Veröffentlicht: 09.05.2025. Rubrik: Abenteuerliches
*Karnische Alpen - 1)Schwierigkeitsgrad Eins
Mich hat auch einmal der Berg gerufen, genau gesagt, die Karnischen Alpen im Dreiländereck Kärnten, Steiermark und Italien, deren Ruf ich gefolgt bin. Leichtes Wandern ohne Schwierigkeitsgrad war angekündigt, eine ganze Woche lang, täglich circa sechs Stunden. Damals bin ich sehr gerne gewandert und hatte eine gute Kondition.
Ich hatte bloß eine dünne Strickjacke dabei und leichte Wanderschuhe an, denn es war ja Sommer und ich hatte mich für den Fotoapparat statt dem Anorak entschieden. Er dürfte mich so gar nicht mitnehmen unkte unser Bergführer, denn wenn das Wetter umschlägt, dann schneit es da oben. Doch alles ging gut, das Wetter ist nicht umgeschlagen. Elf Bergsteiger waren wir insgesamt. Den leichtesten Rucksack hatte ich mit 11 kg.
Nach der langen Anfahrt ging es am darauffolgenden Tag los. Der Bergführer war auf eine der beiden Sportstudentinnen scharf und wählte deshalb einen Umweg mit Schwierigkeitsgrad Eins über den Berg, um ihr zu imponieren, statt den leichteren Weg am Berggipfel vorbei.
Es war ein schmaler Steig, den wir entlang der Felsen wanderten. Auf einmal kam eine senkrecht in den Fels gehauene Leiter daher. Der Bergführer war mitsamt seinen bergkundigen Freundinnen schon über alle Berge vorausgeeilt, die Bergsteiger vor mir stiegen die eiserne Leiter mutig hinauf. Ich hatte Schwierigkeiten. Oben angelangt, gab es gar keinen Steig mehr, zwei eiserne Pfähle waren einzeln in den Fels getrieben, über die man mit drei Schritten eine Felsspalte überwinden musste, darunter ging es tief hinab. Ich sagte, dass ich das nicht kann. „Du musst!“, war die Antwort meiner Bergkameraden. Also klammerte ich mich wohl oder übel am gespannten Seil fest, und stieg drüber, wo unter mir der senkrechte Abgrund klaffte. Prompt hatte ich, am gegenüber liegenden weiterführenden Weg angelangt, einen solchen Kniezitterer, dass erstmals an Weitergehen nicht zu denken war. Es war zum Glück die einzige gefährliche Stelle, die daherkam.
Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn ein längeres solch schwieriges Wegesstück uns noch erwartet hätte. Vor hätte ich nicht gekonnt und zurück auch nicht. Immer frage ich mich seitdem, ob ich die schwierige Stelle hätte verweigern sollen, obwohl ich keine Ahnung habe, wie das aussehen hätte sollen. Mir grauste jedenfalls vor der weiteren Tour, die noch vor uns lag.

