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geschrieben 2025 von Evelinya Lyriel (lys).
Veröffentlicht: 22.09.2025. Rubrik: Historisches


Das geflüsterte Versprechen Teil4

Dies ist der 4. Teil der Geschichte. Wer die ersten Teile noch nicht kennt, findet sie unter: Historisches - "Das geflüsterte Versprechen TeilX"

Kapitel 12
Zum zweiten Mal musste Johanna über Alexander lachen, als sein Mienenspiel von Unverständnis hin zu Freude wechselte. Alexander, der endlich die volle Bedeutung begriffen hatte, fiel in Johannas Lachen ein, und für einen Moment schien die Welt um sie herum heller zu werden.
„Du bist wirklich schwer von Begriff,“ neckte Johanna ihn lachend. Alexander verzog das Gesicht, doch das Glitzern in seinen Augen verriet, dass er den Scherz annahm.
Dann wurde seine Miene nachdenklich, die Freude wich einer leichten Unsicherheit. „Es ist nur… ich habe Clara so lange nicht gesehen. Zwei Wochen, und die Zeit ist schier endlos gewesen. Meine Sehnsucht nach ihr ist kaum zu beschreiben, aber gleichzeitig quälen mich Zweifel, die ich nicht abschütteln kann.“
Johanna legte ihre Hand beruhigend auf seine. „Das verstehe ich. Aber heute ist der Tag, an dem du sie wiedersehen wirst. Heute klärt sich alles, was zwischen euch steht.“
Alexander atmete tief durch, sein Herz schlug schneller vor Erwartung und Angst zugleich. „Ja… heute ist der Tag.“ Sein Blick wurde entschlossener, die Schatten des Zweifels schienen für einen Moment zu schwinden.
Ein leises Lächeln spielte um Johannas Lippen. „Es gilt nur noch, einige Vorbereitungen zu treffen, bevor wir aufbrechen können.“ Langsam erhob sie sich und führte Alexander mit ruhigen Worten zu seinen Gemächern, wo der Kammerdiener bereits wartete, um beim Kleidungswechsel zu helfen.
Die Garderobe war spürbar verändert. Alexander entdeckte eine Auswahl an schlicht eleganten Kleidungsstücken, gefertigt aus feinen, gedeckten Stoffen, deren Schnitte dem hohen Stand nachkamen, jedoch bewusst auf jeglichen auffälligen Luxus verzichteten. Schmuck und Accessoires, einst Ausdruck von Reichtum und Status, wurden auf das Notwendigste reduziert, um eine Atmosphäre der Bescheidenheit und Nähe gegenüber Clara zu schaffen.
In einem Nebenzimmer wartete Johannas Zofe, um Johanna in ein Meisterwerk schlichter Eleganz zu kleiden: einfach in der Farbe, dezent im Schnitt, doch von feinster Qualität und Verarbeitung, aus Rücksicht auf Clara und ihr Umfeld.
Nachdem sich Alexander und Johanna umgezogen hatten, trafen sie sich erneut im Salon ihres Stadthauses. Alexander war überrascht, seine Schwester in dieser schlichten Garderobe zu sehen, ein Kleid, das mit Bedacht ausgewählt war, um Claras Welt zu respektieren und nicht mit prunkvollem Adel zu überstrahlen. Trotz der einfachen Eleganz strahlte Johanna eine sanfte, natürliche Schönheit aus, die jeden Schmuck überflüssig machte. Alexander bewunderte einmal mehr ihre kluge Voraussicht und ihr sensibles Gespür. Mit liebevollem Blick und einem warmen Lächeln sagte er: „Du siehst bezaubernd aus, Johanna. Deine Rücksicht macht dich nur noch schöner.“
Johanna antwortete: „Danke, Alexander. Es bedeutet mir viel, dass du das sagst. Ich wollte nur, dass Clara sich wohlfühlt – und es freut mich zu wissen, dass du meine Entscheidung verstehst.“
Alexander war noch immer nervös, doch Johannas ruhige Art wirkte beruhigend auf ihn. Schließlich ließ er die Kutsche rufen. Gemeinsam fuhren sie in das Viertel von Clara.
Die Kutsche rollte gemächlich durch das Viertel, das von einem angenehmen, ruhigen Charme geprägt war. Johanna blickte interessiert aus dem Fenster und nahm die gepflegten Fassaden der Häuser wahr – meist freundliche Pastelltöne, wundervoll restaurierte Türen, Blumenschmuck auf Fensterbänken und Balkonen. Die meisten Häuser waren selten höher als drei Stockwerke, die Vorgärten blühten im Spätsommer, und zwischen den Gebäuden lud das satte Grün kleiner Parks zum Verweilen ein.
Die Bürger des Viertels schienen Wert auf Sauberkeit und Harmonie zu legen: Auf den Wegen lag kein Müll, die Hecken waren sorgfältig getrimmt, die Straßenlaternen wirkten wie liebevoll poliert. Johanna war positiv überrascht—sie hatte dieses Viertel bisher gemieden, doch die Offenheit und gepflegte Atmosphäre beeindruckten sie sehr.
Am Rande des kleinen Parks hielt die Kutsche schließlich an. Alexander, von feiner Erziehung geprägt, öffnete als Erster die Tür, stieg hinaus und trat höflich zur Seite zurück, um Johanna den Ausstieg zu erleichtern. Mit einer sanften und respektvollen Geste bot er ihr den Arm an. Johanna nahm ihn dankbar an, schenkte ihm ein stilles Lächeln und verließ unter seiner Führung sicher die Kutsche. Die Berührung vermittelte Halt und die vertraute Nähe zwischen Geschwistern, ohne dabei ihre Zurückhaltung in der Öffentlichkeit zu gefährden.
Draußen empfing sie die Luftharmonie eines späten Sommertages, ein sanftes Licht tauchte die gepflegte Umgebung in ein warmes, einladendes Ambiente. In der Ferne hörten sie das fröhliche Zwitschern von Vögeln, und das leise Murmeln von spielenden Kindern verlieh der Szenerie eine friedliche Unbeschwertheit.
Gemeinsam betraten sie den gepflasterten Weg, der sich ruhig durch den Park schlängelte. Der Duft von Rosen lag in der Luft, und das satte Grün der sorgfältig gepflegten Wiesen verbreitete eine friedvolle und wohltuende Atmosphäre.
Johanna hakte sich aus Gewohnheit bei Alexander unter, eine vertraute Geste zwischen Geschwistern, die ihnen Sicherheit gab. Doch sofort wurde ihr bewusst, dass dieses Unterhaken nur zwischen sehr vertrauten Personen erlaubt war und in der Öffentlichkeit leicht falsch verstanden werden konnte. Besonders angesichts des bevorstehenden Treffens mit Clara hätte dieser kleine Akt der Vertrautheit den Eindruck erwecken können, Johanna sei Alexanders Verlobte oder ihm auf eine ähnlich innige Weise verbunden. Um jegliche Missverständnisse zu vermeiden, löste Johanna deshalb behutsam die Verbindung, während Alexander ihr mit einem verständnisvollen Lächeln begegnete.

Kapitel 13
Clara stand hinter der Scheibe ihres Ladens und sah gebannt hinüber zur anderen Parkseite, wo die Kutsche vorfuhr. Ihr Herz schlug wild und ungestüm, als Alexander als Erster ausstieg. Ein süßer Sturm von Freude und Hoffnung durchströmte ihre Brust, so als könnte nichts ihr Glück mehr trüben.
Doch dann sah sie die fremde Frau — eine ihr unbekannte Gestalt, die mit höflicher Anmut ebenfalls aus der Kutsche schritt. Clara folgte mit ängstlichem Blick, wie Alexander der Dame beim Aussteigen behilflich war, ihr sanft den Arm bot — ein Akt der Höflichkeit, den sie noch zu verstehen wusste.
Doch als sich die Fremde bei ihm unterhakte, fuhr ein kalter Stich in Claras Herz. Der zarte Schein der Hoffnung zersprang, zerbrach in tausend scharfe Splitter, und sie fühlte sich, als wäre sie in tiefster Nacht verloren. Plötzlich erkannte sie, dass sie die Bedeutung der aufblühenden Rose, die Alexander ihr einst gesandt hatte, gänzlich fehlgedeutet hatte. Sie glaubte, sie sei das Symbol seiner Liebe zu ihr, doch nun schien es, als stehe die Rose vielmehr für das Wiederaufblühen einer längst bestehenden Bindung zu jener Frau.
Tosend stiegen Verzweiflung, Schmerz und ohnmächtiges Gefühl der Zurückweisung in ihr auf. Als Alexander und die fremde Frau den Laden betraten, fühlte sie sich zerbrochen und verlassen, als habe er ihr stumm das Ende bedeutet.
Zum Glück war gerade niemand im Blumenladen, als Alexander und die fremde Frau eintraten. Die Luft erfüllte sich mit dem frischen Duft herbstlicher Blüten—zarter Chrysanthemen, reifer Astern und samtiger Dahlien—die sich mit der erdigen Note feuchter Erde und dem Hauch ersten Laubfalls vereinten. Zwischen den sorgsam arrangierten Sträußen, die in warmen Gold-, Rot- und Orangetönen leuchteten, ruhte auf einem alten Holztisch ein bunter Haufen frisch gepflückter Zweige und Beeren, die den nahenden Herbst ankündigten.
Sanft senkte sich die Stille des Ladens auf sie, als Alexander mit wohlgesetzter Stimme sprach:
„Guten Tag, gnädiges Fräulein Bellamy. Erlauben Sie, daß ich Ihnen meine Schwester Johanna Langley vorstelle.“
Clara erschrak innerlich, als sie vernahm, dass die fremde Dame Alexanders Schwester sei. Welch gewichtige Nachricht mochte er ihr bringen wollen, dass er für ihre Mitteilung die Begleitung und sicherlich auch Beistand seiner eigenen Familie ersuchte? Das musste etwas von äußerster Tragweite sein. Dennoch bewahrte Clara Haltung – verpflichtet durch Sitte und Anstand, gleichwie ihre innerste Unruhe allmählich Wurzeln schlug.
Mit einem gemessenen Nicken begrüßte sie Johanna und bemühte sich um jene Herzlichkeit, die selbst in Momenten der Unsicherheit einer jungen Dame ihres Standes eigen zu sein hatte.
„Es ist mir eine Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen, Frau Langley“, sprach sie mit ruhiger Stimme.
Johanna erwiderte Claras Gruß mit einer leichten Neigung des Hauptes.
„Ich danke Ihnen, Fräulein Bellamy. Mein Bruder hat mich gebeten, heute und auch künftig als Ihre Anstandsdame zu wirken. Auf diese Weise soll unser aller Pflicht gegen Anstand und Sitte auf das Beste gewahrt bleiben.“
Langsam, wie ein leiser Frühlingshauch, der durch bunte Blütenfelder zieht, sickerten die Worte in Claras Bewusstsein. Eine Woge ungeahnter Freude stieg in ihr empor, ein zärtlicher Sturm, der wie süßer Regen über ihre Seele ergoss und alle Schatten der Sorge hinwegwischte. Sie fühlte sich getragen von einem sanften Licht, das in ihrem Innersten zu leuchten begann und jeden Zweifel in ein silbernes Flimmern verwandelte.
Das Glück, das sie empfing, war kein lauter Jubel, sondern ein geheimnisvolles Lied, das ihr Herz in tiefster Stille sang. Es durchströmte sie wie ein warmes Meer, dem sie sich ganz hingab, während die Welle langsam und sanft zurückflutete und all den Schmerz und alle dunklen Gedanken mit sich nahm—zurück ließ sie nur das reine, stille Leuchten eines Herzens, das sich heimgefunden hatte.
Ein zartes Lächeln hob sich sacht auf Claras Lippen, kaum mehr als ein Hauch des Glücks, der ihr Gesicht erhellte. Wie ein heimlicher Dieb stahl sich eine einzige, verräterische Träne sacht ihre Wange hinab.
Kaum vernehmbar entkam ein gehauchtes „Alexander“ ihren Lippen. In diesem einzigen Wort war all ihre Sehnsucht, all ihre Liebe und Hoffnung enthalten. Und dieses Wort, kaum mehr als ein Nichts, spülte alle Zweifel fort wie der sanfte Regen einen trockenen Staub.

Kapitel 14
Alexander sah die Veränderung in Claras Gesicht. Die einsame Träne, die sacht ihre Wange hinabstieg, wischte alle Zweifel hinweg. In diesem Moment gab es nur noch die Liebe zu Clara und das schönste Glücksgefühl seines Lebens. Ein tiefes, stilles Verlangen ergriff ihn: Er erwünschte sich nichts sehnlicher, als Clara in seine Arme zu schließen, die Träne sanft zu fangen und als kostbare Erinnerung zu bewahren.
Eine stille Spannung lag zwischen ihnen, schwerer als jedes gesprochene Wort. Jeder Blick, jede noch so kleine Regung war ein leises Versprechen, ein Ausdruck jener Liebe, die Zeit und Raum überdauerte. Alexander beobachtete mit tiefem Gefühl, wie sich auch Johannas Augen mit einer glänzenden Träne füllten — die stille Anteilnahme seiner Schwester berührte ihn ebenso sehr wie das Herz in seiner Nähe. Mit kaum gespürtem Zittern trat er einen Schritt näher, ohne die Grenze zu überschreiten, hielt Claras Blick gefangen und spürte das leise Flüstern ihrer Herzen. Ein feines Lächeln umwehte seine Lippen — mehr sagend, als Worte es je vermochten — und in diesem Moment verschwand die Welt um sie herum. Zurück blieb nur das zarte Band ihrer Seelen, das in der gebotenen Distanz seine vollkommene Form fand.
Dann hörte Alexander seinen Namen, gehaucht und zart, als käme er selbst aus den Tiefen ihres Herzens. Es war kein lauter Ruf, sondern ein stilles Bekenntnis, und in diesem Moment war es um ihn geschehen. Kein Zweifel, keine Furcht blieb zurück – nur die unerschütterliche Gewissheit, dass ihre Liebe alles überdauerte.
Für einen kostbaren Augenblick schienen Alexander und Clara in einer anderen Welt zu schweben — eine Welt, in der all die Sorgen, Zweifel und ängstlichen Schatten, die sonst so oft ihre Gedanken heimsuchten, endlich für immer verflogen waren. Sie fanden sich in einer tiefen Freiheit wieder, die alle Furcht und Ungewissheit hinter sich ließ, und nur noch ihre Seelen in stillem Einvernehmen verband.
Ihre Blicke trafen sich, tief und voller Vertrauen, als könnten ihre Augen einander mehr sagen als tausend Worte. In dieser stillen Versenkung verflogen alle Schranken der Gesellschaft, und doch wussten beide, dass sie hier, in diesem Moment, das reine, unverfälschte Gefühl teilten, das keines weiteren Beweises bedurfte. Es war Liebe. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie hielten sich nicht in den Armen, durfte es auch nicht, und doch verband sie etwas unendlich Starkes — ein zartes Band der Nähe, das lautlos ihre Seelen berührte.
Die zauberhafte Stille wurde plötzlich von Johanna durchbrochen, die neben ihnen stand und mit einem Blick hinaus in den Eingangsbereich des Ladens erkannte, dass sich ein Kunde näherte. Widerwillig, aber entschlossen, riss sie Alexander und Clara behutsam aus ihrer Verzückung zurück in die Realität. Das leise Geräusch ihrer Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch es genügte, um das zarte Band ihres stillen Einvernehmens zu lösen.
Johanna warf einen schnellen Blick in den Eingangsbereich und sah den Kunden, der sich näherte. Still griff sie nach einem der farbenfrohen Blumensträuße, die auf der Theke standen, und hielt ihn in die Höhe, als wäre sie gerade dabei, einen ganz gewöhnlichen Einkauf zu tätigen.
„Ich nehme diesen hier“, sagte sie leise und lächelte, dabei war es ihr wichtig, den Anschein eines normalen Blumenladenbesuchs zu wahren.
Alexander und sie wechselten einen Blick, dann verließen sie gemeinsam und langsam den Laden, in dem Clara noch einen Moment zögerte, den zerbrechlichen Augenblick ihres Zusammenseins in der Luft schweben ließ.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Hundsstern am 23.09.2025:
Kommentar gern gelesen.
Wiederum sehr stimmig, auch in den Passagen, in denen das Liebesglück ["tausend scharfe Splitter"] noch fragiler wirkt. H.




geschrieben von Codec Diva am 25.09.2025:

Für mich schwierig zu lesen, weil ungewohnt, weil ungewohnte Charaktere und weil mit sehr wenig Kinetik. Mein Problem, nicht deins. Druckt gerade auf Papier mit einer besser lesbaren Schrift, weil ich jede Hilfe nehmen muss, die ich kriegen kann. 42 Seiten einstweilen...

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