloss mit Mühe des aufkommenden Feuers und dessen Ruß, all der Hitze, der um sich schlagenden Flammen, die Schiebeklappe zu.
Ron schaute nur, wunderte sich allerdings über nichts mehr. Was für ein Abend.
Erst in seinem eigenem geliebten Schuppen, Rons Taverne,- meine fresse, was ging da heute wieder ab -, jetzt auch das noch.
Wenn alles, was er jemals zuvor gerochen hatte, einschließlich das, was er heute ertragen musste, bis zum Himmel stank, war das nichts im Vergleich zu jenem, was Beide nun an bestialischen Gestank, gleichsam einatmen mussten.
Der Gipfel des Gestanks, würde die höchsten Türme im Reich Gottes erklimmen und das gesamte Paradies, in eine einzige Scheißhausgrube verwandeln.
Diese Bioschleim Masse und das geschmorte Plastik, das sich im hier und jetzt,
zu einer schwarzen, klebrigen, roten Modernen Kunstform verwandelte, die man hätte glatt ausstellen können.
(Ron überlegt tatsächlich. Vielleicht, würde das mehr Kundschaft bedeuten.)
Das Kreischen, das fauchen und krächzen, waren unerträglich und tat in den Ohren weh.
Die Rußenden, schwarzen Rauchwolken, fanden ihren Weg in den freien Himmel.
Stanken dabei die gesamte Nachbarschaft voll.
Meine fresse, es würde Tagelang stinken.
Vielleicht sogar Wochen.

,,Wie soll ich das meinen Eltern erzählen?,,
,,Am besten gar nicht!,,

Zumindest Regnete es nicht mehr!

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