Veröffentlicht: 21.09.2025. Rubrik: Satirisches
Ich klicke, bis der Arzt kommt!
Endlich ist er da, der Klickzähler, der meine Autorenseele spürbar aufatmen lässt. Der Ungewissheit in den Wind schießt, das Selbstwertgefühl streichelt und die Eitelkeit umarmt. Welch Wohltat!
Gut, ein Klick hat noch keine meiner Geschichten besser gemacht und ob der Klicker die Geschichte wirklich gelesen hat oder er einfach nur der „Klick & Weg“-Mentalität des normalen Internetjunkies folgte, bleibt im Dunkeln. Das interessiert mich als Autor aber auch nicht, wird konsequent verdrängt, nur der Wohlfühl-Klick zählt noch.
Die Aufmerksamkeitssucht wird endlich befriedigt und so, wie der Junkie seine tägliche Dosis Heroin braucht, so brauche ich als Autor täglich meine Klicks. Ein Statussymbol der Oberflächlichkeit.
Wie praktisch, dass die eigenen Klicks auch noch mitgezählt werden! Jetzt habe ich ein neues Hobby. Ich klicke, bis der Arzt kommt, und jede meiner Geschichten die Top-Ten der Rankingliste im Vorbeigehen erobert. Denn nur da gehören sie hin!
Schließlich bin ich einer der Star-Autoren im Forum, auch wenn ich keine 3 Worte hintereinander richtig schreiben kann. Aber wen interessiert schon Qualität, solange die Klickanzahl stimmt und etwas suggeriert, das mit der Realität alles, nur nichts zu tun hat?
Ich brauche jetzt dringend neue Fan-Karten und auch eine gute Salbe, um der drohenden Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen, vom hemmungslosen Klicken auf meine eigenen Geschichten. Was tut man nicht alles, um sich selbst hinters Licht zu führen und seine Eitelkeit zu befriedigen.
Was für eine Wohltat, so ein Klickomat, ein Pflaster für geschundene Autorenseelen mit Suchtpotenzial. Jetzt wird endlich alles besser!

