Veröffentlicht: 17.06.2025. Rubrik: Menschliches
Engel
Ein Engel
Gibt es vielleicht doch einen Engel?
Oft sagt man mir, ich sei so ein Geschöpf.
Der Name Angelika bedeutet der ,,Bote Gottes“ oder ,,Engel“
Egal, heute ist nicht mein Tag.
In München schneit es.
Überall sind die Weihnachtsmärkte aufgebaut, es riecht nach Glühwein und gerösteten Mandeln.
Mein Lieblings Song von George Michael ,,Last Christmas“ ist vielerorts zu Hören.
Mir kullern die Tränen. Ich bin allein, jedenfalls fühlt es sich so an.
Meine Gedanken kreisen um meine nun schon erwachsenen Kinder.
Vor vielen Jahren zum Nikolaustag befand sich eine CD von George Michael in meinen Stiefel,
die dazu gesteckte Weihnachtskarte war unterschrieben mit den Worten,
„Für unsere liebe Mama“
Es ist bereits 14.00 Uhr mein Bauch fühlt sich leer an.
Außerdem fühle ich mich ausgelaugt, nicht verstanden und schwach.
Bin ich ein Opfer der Umstände?
Was will ich?
In meinem Kopf klingelt es, tu dir selbst etwas Gutes!
Ich überlege nicht lange und komme zu dem Endschluss,
der Viktualienmarkt wäre eine gute Alternative.
Bestimmt wird er mir helfen meine Traurigkeit zu vergessen!
Auf dem Weg dahin befindet sich auch das bekannte Kaufhaus Kustermann und daneben mein Lieblingsladen die Kaiserin.
Heute konnte ich kein passendes Kleidungsstück für mich entdecken.
Ich bedanke mich für die angenehme Beratung. Mit den Worten, ,,bis bald mal wieder, sowie eine schöne Vorweihnachtszeit,“ verlasse ich das Geschäft.
Nur noch durch die ruhige Gasse und die Treppe hinunter, dann bin ich auf den Viktualienmarkt, denke ich.
Was jetzt passiert hätte ich am Morgen nicht zu träumen gewagt. Schnellen Schrittes bewege ich mich auf die menschenleere, steile Treppe zu.
Ein kurzer Augenblick meiner Unachtsamkeit und ich stolpere über meine eigenen Füße.
Jetzt läuft in Sekundenschnelle ein Film ab.
Ich sehe mich bereits fallen und mein Puls rast, es geht abwärts. Keiner ist da, ich bin allein!
Höre ich da eine Stimme, jemand schreit ,,Oh mein Gott!“
Sekunden später befinde ich mich in den Armen eines unbekannten Mannes mit Hut.
Ich schaue ihn dankend an und gleite zu Boden.
Wahnsinn in nur wenigen Minuten entsteht eine Traube von Menschen um uns herum.
Ein älterer Mann ruft, ,,wir brauchen einen Krankenwagen.“
Immer wieder werde ich gefragt, wie es mir geht.
Meine Antwort lautet, ,,es ist alles gut, mir ist nichts passiert.“
Nun steht eine junge Frau, welche mir erzählt das sie Medizinstudentin ist, bei mir. Sie holt mir einen Tee und einen Stuhl, sowie eine warme Decke, welche sie fürsorglich um mich legt.
Erneut betone ich, dass alles in Ordnung ist.
Ungefähr gefühlte 10 min später trifft ein Krankenwagen ein.
Mein Retter oder sollte ich ihn Schutzengel nennen, erklärt kurz den Sanitätern was geschehen ist.
Im Rettungswagen werde ich sehr liebevoll befragt und untersucht. Dabei stellen sie fest, dass es mir wirklich gut geht.
Meine Nase ist beim Aufprall an die Schulter meines Retters gestoßen, dies hat dazu geführt, dass meine Nase blutet, es ist nicht weiter dramatisch. Die Sanitäter verabschieden mich mit den Worten, solche Treppenunfälle sehen gewöhnlich prekärer aus und was ich doch für ein wahnsinniges Glück hatte.
Ja einen Schutzengel, jemand der zufällig auch an diesen Ort war.
Dankend verlasse ich den Krankenwagen.
Allein stehe ich auf der Straße, mein Schutzengel ist verschwunden.
Normalität bestimmt nun meinen weiteren Tag.
Solche Begebenheiten erinnern uns, das Leben achtsamer zu nehmen.
Heute bin ich im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davongekommen.
Ein bisschen muss ich darüber schmunzeln, nicht mit einem blauen Auge, sondern mit einer roten Nase.
Um eine Erfahrung reicher, stelle ich mir die Frage, gibt es wirklich solche Zufälle?
Jetzt befinde ich mich auf dem Viktualienmarkt, bin dankbar, genieße einen Pfefferkuchen und einen Tee.
Mein Handy klingelt, am anderen Ende höre ich die Stimme meines Mannes.
Mehrmals hatte er versucht mich zu erreichen. Schatz sage ich, ,,du wirst es nicht glauben, heute habe ich einen Schutzengel getroffen.
Alles andere erzähle ich dir am Abend. Genieße jetzt deine Kollegen auf den Weihnachtsmarkt in Berlin“. Im Hintergrund ertönt ,,Last Christmas.“
In den Telefonhörer hauche ich ,,Bussi, Bussi Schatz, es geht mir gut.“
Tatsächlich erkenne ich in der Ferne einen Weihnachtsmann und daneben einen Engel durch die Menge des Weihnachtsmarktes huschen.
Ich lächele in mich
hinein und sage zu mir, ,,es gibt ihn also doch!
Den Engel!“

